Hetlinger Seniorensportler Hans-Peter Jasper legt zum ersten Mal in seinem Leben das Deutsche Sportabzeichen ab

Hetlingen. Nicht zum alten Eisen zu gehören, das hat Hans-Peter Jasper, 81, schwarz auf weiß. Oder auch gold auf beige: Stolz präsentiert der Hetlinger den goldenen Anstecker des Deutschen Sportabzeichens auf seinem beigen Sportsakko. Go for Gold – Hans-Peter Jasper wollte sich und seinen Freunden etwas beweisen, möchte aber auch Nachahmer aus seiner Generation auf den Plan rufen: „Es gilt den Gedanken zu fördern, dass viel mehr ältere Menschen sich mehr bewegen und sportlich betätigen sollten.“ Der 81-Jährige sagt in Erinnerung an den legendären Langstreckenläufer der 1940er- und 50er-Jahre, der sich wie kein anderer quälte: „Man muss kein Zatopek sein, um das Sportabzeichen zu schaffen.“

Angefangen hatte alles mit Frotzeleien der Freunde während der Feier zu Jaspers 80. Geburtstag. Jetzt sei ja wohl alles vorbei, musste sich der gebürtige Bonner anhören. „Da habe ich spontan gesagt, ich schaffe das Sportabzeichen“, erinnert sich Jasper. Der Betriebswirt war Zeit seines Lebens sportlich aktiv gewesen, hatte einst Feldhandball und später, im Verein in seinem damaligen Wohnort Hannover, Senioren-Tennis gespielt, aber eine wirkliche Sportprüfung hatte er zuletzt mit 18 bestehen müssen: „Das war 1951 bei der Abiturprüfung in Sport.“

Jasper begann, Informationen über das Deutsche Sportabzeichen zu sammeln – und setzte danach seinen von Freunden zunächst belächelten Plan in die Tat um. „Ich bin mehrere Wochen lang regelmäßig zum Training beim VfL Pinneberg gefahren. Eine sehr nette Gruppe, ich war mit 80 aber klar der Älteste.“ Der aktive Golfer, der mit seiner Frau auf der Anlage in Holm spielt, wusste bis dahin gar nicht, „welche Bedingungen ich erfüllen musste“. Bange aber war Jasper („Meine Frau hat es mir zugetraut“) nicht: „Ich habe nie Bäume ausgerissen, aber mein Leben lang immer wieder Sport betrieben.“

Wie jeder, der das Deutsche Sportabzeichen ablegen möchte, musste der Hetlinger jeweils eine Disziplin aus den vier Bereichen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination aussuchen. In Sachen Koordination entschied sich Jasper für das Seilspringen. In der Altersgruppe „männlich, Jahrgänge 1930-1934“ gilt: Für Bronze müssen die Sportler zehn Seilsprünge im Laufschritt schaffen, für Silber 20 und für Gold 25 Sprünge. „Das war locker zu machen“, sagt Jasper – und demonstriert auf dem heimischen Rasen hinter dem Hetlinger Sommerdeich beinahe mühelos einige Seilsprünge.

Die Disziplinen aus den Bereichen Ausdauer und Schnelligkeit absolvierte der damals 80-Jährige im Schwimmbad. „Ich bin in meiner Kindheit und Jugend am Rhein praktisch die ganze Zeit am und im Wasser gewesen.“ Um das Sportabzeichen in Gold zu erlangen, musste Jasper 200 Meter in 6:10 Minuten schwimmen, gestoppt wurden für ihn genau sechs Minuten. Für Silber hätte er 7:50 Minuten, für Bronze 9:30 Minuten schwimmen müssen. Seinen Sprint machte Jasper ebenfalls im Wasser. In 35 Sekunden schwamm er die 25-Meter-Distanz, eine Sekunde schneller als für Gold erforderlich. Für Silber hätte eine Zeit von 48 Sekunden, für Bronze von 59 Sekunden gereicht.

Beim Thema Kraft lag der sportliche Senior sogar deutlich über der Anforderung: Der Hetlinger stieß die Drei-Kilo-Kugel 7,80 Meter weit, 55 Zentimeter weiter als gefordert. Die Mindestleistungen für Silber und Bronze lagen in diesem Bereich seiner Altersklasse lagen bei 6,25 beziehungsweise 5,50 Metern.

Und dann war es geschafft, das erste Sportabzeichen im langen Leben von Hans-Peter Jasper. „Dass es gleich zu Gold gereicht hat, hat mir natürlich eine gewisse Befriedigung verschafft. Vor allem aber hat es viel Spaß gemacht. Wer grundsätzlich in guter körperlicher Verfassung ist, kann die sportlichen Leistungen auch in meinem Alter schaffen“, so der heute 81-Jährige.

Zahl der Sportabzeichen-Absolventen stieg im Kreis auf 1862 an

Tatsächlich war der Hetlinger nicht der einzige aus dieser Altersklasse, der im Kreis Pinneberg im vergangenen Jahr die Bedingungen für das Sportabzeichen erfüllte. Wie Sybill Ahrens vom Kreissportverband (KSV) Pinneberg berichtet, gab es bei den über 80-Jährigen elf sogenannte Abnahmen. In der Altersklasse 65 plus waren es 246 Abnahmen, 38 weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der erfolgreichen Sportabzeichen-Absolventen insgesamt aber stieg im Kreis Pinneberg auf zuletzt 1862 (1080 Jugendliche und 782 Erwachsene) per annum an.

Petra Tams vom Landessportverband (LSV) Schleswig-Holstein sagt, die Zahl der Sportabzeichen-Prüfungen im Norden sei zuletzt gesunken, „aber nicht dramatisch“. Vor allem habe es bei den Erwachsenen einen Rückgang in der Altersklasse 18 bis 29 gegeben, was der LSV so erklärt, dass es weit weniger Bundeswehrstandorte im Land gibt, an denen früher Sportabzeichen-Prüfungen der Soldaten obligatorisch waren.

„Ich kann es jedem nur empfehlen, es selbst zu versuchen“, sagt Hans-Peter Jasper. „Wer halbwegs gesund und nicht zu übergewichtig ist, kann es schaffen.“ Wer noch zweifelt, dem empfiehlt der Hetlinger, es so wie er zu machen: „Ich habe mir die Anforderungen angeguckt, mich alleine aufs Rad gesetzt, bin die 20 Kilometer geradelt – und habe einfach einmal geschaut, wo meine Leistungsfähigkeit liegt.“

Wer sich über das Deutsche Sportabzeichen informieren möchte, findet viele Informationen unter www.ksv-pinneberg.de auf der Internetseite des KSV. Unter www.deutsches-sportabzeichen.de finden Interessenten mit wenigen Klicks die sportlichen Anforderungen ihrer Altersklasse.