Blau-Weiß 96 gewinnt Landesligaderby in Wedel 4:0 und ist gerettet. Gastgeber haben keine Aufstiegschance mehr

Wedel . Vor dem Anpfiff konnten die Landesliga-Fußballer des Wedeler TSV noch lachen. Fröhlich zeigten sie ein Transparent, auf dem sie sich bei ihrem Superfan Bernd Hester für dessen Treue bedankten. Das 500. Spiel der Grün-Weißen, dem Hester beiwohnte, verlief dann allerdings noch enttäuschender als das 400. im April 2011 um Oberliga-Punkte gegen den SV Curslack-Neuengamme (0:1). Im aufgeweichten Rasen des Elbestadions begrub der bisherige Tabellendritte seine vagen Aufstiegshoffnungen. „Angstgegner“ Blau-Weiß feierte ein 4:0 (0:0), den 23. Geburtstag von Abwehrspieler Sören Raschke und den Klassenerhalt, der den Schenefeldern aufgrund der guten Tordifferenz nun nicht mehr zu nehmen ist.

Schenefelder bauen die starke Bilanz gegen Wedeler aus

Von den fünf vorausgegangenen Vergleichen beider Team in der zweithöchsten Hamburger Spielklasse hatte Blau-Weiß vier gewonnen. Einmal hieß es Remis. Mehrfach waren es hektische Auseinandersetzungen mit unangenehmen Begleiterscheinungen (das Abendblatt berichtete). Diesmal gratulierte sogar Hitzkopf Mark Hinze den Gästen nach dem Abpfiff zum verdienten Erfolg. Der Wedeler Spielmacher, zur Pause nach Angaben seines Trainers Thorsten Zessin aufgrund krankheitsbedingter Erschöpfung ausgewechselt, kann also doch freundlich sein.

In der 28. Minute gewannen die nicht allzu zahlreichen Besucher einen anderen Eindruck von ihm. Wie von der Tarantel gestochen rannte Hinze auf Gegenspieler Jan Düllberg los, der ihn zuvor zu Boden gerissen hatte. Verteidiger Dominik Lange sprang dazwischen, umklammerte Hinze und bot all seine Kraft auf, den Teamkollegen vor Dummheiten zu bewahren. Hinze kam mit der Gelben Karte davon. Mit einem üblen Foul trat später Wedels Björn Kaland den Schenefelder Eico Westphal aus dem Spiel (68.). Aber es gab auch Beweise dafür, dass zwischen den Rivalen nun Normalität eingekehrt ist.

In der 45. Minute blieb WTSV-Keeper Oliver Firgens nach einem Zusammenprall mit den eigenen Vorderleuten am Boden liegen. Anstatt auf dass nur von Christopher Dobirr abgesicherte und ansonsten gähnend leere Tor zu schießen, ließen die Schenefelder den Ball ins Seitenaus rollen. Als in der 59. Minute Davor Celic (WTSV) und Timo Carstens (Blau-Weiß 96) mit den Köpfen zusammenkrachten, war der andere Wedeler Trainer, Heiko Barthel, von Beruf Feuerwehrmann und in der Ersten Hilfe ausgebildet, als Erster am Unfallort, um den schwer benommenen Carstens in Augenschein zu nehmen. Carstens konnte nicht weitermachen. Nachfolger Marcel Jobmann spielte in dieser Partie noch eine ganz entscheidende Rolle. Hervorragend setzte er in der 73. Minute Haji Jamal mit einem Direktpass in Zähne. Dessen Schuss konnte Firgens nur vor die Füße von Düllberg abklatschen – 0:2.

Gute körperliche Verfassung gab den Ausschlag für die Turan-Schützlinge

Zwei Minuten später verwertete Jobmann, der nächste Saison für den TSV Uetersen stürmt, Düllbergs Eckstoß per Kopf zum 3:0 der Gäste. Timm Thau glückte der schönste Treffer des Tages in der 87. Minute. Mit dem rechten Außenrist schlenzte er den Ball in die linke Ecke. Firgens staunte und zeigte gar keine Reaktion. „Unsere gute körperliche Verfassung hat den Ausschlag gegeben“, sagte Selcuk Turan.

Die Wedeler trauerten der 14. Minute hinterher. Blau-Weiß-Torwart Florian Jensen entschärfte den Kopfball von Anton Freundt mit einer Glanzparade. „Die zweite Halbzeit von uns war dann nur noch peinlich“, ärgerte sich Zessin. „Halb Schenefeld“ lief auf den Rasen, als Thau die Flanke von Düllberg mit rechts in die Ecke lenkte (0:1). Von da an war es ein Spiel wie maßgeschneidert für die lauffreudigen Schenefelder, die nach dem 0:1 am 13. April beim HEBC wie ein Absteiger wirkten, mit drei aufeinander folgenden Siegen und unerschütterlichem Glauben an sich selbst aber die Kurve bekamen.

Das muss gefeiert werden, spätestens bei der Vereinsfeier „Blau-Weiße Nacht“ am Freitag, 16. Mai. Nachdem sie sich diese Serie noch nicht zum Aufstiegsziel bekannten, wollen die Wedeler die Oberliga nächste Serie umso ernsthafter in Angriff nehmen. Ob es regnet wie gegen Blau-Weiß 96, stürmt oder schneit steht Bernd Hester 30 Partien am Spielfeldrand und drückt die Daumen.