Nach dem 2:0-Erfolg bei Altona 93 durch zwei Reibe-Tore wächst beim VfL Pinneberg die Spannung vor dem Nachbarduell gegen die SV HR

Pinneberg. Die Musikanlage der Adolf-Jäger-Kampfbahn streikte. Statt der „Toten Hosen“ oder irischer Folklore gab’s (nach dem Abpfiff) nur den Gesang der Fischer-Chöre zu hören: „Wir lieben dich, VfL.“ Die Pinneberger Oberliga-Fußballer feierten einen verdienten 2:0 (2:0)-Sieg auswärts über Altona 93. „Dies war nicht das Wochenende der Traditionsclubs“ sagte Hamburgs Spielausschuss-Vorsitzender Joachim Dipner, dem vorher die Niederlagen des SC Victoria (Oberliga) und des HSV (Bundesliga) Kummer bereitet hatten. Die Pinneberger aber freuen sich nun auf einen Evergreen. Das Nachbarschaftsduell mit der SV Halstenbek-Rellingen, das umverlegt werden sollte, nun aber wie ursprünglich angesetzt am Freitag, 5. August, um 18 Uhr ausgetragen wird, ist am sechsten Oberliga-Spieltag das Topereignis.

In der zweiseitigen AFC-Information zur Partie („Altonaer Spielblatt“) wurde ausdrücklich vor Thorben Reibe gewarnt. Hat das eigentlich irgendeiner der AFC-Kicker gelesen? Reibe genoss im ersten Durchgang Freiheiten, von denen er vor dem Anpfiff vermutlich nur träumte. In der 14. Minute hatte der Rotschopf noch Pech, als sein Kopfball nach einer Flanke von Sascha Richert von der Lattenunterkante ins Feld zurückprallte. Dafür schlug es in der 18. Minute bei Torwart Fabiano Curia ein. Erst war der Schussversuch von Benjamin Brameier gescheitert. Fünf Meter vor dem Strafraum nahm Reibe Maß und traf die Kugel, die in der rechten Ecke einschlug, optimal. Die Pinneberger führten 1:0. Warum sind eigentlich hoch bezahlte HSV-Profis nicht in der Lage, solche Treffer zu erzielen?

Einen Nachschlag „Reibekuchen“ zum Nachmittags-Bier bekamen die 450 Besucher in der 38. Minute serviert. In der Mitte verpasste Artur Frost die Flanke, die Flemming Lüneburg von der rechten Seite schlug. Hinter Frost stand aber Thorben Reibe, der den Ball wie im Lehrbuch mit der Innenseite zum 2:0 verwertete. Es war ein gerechter Zwischenstand bis dahin. Schließlich hatten die Pinneberger noch einen zweiten Kopfball ans Aluminium verzeichnet. In der 17. Minute hatte der aufgerückte Jan-Philipp Zimmermann Richerts Eckball an die Querstange geköpft.

„Die erste Halbzeit von uns war überragend“, sagte VfL-Coach Michael Fischer, um sich auf dem Weg in die Kabine trotzdem noch sanft bei Schiedsrichter Björn Krüger zu beschweren. Es ging darum, dass der Unparteiische die unfairen Attacken an Reibe für Fischers Begriffe nicht resolut genug ahndete. Ein Catchergriff, ein Tritt vors Schienbein, ein Schlag an die Schläfe, alles war dabei. Gebremst hat Reibe letztlich niemand. Der Finanzbeamte aus Itzehoe bringt es bereits auf sechs Saisontreffer.

Seinem Keeper Norman Baese gab Sport- und Mathematiklehrer Michael Fischer die „Note eins mit Sternchen“. Seine beste Szene hatte Baese in der 47. Minute, als er mit einer Blitzreaktion den Anschlusstreffer von Lukas Hansen verhinderte. Sogar Torwart-Konkurrent Tim Brüggemann erhob sich von der Bank mit den Pinneberger Reservisten und applaudierte begeistert.

Dann war auf Baese auch Verlass, als Kevin Heitbrock (85.) dem zuvor eingewechselten Tim Vollmer, dem die fehlende Spielpraxis in diesem Moment anzumerken war, auf der linken Seite enteilte. Heitbrock wollte den Ball in die rechte Ecke schieben. Baese tauchte nach unten und ging auch aus dieser Szene als Sieger hervor. Insgesamt schafften die Altonaer nur selten, die VfL-Abwehr mit den starken Innenverteidigern Zimmermann und Christian Dirksen Verlegenheit zu bringen.

Die Teamgefährten müssen sich unterdessen den leisen Vorwurf gefallen lassen, ihre Gegenangriffe nach der Pause zu unpräzise vorgetragen zu haben. Ausnahme war die zweite Minute der Nachspielzeit, als der ebenfalls eingewechselte Sören Badermann die Rufe seiner Mitspieler („Zur Eckfahne.“) überhörte, zwei Gegenspieler abschüttelte und mit seinem Querpass höchste Gefahr im AFC-Strafraum heraufbeschwor. Alexander Borck scheiterte aber mit seinem knallharten Direktschuss an Curia. Die AFC-Fans waren dankbar für die Gelegenheit, auch einmal einem eigenen Akteur Beifall zu spenden.