In einem offenen Brief forderte Erkan Inak, 27, der in Wedel jedes Jahr ein Migranten-Turnier mit 20 Fußball-Teams aus Deutschland und Österreich („Friedenscup“) organisiert, „eine Verurteilung dieser Tat, eine Entschuldigung bei den betroffenen Schiedsrichtern und eine klare Distanzierung seitens des Wedeler TSV von Rassismus.“

Wedel. Diesen Gefallen wird ihm der WTSV-Vorstand in den nächsten Tagen erweisen. Der Club-Vorsitzende Jürgen Brenker kündigte eine Pressemitteilung mit einer Stellungnahme zu den Vorfällen am 13. April an.

Nach dem Kreisliga-Punktspiel der WTSV-Zweiten auswärts gegen den SC Pinneberg (3:4) waren böse Worte zu hören gewesen. Der zuvor des Feldes verwiesene Spieler F. soll Schieds- und Linienrichter als „Scheiß-Kanaken“ beschimpft haben (das Abendblatt berichtete). Vereinsintern wurde F. zunächst bis zum 30. Juni gesperrt. Jürgen Brenker will einen Vereins-Ausschluss: „Rassismus geht beim Wedeler TSV nicht durch. Ausländische Mitbürger sind bei uns nicht nur gern gesehen, sondern sie sind auch Stützen unseres Vereins.“ Das ist auch der Eindruck, den Erkan Inak bislang vom größten Club der Stadt gewann. „Ich kenne die zweite Mannschaft gut und habe dort nie eine rassistische Luft mitbekommen.“

In einer persönlichen Erklärung bekannte sich F. zu einer verbalen Entgleisung und entschuldigte sich dafür. Damit entlastete er Teamgefährte Timo Albrecht, der im Spiel beim SCP als Co-Trainer fungierte und von Schiedsrichter-Assistent Chrisovalandis Christoglu (SC Eilbek) irrtümlicherweise als derjenige erkannt worden war, der die rassistischen Äußerungen ins Spielfeld rief. Das Sportgericht verurteilte Albrecht zu der Rekordstrafe von 1000 Euro. Der Versuch, ihn zu rehabilitieren, schlug auf klägliche Weise fehl. Als sie Protest gegen das Urteil einlegten, versäumten die Wedeler nämlich die Frist, die Berufungsgebühr von 150 Euro zu überweisen. Jürgen Brenker spricht von einer „Verkettung unglücklicher Umstände.“

Abteilungsleiter Klaus Dreschniol, der die 1000 Euro zähneknirschend aus dem Sparten-Etat bezahlte, ist „fassungslos und stinksauer.“ Timo Albrecht hatte „totale Rückendeckung“ vom Verein erwartet. Jetzt ist er froh, dass er nächste Serie für den Rissener SV kickt. „Von mir erhält der Wedeler TSV keinen Cent.“ Auch von F. wird nichts zu holen sein. Ist es seine Schuld, dass sich der Club die Chance eines abgeänderten Urteils in zweiter Instanz verbaute? Ligaobmann Walter Zessin zieht einen Schlussstrich. „Die zweite Mannschaft wird abgemeldet.“