Für Oberliga-Fußballer aus dem Kreis Pinneberg war die Reise nach Brasilien das ganz große Fan-Erlebnis

Pinneberg. „Attentat. Bombenanschlag“, dachte Steffen Maaß im ersten Moment. Das Radisson-Hotel in Maceio wimmelte vor Polizei und Miliz. Dann fuhr die Nationalmannschaft Ghanas vor. Maaß schlich sich an den Sicherheitskräften vorbei und schoss ein Foto von sich und Asamoah Gyan, der beim 2:2 gegen Deutschland ein paar Stunden vorher in Fortaleza das 2:1 der Afrikaner erzielt hatte. Es war nur einer von vielen ganz besonderen Momenten im Land des WM-Gastgebers. Die Oberliga-Fußballer Steffen Maaß, Daniel Brehmer (VfL Pinneberg) und Jan-Henrik Kaetow (FC Elmshorn, zukünftig Eintracht Norderstedt) kehrten mit unvergesslichen Eindrücken aus Brasilien zurück.

Das Trio, zu dem sich auch Brehmers Freund Marko Kling gesellte, besuchte sieben WM-Spiele. In Salvador, Ausgangspunkt ihrer Reise, sah es die Niederländer gegen Spanien (5:1), Portugal gegen Deutschland (0:4) und die Schweiz gegen Frankreich (2:5) in der Vorrunde sowie das belgische 2:1 im Achtelfinale über die USA. In Receife hatten alle beim 3:1 der Mexicaner über Kroatien viel Spaß. Im weltberühmten Maracana-Stadion von Rio de Janeiro trennten sich Frankreich und Ecuador vor ihren Augen torlos. Für diese müde Partie wurden die Fans mit dem 2:0 der Kolumbianer im Achtelfinale über Uruguay entschädigt.

„Insgesamt hatten wir großes Glück mit unseren Spielen“, sagt Maaß. Aus zwei Gründen ärgerte er sich trotzdem, den Auftritt der Kolumbianer besucht zu haben. Zum einen hatte er das rauschende Fan-Fest der Copacabana, wo Hunderttausende den brasilianischen Erfolg im Elfmeterschießen über Chile feierten, verlassen müssen. Zum anderen boten Kolumbianer 800 Euro für das Ticket, das 200 Euro kostete, an. Das Herz für den Fußball behielt die Oberhand, dabei hätte der Ticket-Handel die Reisekasse erheblich aufgebessert. Insgesamt ließ sich die Delegation aus dem Kreis Pinneberg das Abenteuer rund 6000 Euro pro Nase kosten.

Zwei Tage nach ihrer Rückkehr standen Maaß, Brehmer und Kaetow jetzt schon wieder in einer Hamburger Auswahl, die in Pönitz zu Gunsten der Krebs-Hilfe gegen den VfB Lübeck (2:4) und Schleswig-Holstein (1:4) antrat. „Mit meiner körperlichen Verfassung war es nicht zum Besten bestellt“, räumt Steffen Maaß ein. Wie es sich für junge Leute im Urlaub gehört, gab es in Brasilien nämlich auch lange Nächte. „Niemand feiert besser als die Holländer“, schwärmte der Verteidiger von der wilden Party mit Oranje. Daniel Brehmer, der sein Trikot mit dem Adler auf der Brust gegen ein amerikanisches Shirt eintauschte, wunderte sich: „Ich hätte nie gedacht, dass die Amerikaner so gut drauf sind.“

Reibereien gingen die Deutschen in Brasilien gepflegt aus dem Weg. „Wir haben auch Reisende getroffen, die ausgeraubt wurden. Aber die waren auch so dumm, ihre Handys und andere Wertsachen zur Schau zu tragen. Das haben wir tunlichst vermieden“, erzählt Steffen Maaß. Die Freundlichkeit der Menschen überraschte ihn: „Mit blauen Augen und blonden Haaren hast du in Süd-Amerika gewonnen.“ Die Armut blieb ihm aber nicht verborgen: „Immer wieder haben uns kleine Kinder angebettelt.“ Was ihm noch auffiel: „Manchmal habe ich eine gefühlte Stunde auf meinen Caipirinha warten müssen. Die Leute dort definieren Arbeit anders als wir Nordeuropäer.“ Caipirinha, das ist der nicht nur in Brasilien populäre Cocktail mit Zuckerrohrschnaps, Fruchtsaft, Eis und viel gemahlenem Zucker. „Nicht böse sein. Ich habe ein bisschen gesündigt“, beichtete Maaß daheim seinem Pinneberger Trainer Michael Fischer.

Mit Läufen den Strand der Copacabana entlang und in ihrem Fünf-Sterne-Resort in Salvador, wo sie die früheren Bundesliga-Trainer Christoph Daum und „Ede“ Geyer trafen, hielten sich die Kicker ein bisschen fit. Ein Traum war der Aufenthalt in Porto d´Galhinas im Bungalow direkt am Atlantik. „Von dort wollte ich eigentlich gar nicht mehr weg“, so Steffen Maaß. „Es ist drei Uhr morgens und du sitzt bei 25 Grad im T-Shirt am Meer oder an der Bar. Das ist ein unvergleichliches Lebensgefühl“, sagen die WM-Touristen.

Der Aufstieg zum weltberühmten Zuckerhut und ein Besuch der 38 Meter hohen Jesus-Statue in Rio gehörten selbstverständlich dazu. „Trotz der sozialen Gegensätze hat mir Rio unheimlich gut gefallen“, schwärmt Brehmer. „Ich komme zurück, am besten zum Karneval“, kündigte Steffen Maaß an.