Theo Hedderich liebt ein Hobby, das absolut ungewöhnlich ist: E-Skating. Mit E-Bike-Fahrten kann man den Trendsport dabei nicht vergleichen

Tornesch. „Ich geb’ Gas, ich will Spaß“, heißt es in einem Song von Popsänger Markus, der 1982 in den Hitparaden auftauchte. Die Jugend von heute mag über dieses Liedchen nur müde lächeln. So mancher träumt davon, dass Trendsportarten ihm die Möglichkeit geben, Fun und Tempo zu kombinieren. Einer, der auf Geschwindigkeit aus ist, tut das auf einem Gefährt, das dem Skateboard sehr ähnlich ist: Theo Hedderich, 16, aus Tornesch betreibt ein ungewöhnliches Hobby, von dem sicher so mancher schwärmt, sollte er Einblicke darin bekommen.

Die bis zu 1500 Watt starken Boards erobern derzeit die Motorsport-Szene. Obwohl motorbetriebene Skateboards noch relativ unbekannt sind, haben sie den Kreis Pinneberg schon längst erreicht. Ein besonders begeisterter Fahrer ist der junge Tornescher, der unlängst bei den erstmals ausgetragenen deutschen Offroad-Meisterschaften in Norderstedt den DM-Titel gewann. Sein Vater Lars, der das Hobby seines Sohnes unterstützt, betont, dass Theo von klein auf technisch versiert gewesen sei. In Kürze beginnt dieser eine Ausbildung zum Industriemechaniker: „Ich war nicht überrascht, als er für seine Abschlussarbeit in der Schule erfolgreich ein Gokart in ein Elektrokart umbaute“, so der Vater.

Fahrräder mit elektrisch betriebenen Hilfsmotoren sind mittlerweile auf deutschen Straßen weit verbreitet. Der Motor dieser E-Bikes arbeitet in der Regel durch das Treten der Pedale. Es gibt aber auch Anfahrhilfen, mit denen ohne jede Muskelkraft gefahren werden kann. 250 Watt Leistung und 20 Kilometer pro Stunde Geschwindigkeit darf ein Elektro-Fahrrad maximal haben, bei höherer Wattzahl und mehr Leistung gelten sie als Kleinkrafträder und benötigen ein Versicherungskennzeichen und eine Betriebserlaubnis. Eine klare Regelung wie bei den Elektro-Fahrrädern gibt es bei Elektro-Skateboards noch nicht. Sie dürfen ausnahmslos nur auf privatem Gelände oder abgesperrten Flächen wie beispielsweise auf BMX-Strecken gefahren werden.

Das Fahren auf seinem ersten Board war Theo schnell zu langweilig

Theo Hedderich ist ein leidenschaftlicher Tüftler, der sich bereits seit fünf Jahren ausgiebig mit dem Sport und den technischen Feinheiten der E-Skateboards beschäftigt. „Ich bin eines Tages im Internet aufmerksam darauf geworden. Daraufhin habe ich mich näher informiert.“ Sein erstes Board bekam er von seinen Eltern geschenkt – für gutes Benehmen und gute Noten in der Schule. Nach einigen Probefahrten wurde der anfängliche Spaß auf dem 600 Watt starken Street-Board ziemlich langweilig und er kaufte sich für rund 300 Euro ein gebrauchtes Offroad-Board. Dieses war geländegängiger, kam mit einer Akkuladung über zehn Kilometer weit und fuhr mit seinen 800 Watt bis zu Tempo 25.

Das leistungsstärkste Board, mit dem er ebenfalls deutscher Meister bei der Indoor-DM im E-Skaten wurde, ist ein 1000 Watt starkes Offroad-Skateboard, das 40 Kilometer pro Stunde erreichen kann. Die Funktion eines elektronisch betriebenen Skateboards ist simpel. Über einen Riemen wird die Kraft des Motors auf das linke Hinterrad übertragen. Der Motor wird von einem Computer, der sogenannten Steuereinheit, gesteuert. An der Steuereinheit ist ein Funkempfänger angebracht, der mit einer Fernbedienung verbunden ist, die beim Fahren in der Hand gehalten wird. Die Fernbedienung sieht ähnlich aus wie eine Wasserpistole. Mit ihr kann der Skater Gas geben und bremsen. Bei bestimmten Motoren kann zudem auch der Rückwärtsgang eingelegt werden. Die Lenkung erfolgt durch das eigene Körpergewicht wie bei einem normalen Skateboard. Für bessere Kontrolle und mehr Wendigkeit sorgt ein Carving-Stick.

Bei Meisterschaften fahren die Kontrahenten aufgeteilt nach Altersklassen eine vorgegebene, bis zu 800 Meter lange Strecke, die auch mit Hindernissen versehen sein kann. Zwei oder drei Fahrer absolvieren gleichzeitig drei Runden, die schnellste Runde wird gewertet. Theo Hedderich braucht für diese Distanzen etwa eine Minute und 20 Sekunden. Im Finale fahren die letzten zwei Fahrer gegeneinander. Sieger wird der, der als erstes die Ziellinie überquert. „Bei solchen Rennen ist es Pflicht, Schutzkleidung zu tragen“, sagt der 16 Jahre alte Youngster. Helm, Knie- und Ellenbogenschoner sollen vor Verletzungen bei Stürzen schützen. Hedderich ist erst einmal schwer gestürzt, bis auf ein paar Schürfwunden aber unverletzt geblieben.

Bei Wettkämpfen gibt es bisher nur einen männlichen Wettbewerb. „Wir hoffen, immer mehr junge Leute fürs E-Skaten zu begeistern“, sagt der zweifache deutsche Meister. Sein nächstes Projekt sei das Drachenfestival in St. Peter-Ording, das auf den 26. bis 28. September verschoben wurde. Dort wollen er und sein Team interessierten Besuchern die Sportart näher bringen und Probefahrten anbieten. Das geschieht möglicherweise auch im Dunkeln, Lampen sind am E-Skateboard angebracht. Markus sang ja einst: „Kleine Taschenlampe brenn“! Spaß auf dem Board gibt es eben zu jeder Tageszeit.