Sogar in Unterzahl hatten die Fußballer des SV Rugenbergen beim 1:1 gegen den SC Victoria den Ex-Regionalligisten am Rande einer Niederlage

Bönningstedt. 38 Minuten lang boten die Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen einen ganz starken Auftritt. Dann sah Innenverteidiger Dennis Schmidt die Rote Karte, weil er sich nach einem Pfiff von Schiedsrichter Michael Ehrenfort an die Stirn getippt hatte. „Schmiddel“ verschwand spur- und wortlos vom Sportgelände. Die Bönningstedter Oberliga-Fußballer mussten am Ende mit einem 1:1 (1:1) gegen den SC Victoria zufrieden sein. „Mit Elf gegen Elf hätten wir diese Partie gewonnen", sagte SVR-Kapitän Jan Melich, der auf eine Vergangenheit bei „Vicky“ (2008 bis 2011) zurückblickt.

Eine ganz erstaunliche Mannschaft hat Trainer Ralf Palapies – mit vergleichsweise bescheidenden Mitteln – auf die Beine gestellt. Das fängt auf der Torwart-Position an, wo es Jannis Waldmann schaffte, einen Klasse-Keeper wie Dennis Schulz auf die Bank zu verdrängen. Hinten rechts entwickelte sich Heiko Ansorge binnen kürzester Zeit zu einer festen Größe. Wie konnte der FC Elmshorn dieses Muster an Zuverlässigkeit, das eigentlich nie enttäuscht, ziehen lassen? Links hielt sich der von Blau-Weiß 96 verpflichtete Jan Düllberg in den ersten Partien vornehm zurück. In der Zwischenzeit ist er aus der ersten Elf fast nicht mehr wegzudenken. Vom Rest spielt jeder das, was er kann und was er soll.

Feinsinnig appellierte Jan Melich nach dem Abpfiff an die Reservisten, weiterhin Teamgeist auf den Rasen zu übertragen. Das führte gegen Victoria dazu, dass sich einmal die komplette Auswechselbank mit Gäste-Stürmer Vincent Book anlegte. Der Schiedsrichter aus den Reihen von TuRa Harksheide eilte heran und sprach ein Machtwort. Defensivspieler Kevin Beese, diesmal unberücksichtigt, teilte seine Sicht der Dinge mit: „Wenn die Mannschaft auch ohne mich gut spielt, beeinträchtigt das meine Freude überhaupt nicht.“

Das ist der Zustand des SV Rugenbergen nach sieben Spieltagen in der höchsten Spielklasse. Jan Melich will nicht hoch trabend klingen, aber er hat recht. „Uns muss man erst einmal schlagen.“ Die Mannschaft ist so gefestigt und von sich überzeugt, dass sie noch nicht einmal nach dem Teilerfolg in Unterzahl gegen einen Regionalliga-Absteiger in Euphorie ausbrach. Das lag auch daran, dass die taktisch eisern disziplinierten Bönningstedter die besseren Möglichkeiten hatten, diese Partie zu entscheiden. Doch als Max Scholz nach einem Zuspiel von Dennis von Bastian frei vor Torwart Felix Sager auftauchte, war sein Schuss zu unplatziert. Sager lenkte den Ball zur Seite (37. Minute). Es war die erste Schlüsselszene des Spiels. Hätte Scholz getroffen, wäre Schmidt der „Marschbefehl“ eine Minute später erspart geblieben. In der 53. Minute schenkte Schiedsrichter Michael Ehrenfort den Gastgebern nach einem harmlosen Rempler am für Scholz eingewechselten Pascal Haase einen Elfmeter. Melich nahm Anlauf und schoss den Ball an den linken Pfosten. Nicht eine Silbe des Vorwurfs wurde später deshalb laut. „Künstlerpech. Die letzten fünf oder sechs Strafstöße hatte ich alle verwandelt“, sagte Melich.

Balsam auf seine Seele könnte die zweite Minute der Nachspielzeit gewesen sein. Nach Haases Rückpass riskierte Melich einen Schuss von der Strafraumgrenze, den Sager mit äußerster Mühe entschärfte. Beifall prasselte auf beide Akteure nieder. Auch beim Abpfiff applaudierte das Publikum hoch zufrieden. Ein Dorf-Club greift die Etablierten des Hamburger Amateur-Fußballs an.

Von Ex-Pauli-Profi Marius Ebbers ging diesmal keinerlei Gefahr aus

Alle sahen auch, dass Max Scholz keineswegs enttäuschte. Der Stürmer musste lediglich deshalb, weil Pascal Haase für Konterattacken noch besser geeignet ist, beim Seitenwechsel in der Kabine bleiben. In der 13. Minute hatte sich Scholz auf der linken Seite durchgesetzt und den Ball vor den rechten Pfosten gepasst. Sebastian Munzel grätschte die Kugel zum 1:0 über die Torlinie. Das insgesamt einfallslose Victoria-Team, das es nicht verstand, Ex-Profi Marius Ebbers (FC St. Pauli) irgendwie in Szene zu setzen, bot nur in der 27. Minute einen Geistesblitz. Torben Wacker überwand Waldmann mit einem schönen Schuss aus der Drehung und von der Strafraumgrenze zum 1:1. Gäste-Kapitän Marcus Rabenhorst hatte Glück, dass er nur Gelb sah, als er zunächst einen Ballwurf in Haases Gesicht andeutete und ein paar Sekunden später Kevin Lohrke zu Boden fällte. Der Frust bei „Vicky“ saß offenbar tief.