Alina Muschalik erklimmt mit Tanzpartner Nikita Goncharov konsequent die Erfolgsleiter. Platz vier bei Zehntänze-DM

Pinneberg. Es war am Freitag, 23. Mai, kurz vor 20 Uhr, als Edgar Hassfurther das Wort ergriff, während die um ihn herum versammelten Pinneberger Tanzsportfreunde neugierig in die Runde blickten. Dabei ahnten schon alle, was der Anlass sein würde, zu dem der Vorsitzende der VfL-Tanzsportabteilung eine Einladung ausgesprochen hatte. Der Vorstand des Vereins hatte beschlossen, einem der besten und erfolgreichsten Tanzsport-Duos des Clubs in den vergangenen Jahren eine besondere Ehrung zukommen zu lassen: Nikita Goncharov und Alina Siranya Muschalik, das bei vielen nationalen und internationalen Turnieren bewährte Hauptklassen-S-Paar.

Neben der Würdigung jüngster Erfolge durch Edgar Hassfurther gab es gestern Abend natürlich auch einen riesigen Blumenstrauß für Alina, die das Geschenk mit einem strahlenden Lächeln entgegennahm. Anlass zur Freude bieten sie und ihr Partner ja immer wieder. So glich der vierte Platz in Böblingen (Baden-Württemberg) bei der deutschen Zehntänze-Meisterschaft (Standard/Latein) vor rund drei Wochen nahezu einer Sensation. „Mit diesem Abschneiden hatten wir eigentlich kaum gerechnet, im Prinzip ist es unser bislang größer Erfolg“, sagt Alina, Tochter einer Thailänderin und eines Deutschen, die in der Nähe des Hamburger Michels zu Hause sind und bei denen seit einiger Zeit auch das kontinuierlich aufstrebende VfL-Tanzduo wohnt – ein privates Paar sind die beiden 19 Jahre alten Toptänzer übrigens nicht.

Ihrer Ausstrahlung können sich Zuschauer kaum entziehen

Seit November vergangenen Jahres gehören Alina und Nikita der höchsten Tanzsportklasse an, hatten sich ein Jahr zuvor den DM-Titel in der Hauptklasse A erkämpft. In der Standardsektion entwickeln sie ihre Stärken. Der Entschluss, am Gemischt-Programm der Zehntänze-Titelkämpfe in Böblingen teilzunehmen, erfolgte eigentlich außerhalb der Reihe. „Noch weiter vorne landen zu wollen, wäre wohl etwas vermessen gewesen“, erklärt die temperamentvolle Alina, die im Oktober ihr Studium zur PR- und Kommunikationsmanagerin aufnimmt. In eine ähnliche Richtung tendiert ihr Partner (internationales BWL-Studium). „Die vor uns platzierten Paare waren im Schnitt ungefähr sieben, acht Jahre älter als wir“, sagt Nikita Goncharov, ein gebürtiger Ukrainer. „Dieser Altersunterschied kann sich heute im Tanzsport beträchtlich bemerkbar machen.“

Dafür können die beiden andere Tugenden in die Waagschale werfen. Zum Beispiel ihre gemeinsame Ausstrahlung, wobei Nikitas markante und kühle Gestik auffällig ist. Alinas exotische Ausdruckskraft hingegen dürfte üblicherweise keinem der Turnierbesucher entgehen. „Ich habe oftmals einen Plan im Kopf, wie es zwischen uns auf dem Parkett ablaufen sollte. Nikita muss dann zur Umsetzung zuweilen extra aufgefordert werden.“

Profi-Spitzenpaar aus Italien sorgt für regelmäßigen Aufschwung

Mentale Stärke, eine gesunde Beurteilung des eigenen Leistungsvermögens und nicht zuletzt ein geschickter Umgang mit den Medien wirken sich positiv aus, kommen andererseits auch nicht von ungefähr. Alina und Nikita fliegen regelmäßig nach Italien, um bei einem prominenten Tanzpaar hart zu trainieren: Benedetto Ferruggia und die Dresdnerin Claudia Köhler haben in jüngster Vergangenheit viel zum Aufstieg der beiden Pinneberger beigetragen. Die dreifachen Standard-Weltmeister und Vizemeister bei den Professionals, vor zwei Jahren einmal zu Gast bei der traditionellen Silbernen Rose in Pinneberg, wissen, wie sie mit ihren Schützlingen umzugehen haben und wo auch noch Steigerungspotenzial vorhanden ist.

In letzterer Hinsicht finanzielle Mithilfe zu gewährleisten, ist das Ziel Edgar Hassfurther. Der VfL-Spartenchef kündigte bei der Ehrung des Meisterpaares an, dass er ernsthaft über eine verbesserte Förderung des Paares durcvh den Verein nachdenke. „Die beiden haben es sich verdient, schließlich vertreten sie den Vereinsnamen nach außen.“

So wird es auch sein, wenn Alina und Nikita Anfang Juli in Wuppertal an einem S-Klassen-Weltklassenturnier teilnehmen. All diese sportlichen Herausforderungen sind allerdings unbedeutend im Vergleich zu dem, was sich derzeit in den Heimatländern der beiden Tanzsportler abspielt. Nikita lässt sich regelmäßig von Verwandten über die prekäre Entwicklung in der Ukraine informieren. Alina macht sich Sorgen über den Militärputsch und die Verhängung des Kriegrechts in Thailands Hauptstadt Bangkok. „Es ist furchtbar, dass die Menschen so viele Ängste ausstehen müssen“, sagt sie mit sorgenvollem Unterton.