Nachbarschaftsrivalen VfL Pinneberg und SV Halstenbek-Rellingen trennen sich im Oberliga-Spitzenspiel mit 2:2

Pinneberg. Jan Eggers, der sowohl für den VfL Pinneberg als auch die SV Halstenbek-Rellingen kickte, hat Ahnung. „Das Derby endet 2:2“, tippte der Mittelfeldspieler des Wedeler TSV nach kurzer Bedenkzeit. Er behielt recht. Die Nachbarschaftsrivalen aus dem Kreis Pinneberg trennten sich mit genau diesem Resultat. Beide fühlten sich als Sieger. Weiterhin gehören sie der Spitzengruppe der Hamburger Fußball-Oberliga an.

„Das hätte ich aufgrund unseres schweren Auftaktprogramms nicht gedacht“, sagte VfL-Coach Michael Fischer. Gäste-Trainer Thomas Bliemeister rief seine noch ungeschlagenen Schützlinge zur Teamfeier in ein Lokal im Herzen Rellingens. Die Nüchternen fuhren die Unternehmungslustigen anschließend zum Pinneberger Bahnhof. „Durchmachen auf dem Kiez“, lautete der Vorschlag. „Und am Morgen holen wir sie dann vom Fischmarkt ab“, kündigte Bliemeister an.

Dahinter verbirgt sich Begeisterung für ein Team, das bislang alle Erwartungen übertroffen hat. „Wer gut arbeitet, der darf auch feiern“, sagt der Volksmund.

Peter Nogly verzehrte noch rasch eine Bratwurst. Der frühere Nationalspieler des HSV, seit kurzem Aufsichtsratsmitglied des Bundesliga-Dinos, bemühte sich um Diplomatie. Wie ihm das Spiel gefallen hat? „Es war kampfbetont, ein Derby eben“, antwortete der Kapitän der HSV-Meisterelf von 1979, der von 2008 bis 2010 für den Wedeler TSV als Trainer tätig war. Mit anderen Worten: Wirklich vom Hocker hat ihn das Duell der ewigen Rivalen nicht gerissen. Beide Teams spielten solide. An die Glanzform des 5:2 beim SC Victoria (SV HR) und des 2:0 in Altona (VfL) reichten sie nicht heran. „Nach Möglichkeit gewinnen. Auf gar keinen Fall verlieren“, lautete die Devise, auch wenn der Halstenbeker Co-Trainer Matthias Reincke in der 74. Minute noch nach einem Ball sprintete, damit sein Team einen Einwurf so rasch wie möglich ausführen konnte.

Zwei Szenen beschäftigten die Pinneberger Gemüter. In der 20. Minute hatte Flemming Lüneburg den Ball über Adrian Matthäi gehoben und war anschließend mit dem Halstenbeker Torwart kollidiert. „Ein klarer Elfmeter, Rot für den Keeper“, so sah Michael Fischer die Szene. Mit der blau-roten Brille auf der Nase lässt sich dieser Standpunkt nachvollziehen. Schiedsrichter Philipp Steiner indes handelte so, wie sein italienischer Kollege Nicola Rizzoli im WM-Finale 2014, als Deutschlands Torwart Manuel Neuer mit der Faust den Ball traf, gleichzeitig aber auch den argentinischen Stürmer Gonzalo Higuain mit dem Knie zu Boden rammte: „Im geringsten Zweifel für den Angeklagten.“

Ansonsten hätte sich eine frühzeitige Vorentscheidung zu Gunsten der Pinneberger abgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt führten sie 1:0, nachdem die Halstenbeker einen Freistoß von Lüneburg unterschätzt hatten. Steffen Maaß musste nur noch den Fuß hin halten. Pinneberg wähnte sich schnell auf einem guten Weg zum Heimsieg (6. Minute).

VfL-Verdruss rankte sich auch um das Halstenbeker 2:2 in der 66. Minute. HR-Stürmer Arboleda Sanchez soll Tim Vollmer einen Tritt in die Hacken verpasst haben. Beide Akteure wurden anschließend verletzt ausgewechselt. Bedrängt von Jan-Marc Schneider verunglückte VfL-Keeper Norman Baese die Fußabwehr. Niklas Siebert schoss den Ball aus Rechtsaußen-Position ins leere Tor. Wäre Vollmer nicht am Boden gelegen, hätte er den Ball möglicherweise von der Torlinie geschlagen. Thomas Bliemeister fand es toll: „Zweimal sind wir in Rückstand geraten. Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen lassen.“ So war es. Unbedrängt konnte Mladen Tunjic einen Flankenball von Marlo Steinecke bei Baese unterbringen (1:1/ 36.).

Das schönste Tor des Tages glückte jedoch dem Pinneberger Benjamin Brameier. In der 50. Minute nahm er Mitspieler Thorben Reibe den Ball vom Fuß, lief noch drei, vier Schritte und ließ dann Matthäi mit seinem fulminanten Schuss hoch in die rechte Ecke keine Abwehrmöglichkeit (2:1). Die 500 Zuschauer und Fußball-Fans in einem Heißluftballon, der über dem Platz schwebte, konnten behaupten, keinen langweiligen Abend verbracht zu haben. Dem Sieg näher waren die Halstenbeker. Der Pinneberger Innenverteidiger Jan-Philipp Zimmermann vertändelte den Ball. Schneider wurde im letzten Moment gestört (82.).

Der Rest war Kampf, Kampf, Kampf. Schiedsrichter Steiner von Grün-Weiß Harburg (Abendblatt-Note: 2) reagierte mit viel Gefühl für das Spiel sowie Gelben Karten für die Pinneberger Steffen Maaß, Sören Lühr, Flemming Lüneburg, Sascha Bernhardt (eingewechselt), Artur Frost sowie die Halstenbeker Marlo Steinecke, Niklas Siebert und Yannick Sottorf.