100 Jahre TuS-Holstein: Zweitligaclub FC St. Pauli kommt zum Jubiläumsspiel ins Holstenstadion. 2230 Zuschauer sehen ein unterhaltsames Spiel

Quickborn. Zu Beginn des Spiels hegten einige der 2230 Zuschauer im gut besuchten Holsten-Stadion des TuS Holstein Quickborn noch die Hoffnung, dass es am Ende nur ein einstelliges Ergebnis werden würde. Wie Quickborns Vize-Bürgermeisterin Astrid Huemke, die mit ihrer Familie zum Jubiläumsspiel gekommen war. „6:1 für St. Pauli“, tippte sie das Ergebnis der Kreisliga-Mannschaft gegen die Zweitliga-Kicker vom Millerntor. Doch am Ende waren es zehn Treffer mehr, die die Gäste aus Hamburg den Lokalmatadoren einschenkten, die sich zum 100-jährigen Bestehen des Vereins die acht Klassen höher spielenden Paulianer als Jubiläumsgeschenk gewünscht hatten.

Doch das deutliche Ergebnis von 1:16 war an Nachmittag zweitrangig. „Für uns war es das Spiel unseres Lebens“, sagte Ligabetreuer Dierk Beste, der als Stadionsprecher jede Einwechslung und jedes Tor kommentierte und sogar nach Spielschluss noch so voller Adrenalin war, dass er das Mikrofon nicht aus der Hand geben mochte. „Einmal gegen Profis zu spielen, damit ging für unsere Spieler ein Traum in Erfüllung. Das werden sie nie wieder erleben“, freute sich Beste über diese „Super-Geschichte für den Verein“. Auch Hartmut Leutner, stellvertretender Vorsitzender des TuS Holstein, war völlig begeistert. „Das ist doch sensationell und ein tolles Erlebnis für uns. Die Stimmung ist fröhlich, mehr als 2000 Karten sind verkauft, der Rasen ist gut, was will man mehr?“

So war es ein unterhaltsamer Nachmittag, den die Fußballfans an diesem denkwürdigen Sonntag in Quickborn erlebten. Denn auf den Tag genau 40 Jahre zuvor hatte an selber Stelle noch die DDR-Auswahl trainiert, die visa-à-vis im Sporthotel logierte, bevor sie die Landsleute um Beckenbauer und Co. mit 1:0 im Volksparkstadion besiegten. Seit der Hamburg-Meisterschaft 1985 ist es fußballerisch für den TuS Holstein erheblich ruhiger geworden. 80 Zuschauer kommen sonst zu ihren Spielen in der Kreisliga. Nun ereichten sie mit dem Jubiläums-Kick gleich die Resonanz einer ganzen Saison.

Das Spiel gegen den FC St. Pauli war zwar der Höhepunkt des Jubiläumsfestes, aber nicht das einzige Ereignis, das für Kurzweil sorgte. So spielten die vereinseigenen Senioren, die Golden Oldies, mit Unterstützung der zweiten Herren gegen eine Nord-Ostsee-Auswahl, der ehemalige Bundesligaprofis angehörten, und verloren 0:15. Eine Hüpfburg lockte die kleineren Besucher zum Mitmachturnen. Eine Tombola versprach Gewinne im Wert von 1400 Euro. Für die musikalischen Höhepunkte sorgten der Jugendspielmannszug und die „Piper-Reed“, die mit ihren Dudelsackpfeifen schottisches Flair ins Holstenstadion bliesen. Beim Stande von 1:14 ertönte auch endlich der „Song 2“ der britischen Band Blur, mit der die Pauli-Fans jedes Tor ihrer Mannschaft am Millerntor lautstark feiern.

Sogar der Heiratsantrag vor großer Kulisse fehlte nicht. Janosch Sokolowski aus Quickborn fragte seine Janine Ramm in der Halbzeitpause, ob sie mit ihm den Bund der Ehe schließen wolle. Dass der eingefleischte HSV-Fan diesen Schritt ausgerechnet bei einem St. Pauli-Spiel wagte, wird ihm seine Zukünftige hoch angerechnet haben, die wiederum Pauli-Fan ist. Jedenfalls gab sie ihm unter dem riesigen Applaus der 2230 Zuschauer ihr Ja-Wort.

Sportlich hatten die Quickborner natürlich kaum etwas zu melden. Die Pauli-Kicker, die erst wenige Tage im Training waren, spielten anfangs wie aufgedreht. Die Tore fielen fast im Minutentakt. Nach einer halben Stunde führte Pauli schon 7:0, zur Halbzeit stand es 11:0. Wobei Christopher Nöthe mit fünf sowie Lennart Thy und John Verhoek mit jeweils zwei Treffern die erfolgreichsten Torschützen waren. Und wie von Ligabetreuer Beste vorausgesehen, schoss sein bester Stürmer den viel umjubelten Ehrentreffer für die Quickborner kurz nach der Halbzeit. Carsten Grahn schickte Marco Lindner mit einem tödlichen Pass in die Tiefe, und der erklärte Pauli-Fan Lindner ließ Paulis Stammtorhüter Philipp Tschauner mit einem überlegten Heber keine Chance.

So waren am Ende alle zufrieden. Paulis Teammanager Christian Bönig lobte den Veranstalter in den höchsten Tönen. „Das war eines der bestorganisierten Testspiele, das wir jemals gemacht haben.“ Seine Mannschaft, die er wie sein Kollege Lars Landschof vom TuS Holstein komplett durchwechselte, bekam Spielrhythmus, freute sich Paulis Trainer Roland Vrabec. Fachbereichsleiter Carsten Möller, zuständig für alle Stadtfeste in Quickborn, lobte: „Es ist sensationell, was der TuS hier für Quickborn auf die Beine gestellt hat.“ Ein Lob, das Vereins-Vize Leutner an die Verwaltung zurückgab. „Die Stadt hat mit dem Bauhof und einem immensen Aufwand das Stadion in einen hervorragenden Zustand gebracht.“