Mit 15 Jahren gewann Wakeboard-Star Frederic von Osten, 21, den ersten von drei WM-Titeln, jetzt will er in Polen den Hattrick bei einer Europameisterschaft

Pinneberg. Hamburgs größte Boulevardzeitung betitelte ihn gerade als „Der irrste Surfer der Stadt“. Wakeboard-Star Frederic von Osten, 21, hatte am flachen Bassin vor dem Hamburger Planetarium eine transportable Seilwinde installiert, um von bunten Lampen spektakulär und kunstvoll illuminiert übers Wasser zu zischen. „Ich versuche immer, etwas zu machen, was andere noch nicht gemacht haben“, sagt von Osten, der abwechselnd in Pinneberg und Barsbüttel (Kreis Stormarn) lebt. „Wir entwickeln im Team mit unseren Sponsoren immer neue Ideen“, so der 21-Jährige, der, gefragt nach dem „Stunt“ beim Planetarium, von einer „Nacht- und Nebelaktion“ spricht.

Im Rampenlicht der sportlichen Öffentlichkeit stand von Osten indes vor Kurzem, als er auf der Anlage am Weissenhäuser Strand den Titel bei den deutschen Meisterschaften gewann. In der Klasse „Open Men“ setzte er sich mit 87,33 Punkten gegen Andre Botta (83,33 Punkte) und Jannik Otto (70,67) Punkte durch. Von Osten ist einer der Trendsetter und Superstars der In-Sportart Wakeboarding und nach mehr als acht Jahren als Spitzenfahrer auf dem Höhepunkt seiner Karriere. „Ich habe jetzt alle Titel“, sagt der Wassersportler hörbar stolz.

Der nationale Champion ist auch amtierender Weltmeister des Verbandes IWWF (International Waterski & Wakeboard Federation), nachdem er 2012 auf den Philippinen den Titel geholt hatte. Und obwohl ihn im Vorjahr schwere Verletzungen wie ein Bänderriss im Knie und der Bruch eines Schienenbeins zu Pausen zwangen, ist von Osten nach seinem Sieg 2013 in Finnland auch amtierender Europameister. In der Weltrangliste des Cable Wakeboard World Council (CWWC) rangiert von Osten auf Platz eins vor seinem ehemaligen Teamkollegen Dominik Gührs und den Niederländern Daniel Rutten und Sam De Hann.

Letztgenannten Titel will er in dieser Woche möglichst verteidigen: Die Europa-Titelkämpfe finden derzeit im polnischen Ostroda statt – Entscheidung am kommenden Sonntag, 20. Juli, auf einem Baggerteich nahe der 34.000 Einwohner zählenden Kleinstadt in den Masuren. Am Wochenende danach reist der 21 Jahre alte Wakeboard-Profi zum Worldcup nach Peking, wo es ein Preisgeld von bis zu 10.000 Euro zu verdienen gibt. Und Anfang August kommen die Besten der Welt zur Weltmeisterschaft im norwegischen Sauherad zusammen. Von Osten, der mit 15 Jahren seinen ersten Weltmeistertitel in der Junioren-Klasse gewonnen hatte, ist optimistisch, auch im internationalen Vergleich weit vorne landen zu können: „Es gibt immer wieder neue, sehr gute Fahrer, die international auftauchen. Aber ich denke trotzdem, es sieht gut für mich aus.“

Andere Nachwuchsfahrer probieren von ihm erfundene Figuren

Der Stern des Wahl-Pinnebergers war bei den Funsport- und Musik-Events „Telekom Playgrounds“ aufgegangen, zu denen mehr als 20.000 Zuschauer auf das Gelände der Wasserskiarena an der Burmeisterallee kamen. Aus dem Local Hero wurde ein Weltenbummler in Sachen Wakeboarden. „Ich bin schon fast überall auf der Welt gefahren, an den tollsten Plätzen. Das kann mir später keiner mehr nehmen.“

Seine ersten Versuche auf dem Wakeboard, einem Brett, dessen Fahrer von einem Motorboot oder einer Seilwinde über das Wasser gezogen wird, hatte von Osten als gebürtiger Schleswig-Holsteiner auf der Anlage in Jagel absolviert. Dann wurde Pinneberg bald sein „home ground“, wie es in der Szene heißt. Inzwischen probieren Nachwuchsfahrer Tricks und Kunststücke, die von ihm erfunden wurden, wie den „Eastmode“.

Aus „Freddy“ wurde im Laufe der Jahre Frederic. Und der ist inzwischen ein alter Hase in der Wakeboard-Szene. Der Kick, den ihm sein Sport verschafft und die Bereitschaft, immer wieder an Grenzen zu gehen, ist jedoch geblieben. Dem 21-Jährigen kommen immer wieder neue Ideen für spektakuläre Aktionen, die dann als Videos in HD im Internet weltweit die Runde machen. Er könnte sich vorstellen, eines Tages einmal mit dem Wakeboard durch die Alsterfontäne zu springen, verriet von Osten der Boulevardzeitung. „Immer neue Tricks und coole Sachen, dafür stehe ich doch.“

Der Weltmeister hat sich vorgenommen, als Sportler noch mindestens „fünf gute Jahre“ zu haben. Von Osten aber blickt durchaus weiter voraus, wenn er sagt: „Ich möchte mich auf vielen Gebieten weiterentwickeln“. Er steht im Mittelpunkt von Events mit Nachwuchsfahrern, an die er sein Können weitergeben will, so wie demnächst in Süsel (Kreis Plön).

Werbung, Marketing und ein Mega-Projekt in Hamburg

Er tummelt sich auf dem Sektor Werbung und Marketing. Und er plant, im kommenden Winter in die Arbeit eines Immobilien-Kaufmanns hineinzuschnuppern. Last, but not least ist da noch das ehrgeizige Mega-Projekt, eine Wasser- und Funsporthalle mit einer Indoor-Wakeboard-Anlage im Großraum Hamburg zu bauen. Ein Vorhaben, an dem von Osten mit seinen Mitstreitern von „Wake Hall“ arbeitet. „Es gibt Zusagen über öffentliche Fördermittel in Höhe von mehr als fünf Millionen Euro.“

Ans Wasser und „ans Kabel“ zieht es ihn immer. Und das soll auch so bleiben. Wie sagte von Osten im Interview mit einem Fachmagazin auf die Frage, was er in 20 Jahren machen werde: „Ich fahre an einer Anlage Wakeboard und denke darüber nach, wie krass sich die Technik gesteigert hat.“