Schülerin aus Halstenbek gibt ihr Debüt in der deutschen U16-Nationalmannschaft, die beim Nordic-Cup in Schweden nicht zu schlagen ist

Halstenbek. „Meine Freundinnen und Freunde können sich darauf verlassen, dass ich nicht abhebe. Ich bleibe so, wie ich bin“, verspricht Carla Morich. Die Aussage passt zu ihrer zurückhaltenden Art abseits des Platzes. Begeistert ist die 16 Jahre alte Halstenbekerin trotzdem. Sie darf sich jetzt deutsche Fußball-Nationalspielerin nennen. Wie sich das anfühlt? Doofe Frage. „Cool.“

Beim Nordic-Cup in Schweden kam die Debütantin, die für die Jungen des Eimsbütteler TV in der Verbandsliga und bald auch mit einem zweiten Spielrecht für die HSV-Mädchen antritt, in allen vier (siegreich absolvierten) Partien der U16-Auswahl von Trainerin Ulrike Ballweg zum Zug. Bei der Siegerehrung schwenkte der DFB-Nachwuchs übermütig die deutsche Flagge.

„Das ist doch eine wunderschöne Erfahrung“, sagte Carla Morich, die den Siegerpokal natürlich auch in die Arme nehmen durfte und innig an sich drückte. Ulrike Ballweg gab ihr das felsenfeste Versprechen mit auf den Weg, sie zum nächsten Lehrgang der U17 einzuladen. Wird Carla eines Tages Frauen-Weltmeisterin? „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Zunächst lasse ich noch die Eindrücke von Schweden auf mich einwirken“, antwortet sie.

In der Modefrage legte sie sich fest. Das schwarz-rote Nationaltrikot mit dem Zick-Zack-Muster passt besser als Schwarz und Weiß zu ihren rötlichen Haaren, die sie bei den Spielen als Pferdeschwanz trug. Welche Position ihr auf den Leib geschneidert ist, zeigte eine Szene im dritten Gruppenspiel gegen Finnland (5:2). „Da wollte ich unbedingt ein Tor schießen.“

Als Linksverteidigerin eingeteilt, nahm sie ein Dribbling mit vier Gegenspielerinnen auf. Drei umkurvte sie, an der vierten blieb sie hängen, sonst wäre sie frei vor der Torfrau aufgetaucht. Also: „Am liebsten bin ich Spielmacherin mit Zug zum Tor.“ Das stellte sie früher bei der SV Halstenbek-Rellingen, der SV Lieth und beim FC Union Tornesch unter Beweis. Die Pinneberger Stützpunkttrainer erkannten das Talent der Schülerin und rieten ihr dringend zum Vereinswechsel.

Stets taktische Disziplin gezeigt und kaum Fehler gemacht

In ihrer bevorzugten Rolle kam Carla die letzten 15 Minuten in Murkedal gegen Dänemark (1:0) zum Einsatz. Gegen Norwegen (4:0) in Uddevalla wurde sie 30 Minuten vor dem Abpfiff als Rechtsaußen eingewechselt. Gegen Finnland auf der Insel Smögen mit ihren berühmten Holzhäusern am Hafen verteidigte sie die komplette Spielzeit (2 x 40).

Beim 3:0 im Endspiel über Schweden, wieder in der Kleinstadt Uddevalla, Standort des Teams und 85 Kilometer nördlich von Göteborg gelegen, wirkte sie immerhin zehn Minuten mit. „Vorwiegend war ich darauf bedacht, die taktische Disziplin einzuhalten und keine Fehler zu machen“, sagt die Jung-Nationalspielerin mit der 15 auf dem Rücken. Das klingt so, als hätte sie ihr Leistungsvermögen in diesem Turnier noch nicht zu 100 Prozent ausgeschöpft. Persönliche Einschätzung: „Ich war nicht schlechter als die anderen.“

Paul Morich, 14, der für die SV HR kickt, platzt vor Stolz auf seine Schwester. Die Eltern Martina und Michael lassen dem Mädchen, das bei einem Erstklässler-Turnier in Halstenbek die Leidenschaft für den Fußball entdeckte, die ganz lange Leine. „Es gibt keinerlei Druck und keine Erwartungshaltung. Carla soll immer ihren Spaß am Fußball behalten“, betont Michael Morich. Mit dem Zug nach Frankfurt gereist, im Drei-Sterne-Hotel Lindner untergebracht und von Team-Managerin Fiona Pförtke zum Flughafen chauffiert, bedauerte Carla Morich am Ende ihres Schweden-Trips nur eines: „Von Land und Leuten habe ich wenig mitbekommen.“

Nach der Sommerpause wird die 16-Jährige neuen Ehrgeiz entfachen

Zwischen den Spielen standen immer wieder Trainingseinheiten auf dem Programm. Im Fernsehen lief die Weltmeisterschaft der Herren rund um die Uhr. Da blieb nur noch Zeit für einen Quizabend, einen Tierpark- Besuch und einen Badetag bei hochsommerlichen Temperaturen am Fjord. „Dort musste ich mich gut eincremen, um mich nicht zu verbrennen.“ Verbrannte Erde im gegnerischen Strafraum gefällt ihr besser. Auf dem Platz heißt es für sie nach der Sommerpause deshalb wieder „Feuer frei“.