Bei den Landesmeisterschaften in Springen und Dressur triumphieren die Reitsportler aus dem Kreis viermal

Pinneberg. Die Szenerie erinnerte an die Tradition vergangener Jahre. Diesmal war es eine Amazone, die ein unfreiwilliges Bad in der Menge nahm. Jenny Johansson, Springreiterin vom Reit- und Fahrverein Elmshorn, war die Auserkorene, die von ihren johlenden Reiterkollegen nach der Siegerehrung im hohen Bogen in den Wassergraben geworfen wurde. Auch Derbysieger Nisse Lüneburg (Hetlingen) „packte“ mit Freude an und gratulierte Jenny zum Gewinn des Damentitels bei den Landesmeisterschaften der Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsreiter in Bad Segeberg. Mit ihrem Pferd Joy hatte sie kurz zuvor gegen starke Konkurrenz triumphiert.

Überhaupt schnitten die Aktiven aus dem Kreis auf dem Landesturnierplatz in Bad Segeberg hervorragend ab – so gut wie noch nie in der langen Geschichte der Landesmeisterschaften, die zum 66. Mal ausgetragen wurden. Zwei Landesmeister in der Dressur gab es, und zwar durch den ehemaligen Verbandsreiter Wolfgang Schade aus Elmshorn und durch Nachwuchsreiterin Ninja Rathjens (Appen-Etz). Vize-Landesmeister wurde Rasmus Lüneburg, der mit der neun Jahre alten Stute Quintana auch den Großen Preis von Schleswig-Holstein gewann.

Höher, weiter und mehr Bewegung, so lautete das Motto. Athletik und Technik waren gefragt bei den Springreitern, anspruchsvolle Parcourslinien mussten absolviert werden. Topreiter bringen gute Pferde an den Start. Nach zwei Wertungsprüfungen der Landesmeisterschaft kam die Konkurrenz an den Geschwistern Nisse und Rasmus Lüneburg nicht vorbei. Die Brüder lieferten sich in mehreren S-Klassen ein Duell um Platz eins. „Ist schon irre, was meine Kinder im Parcours zeigten, ich bin sehr überrascht“, sagt Mutter Karin. In den genannten Prüfungen spielte auch Christian Hess (RuFV Elmshorn) eine gute Rolle, denn er war mit seinen Pferden durchweg vorne platziert.

Der Sieger in der ersten Wertung zur Landesmeisterschaft Springen der Herren aber hieß Lüneburg, kommt aus Hetlingen und ist nicht der Derbysieger, sondern dessen „großer“ Bruder. Rasmus Lüneburg gewann mit der neun Jahre alten Stute Quintana das erste S*- Springen, in dem genau 66 Reiter und Reiterinnen antraten. Rasmus: „Selbst als Ponyreiter konnte ich hier noch keine Medaillen holen.“ Derbysieger Nisse Lüneburg (Hetlingen) gewann tags darauf mit der Stute Piana Joenna die zweite Wertungsprüfung.

Großen Sport lieferten auch die Dressur-Asse des Landes. Die besten sechsten Reiter mussten eine Grand Prix Kür abliefern. Reiter und Pferd präsentieren sich mit eigens ausgewählter Musik. Wolfgang Schade sicherte sich auf dem elfjährigen Willi Wacker den Titel und strahlte. „Meine Freude ist groß, denn ich lag in den letzten Jahren meistens auf Platz zwei oder drei“, sagt Schade. Titelverteidiger Nuno Palma E Santos, Portugiese aus Wedel, hielt mit Stute Rose Response, 10, lange Zeit die Führung, musste dann jedoch Wolfgang Schade an sich vorbeiziehen lassen.

„Das war knapp, aber es hat für einen Sieg gereicht“, sagt die junge Dressur Nachwuchsreiterin Ninja Rathjens aus Appen-Etz, nachdem sie mit dem 14 Jahre alten Renoir Landesmeisterin geworden war. Das erfolgreiche Gespann trainiert auf dem Anakenenhof bei Reinhard Nielsen. Siegerin Ninja war sogar noch ein kleiner Fehler unterlaufen. „Der Sieg ist einfach super, der Titel klingt gut.“ Im Februar erhielt die Nachwuchsreiterin das Goldene Abzeichen in Neumünster. „Das war damals auch ein großer, emotionaler Auftritt für mich“, sagt Ninja.

Ein neues Highlight war in Bad Segeberg das erstmals durchgeführte Fohlenchampionat der Holsteiner Nachwuchshengste und Stuten. Einen Stehplatz mit freier Sicht zu ergattern, war unmöglich. Und das, obwohl zur gleichen Zeit die Dressur-Kür der Titelkämpfe und die Vorbereitungen für den Großen Preis liefen. Zuchtleiter Thomas Nissen zum Fohlenchampionat: „Über 3000 Fohlen haben wir in ganz Schleswig-Holstein gesichtet und bewertet. 23 Stut- und 20 Hengstfohlen erhielten hierfür eine Einladung.“ Das kleine Bundesland Schleswig-Holstein zählt qualitativ zu den Topregionen in Pferdezucht und -Sport und ist deshalb ein begehrter Standort für Profis und solche, die es werden wollen.

Fazit: Die Veranstalter vom Pferdesportverband Schleswig-Holstein erhielten viele Komplimente für das neu hergerichtete Turniergelände. Rund 30 Helfer und Mitarbeiter hatte Geschäftsführer Matthias Karstens an vier Tagen vor Turnierbeginn aufgeboten, um von der Dekoration bis hin zur Elektronik bestens präpariert zu sein. Während der Veranstaltungstage waren dann über 100 Helfer im Einsatz.

Einen optischen Hingucker bildete der Aufmarsch der Aktiven aus 32 Reit- und Fahrvereinen Schleswig-Holsteins. Rund 196 Reiter versammelten sich auf dem Grasplatz. „So viele Pferde auf einen Schlag, da wird einem Zuschauer ganz schwindelig“, sagte so mancher unter den Turniergästen.

Ergebnisse: www.pferdesportverband-sh.de/turniersport