Ein Jahr nach dem Erstauftritt beim Turnier in Hamburg spielt Tennisprofi Florian Barth erneut am Rothenbaum. Wildcard für die heutige Qualifikation

Quickborn. Florian Barth erinnert sich noch genau an den Moment, als sein Adrenalinspiegel schlagartig anstieg. Damals, fast auf den Tag genau vor einem Jahr, erhielt der Tennis-Spitzenspieler der SG Quickborn/TC an der Schirnau eine Nachricht der Turnierleitung am Hamburger Rothenbaum. Kaum zu glauben, aber es war Roger Federer, langjährige Nummer eins im Welttennis und gerade erst wieder im Finale von Wimbledon vertreten, der beim Veranstalter des internationalen Hamburger Top-Meetings anfragte, ob denn nicht ein Linkshänder zur Verfügung stünde. Mit jenem wollte der Schweizer eine längere Trainingseinheit absolvieren. Federer beabsichtigte, bestmöglich präpariert zu sein für das Halbfinale. Wenig später stand er mit Florian Barth auf dem Platz, was den Schweizer indes nicht vor dem Scheitern gegen den Argentinier Federico Del Bonis (6:7, 6:7) bewahrte.

Warum Florian sich bei Hamburgs Turnierchef Michael Stich bedankt

„Ein großer Tag für mich, unbeschreiblich, vor fast 400 neugierigen Zuschauern gegen einen solch prominenten Mann eine knappe Stunde auf dem Platz zu stehen“, sagt der in Henstedt-Ulzburg lebende Florian Barth, der am Freitag, 11. Juli, zum zweiten Mal beim bestbesetzten deutschen Turnier am Rothenbaum aufschlägt. Der Quickborner Nordligaspieler hat von Turnierdirektor Michael Stich eine Wildcard erhalten, nicht zuletzt wegen seines Triumphes im Einzelwettbewerb der erstmals ausgetragenen Landesmeisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein. „Ein riesiges Dankeschön an Michael“, sagt der 25 Jahre alte Profi, der mit vier Jahren erstmals auf dem Court stand. „Ich freue mich sehr darauf, ihn am Rothenbaum zu treffen.“

Auf wen Barth in Runde eins der Qualifikation trifft, stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest. Was jetzt schon feststeht: Der Henstedt-Ulzburger muss auf jeden Fall gegen einen gesetzten Kontrahenten antreten, es wird ein ganz schwerer Gang für Florian. Um ins Hauptfeld zu gelangen, müsste er anschließend noch ein weiteres Match siegreich gestalten. Wie immer es auch laufen wird: Der wohl beste Spieler aus dem Kreis kann sich darauf freuen, dass er während der Turniertage zum Mann auf Abruf sein wird, auf Abruf für Stars, die für das Training kurzfristig einen Linkshänder „anheuern“.

Florian Barth und Coach Maik Schürbesmann (Timmendorfer Strand) erlebten während des abschließenden Trainings mit dem Endspielgegner der Verbandsmeisterschaften, Tobias Hinzmann vom Club an der Alster, noch eine Schrecksekunde. „Ich habe mich am Knöchel verletzt, aber so schlimm ist es wohl nicht“, meint Barth. „Ich werde die Zähne zusammenbeißen.“ Eine umgehende Untersuchung bei Turnierarzt Volker Carrero sollte gestern näheren Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben.

Für die aktuelle Nummer 65 der deutschen Rangliste und die Nummer 866 in der ATP-Weltrangliste gilt nur eines. „Positiv denken und die einmalige Chance nutzen, die Turniertage am Rothenbaum zu genießen.“ Die Vorbereitung war ausgezeichnet, vielleicht war sie sogar ein bisschen zu intensiv. In den vergangenen acht Wochen hat der Einzelhandelskaufmann rund 25 Matches bestritten, und nun ließ er auch noch die Teilnahme bei den Swedish Open in Bastad folgen, wo für ihn in der ersten Qualifikationsrunde gegen den Brasilianer André Ghem (2:6 im dritten Satz) das Aus kam. Trotzdem hat Barth die Reise etwas gebracht. „Ich habe weitere Turniererfahrung gesammelt, weiß jetzt besser, wie die Automatismen gegen Topspieler funktionieren.“

Von Anfang Mai bis Ende Juni landete Barth 15 Einzelsiege in Folge

In den 21 Jahren, in denen er das Racket schwingt, ist Florian Barth häufig von seinem Vater Jürgen, der selbst beim TC Alsterquelle bei den Herren 60 spielt, begleitet worden. Der konnte schon frühzeitig feststellen, wie ehrgeizig sein Sohn auf dem Platz ist. Vieles wurde von ihm hart erarbeitet, eher forcierte aber das Talent das sportliche Vorwärtskommen des Sohnes. Im Nordliga-Team der SG TuS Holstein/Schirnau, die unlängst sicher den Klassenerhalt geschafft hat, gilt Florian Barth als die Zuverlässigkeit schlechthin. In der Zeit vom 4. Mai bis 29. Juni hat er 15 Mal in Folge gewonnen. Seine Bilanz in den Punktspielen der Nordliga lautet 13:3, zuletzt unterlag er nur dem starken Österreicher Wolfgang Schranz (um Platz 100 in der ATP-Rangliste) als Spitzenmann des Hamburger Polo Clubs, der sich gegen die Spielgemeinschaft zum Saisonabschluss mit 6:3 durchsetzte. Zuvor gab er einmal im Doppel gegen den HTHC mit William Boe-Wiegaard, einem Norweger mit amerikanischem Pass, einen Punkt ab.

Kay Schmidt, Coach der Quickborner Nordliga-Mannschaft, hat einmal über Florian Barth gesagt: „Es ist beeindruckend, wie diszipliniert und konsequent Florian in seinen Spielen vorgeht. Ihm ist nur schwer beizukommen, wenn er einen guten Tag hat.“

Den wird er gewiss brauchen, will er am Rothenbaum gegen die Elite weiterkommen.