Lagenspezialist Jacob Heidtmann trainiert am Olympia-Stützpunkt Hamburg hart für sein großes Ziel

Borstel-Hohenraden. Von einer Reise nach Rio de Janeiro, der zweitgrößten Stadt Brasiliens, träumen nicht nur Pauschaltouristen, sondern auch viele Sportler. Zweimal in kurzer Folge ist die Metropole am Zuckerhut Schauplatz internationaler Sport-Großereignisse. Am 13. Juli 2014 wird im weltberühmten Maracana-Stadion der Sieger der 20. Fifa-Fußball-Weltmeisterschaft ermitteln, zwei Jahre später ist Rio Ausrichterstadt der XXXI. Olympischen Sommerspiele.

Zu denen, für die sich der Traum von Olympia 2016 erfüllen könnte, zählt ein 19 Jahre alter Schwimmer aus Borstel-Hohenraden. Dabei begann die sportliche Laufbahn von Jacob Heidtmann im Prinzip auf dem Bolzplatz. „Dort habe ich jeden Tag nach Schulschluss und Erledigung der Hausaufgaben gespielt, oft mit meinen drei älteren Brüdern“, sagt der Abiturient. Doch das reichte dem mit Abstand jüngsten von sechs Geschwistern noch nicht. „Mein Bewegungsdrang war so groß, dass ich nach dem Kicken meist mit dem Rad ins Schwimmbad gefahren bin.“

Dort fielen Eifer und Talent des damals sechs Jahre alten Jungen bald Schwimmtrainern auf, die mit Gruppen der Startgemeinschaft Elbe (VfL Pinneberg/Wedeler TSV) trainierten. Sportliche Erfolge stellten sich für den athletischen Schüler schon bald nach dem Beitritt zur SG ein. Zur Saison 2009 wechselte es dann zum Kreisrivalen Swim-Team Elmshorn. Entscheidend gefördert wurde der damalige Gymnasiast der Theodor-Heuss-Schule in Pinneberg dort von Coach Bernd Berkhahn (jetzt SC Magdeburg). „Er hat mir im Aufbautraining viele Grundlagen vermittelt, von denen ich bis heute profitiere“, sagt der Abiturient.

Auch das Umfeld in Elmshorn gefiel dem aufstrebenden Talent, der der Elmshorner Startgemeinschaft daher auch nach nach dem Wechsel zum Olympia-Stützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein vor zwei Jahren die Treue hält. „Ich habe dem Verein und vor allem auch Trainer Jörg Freyher eine Menge zu verdanken, und deshalb starte ich weiter für Elmshorn“, sagt der Schüler, der gerade im Sportinternat Hamburg die letzten Abiturprüfungen in den Fächern Deutsch und Religion hinter sich gebracht hat. „Das gibt mir ein gutes Gefühl, weil ich mich in der nächsten Zeit wieder mehr auf den Sport konzentrieren kann.“

Viel lernen kann Jacob Heidtmann am Olympiastützpunkt nicht nur von den Lehrkräften, sondern auch von den Mitbewohnern, zu denen mit den Brüdern Steffen und Markus Deibler, Silke Lippok und Selina Hocke weitere Schwimm-Asse zählen. Letztere gehört mittlerweile ebenso wie Jacob Heidtmann zum Perspektivteam des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) für die Sommerspiele 2016 . Und genau die sind der große Traum des athletischen 1,95-Meter-Hünen. „Ich mache keinen Hehl daraus, dass ein Start in Rio de Janeiro mein großes Ziel ist,“ sagt Heidtmann, dessen Zimmerwand im Sportinternat ein großes Plakat der XXXI. Sommerspiele ziert.

Bis es soweit ist , heißt es für Heidtmann allerdings trainieren, trainieren und nochmals trainieren. „Mein Pensum liegt bei zehn Einheiten á zwei Stunden pro Woche.“ Dazu kämen spezielle Übungen wie etwa das Training in der Höhenkammer, bei dem Situationen bis zu 3000 Höhenmetern simuliert werden. „Die vergangenen Wochen, in denen ich mich auf die Prüfungen konzentriert habe, waren hart, aber jetzt kann ich wieder durchstarten.“

Von Freitag, 9Uhr an steht allerdings in der Nähe von Klagenfurt erst einmal Entspannung nach den 126. Deutschen Meisterschaften in Berlin an. Dort wurde Jacob Heidtmann auf seiner Lieblingsstrecke über 400 Meter Lagen in 4:18 Minuten Zweiter hinter Dauerrivale Yannick Lebherz (Potsdam/4:15,34). „Der Rückstand wird aber immer geringer“, gibt sich Heidtmann kämpferisch.

Das nächste Wiedersehen könnte es im Zeitraum vom 13. bis 24.August erneut in Berlin geben, dann allerdings bei der Europameisterschaften. Schauplatz ist das Velodrom, eine Radrennbahn, in die eigens zu diesem Einlass ein Schwimmbecken integriert wird. Für Heidtmann wäre es die dritte Teilnahme an kontinentalen Titelkämpfen der Erwachsenen nach Chartres (Frankreich) 2012 und Herning (Dänemark) im vergangenen Jahr.

Mit bestandenem Abitur endet Jacob Heidtmanns Aufenthalt im Olympia-Stützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein. Doch Bodenständigkeit beweist er auch in dieser Hinsicht. „Hamburg ist für mich die schönste Stadt der Welt, und bin ich schon jetzt auf der Suche nach einer Wohnung in Dulsberg oder Barmbek.“ Auch sein Berufswunsch steht schon fest. „Ich möchte gern Jounalist werden.“ Bis es so weit ist, dass er über andere schreibt, wird es aber wohl über ihn noch einiges zu berichten geben – vielleicht auch in gut zwei Jahren aus Rio de Janeiro.