37 Einzelstarter kommen beim 24-Stunden-Lauf in Schenefeld ins Ziel. Erstplatzierter bei den Männern schafft mehr als 207 Kilometer

Schenefeld. 23 Stunden lang hatte er verbissen gekämpft. Die letzte Stunde aber geriet für den Extremläufer Dr. Thomas Tribius zum Triumphlauf. Mit einem Lächeln im Gesicht drehte der 49 Jahre alte Hamburger auf dem Sportplatz Achter de Weiden in Schenefeld Runde um Runde - und ließ sich von Mitläufern, seiner Familie und dem Publikum feiern. Andere, die einen Tag zuvor in Schenefeld als Einzelstarter zum 24-Stunden-Lauf angetreten waren, quälten sich beim Finish nur noch vom eisernen Willen getrieben vorwärts, umrundeten wankenden Schrittes das Rund des Sportplatzes.

Dann, High Noon, hatten es alle geschafft. Allen voran 37 Einzelstarter, 28 Männer und neun Frauen, die den Extremlauf beendeten. Thomas Tribius, der an gleicher Stelle bereits vor vier Jahren gewonnen hatte, schaffte beim Rund-um-die-Uhr-Lauf als Sieger bei den Männern sagenhafte 207. 314,47 Meter. Der Zweitplatzierte Gawan Mäder lief 192,885 Kilometer, Hermann Riebesell auf Rang drei 172,552 Kilometer. Bei den Frauen ging der Sieg an Beate Gröhn, 51, vom 100 Marathon Club: Für sie standen im Ziel 163.327,09 Meter zu Buche. Damit lag sie deutlich vor Rita Brämer (143,155 Kilometer) und Regina Wohlers (119,655 Kilometer).

„Man läuft das vor allem im Kopf“, verriet Sieger Tribius nach dem Lauf. Gerade das stetige Im-Kreis-laufen erfordere mentale Stärke. Ein solches Event sei schon „der schiere Wahnsinn“, so der erfahrene Ausdauersportler, der täglich trainiert, mehr als 150 Trainingskilometer pro Woche abspult und vor allem auch an Extremläufen im Hochgebirge startet.

Während der ersten 23 Stunden waren die Teilnehmer auf einem Zwei-Kilometer-Kurs unterwegs inklusive 400 Metern auf der Tartanbahn. Die letzte Stunde wurde dann komplett auf der Rundbahn absolviert.

Organisiert hatte das Laufspektakel, das im Zwei-Jahres-Rhythmus zum sechsten Mal in Schenefeld ausgetragen wurde, wieder das fast 200-köpfige Helferteam von Blau-Weiß 96 um Uwe Hahn. Er und seine Mitstreiter konnten unter anderem Starter aus Dänemark und der Schweiz begrüßen. Einzig drei Aktive, so Hahn, hätten wegen leichterer Blessuren aufgeben müssen, schwerere Verletzungen seien nicht zu beklagen. „In der letzten Stunde geht hier nochmal die Post ab“, kündigte Hahn an - und sollte Recht behalten. Vor allem die Staffeln, die sich die 24 Stunden mit bis zu acht Läuferinnen oder Läufern teilten, drehten im Endspurt und zu den Klängen einer Sambagruppe nochmals richtig auf. Manch einer sprintete während der letzten Stunde über die Bahn, als sei am Verpflegungsstand ein Zaubertrank ausgeschenkt worden.

Am Sieg der Mannschaft der LG Wedel-Pinneberg aber konnten die Gegner im Finish nichts mehr drehen. Das Team um LG-Sportwart Nils Heinsohn, das schon vor zwei Jahren beim fünften 24-Stunden-Lauf triumphiert hatte, legte gemeinsam 341. 829,43 Meter zurück. Rang zwei ging an die Lokalmatadoren von Blau-Weiß 96 (329,901 Kilometer), Platz drei an die Fitness Freaks des TuS Appen (307,475 Kilometer).

Für Heinsohn, 47, standen im Ziel 53,909 Kilometer zu Buche, sein Teamkollege Hannes Hettfleisch lief sogar 61,509 Kilometer. „Zwischen 3 und 6 Uhr in der Nacht hatte ich den absoluten Tiefpunkt“, erzählte Heinsohn. Das LG-Team sei zwischenzeitlich auf vier Läufer geschrumpft, die sich alle zwei Kilometer abwechselten. An Schlaf war bei diesem kurzen Wechselrythmus nicht zu denken, bestenfalls an ein paar Minuten des Wegdösens im Zelt. Bei den Frauen-Teams siegten die Ladykracher mit einem Ergebnis von 244.805,02 Metern vor den Golden Girls, die 223.330,14 Meter liefen.

Während sich viele der Läuferinnen und Läufer vor allem in den Nachtstunden quälen mussten, hatten für den späteren Sieger Thomas Tribius die Probleme schon viel früher angefangen. „Ich habe eine Spezialnahrung probiert, die mein Magen nicht vertragen hat. Schon am Nachmittag musste ich mich nur mit etwas Cola über Wasser halten. Und von 21 bis gegen 3.30 Uhr war mein Biorhythmus völlig abgestürzt, ich konnte lange Zeit nur gehen“, sagte der 49-Jährige. Sein stärkster Konkurrent kam in der Nacht bis auf annähernd sieben Kilometer heran. Dann aber konnte Tribius selbst wieder Fahrt aufnehmen. „Man weiß genau, wer gerade stark ist, die Zeiten der anderen werden genau beäugt“, so der Extremläufer.

In drei Tagen will der Hamburger nach dem kräftezehrenden Wettkampf in Schenefeld wieder mit dem Training beginnen. „Die körperliche Regeneration ist die eine Seite, die physische die andere. Im Kopf habe ich einen solchen Lauf noch viele Wochen - einschließlich Flashbacks und Albträumen.“