SV Rugenbergen ist das Hoffenheim der Oberliga. Fast immer fallen reichlich Treffer - wie beim 2:3 gegen Schnelsen

Bönningstedt. Es ist die offenbar nie endende Geschichte des SV Rugenbergen dieser Saison: So viele Gegentore, wie sie hinten verbocken, können die Bönningstedter Oberliga-Fußballer vorne gar nicht schießen. Auch beim 2:3 (1:1) im Nachbarschaftsderby gegen Germania Schnelsen setzte sich die Misere fort.

In der 51. Minute (2:2) schlug ein Freistoßball von Schnelsens Mittefeldakteur Stephan Rahn aus 40 Metern bei Jannis Waldmann ein, wobei der unglücklich postierte SVR-Keeper auf eine Flanke spekuliert hatte und beim Rückwärtslaufen noch von einem Schnelsener Spieler irritiert wurde. Ralf Palapies („Die Entstehung des Freistoßes ist das Problem.“) starrte ungläubig aufs Spielfeld.

„Kopf hoch, Kevin“, rief der SVR-Trainer in der 64. Minute. Verteidiger Kevin Lohrke stand nicht nah genug bei Christian Rohweder (früher Blau-Weiß 96), der Auge in Auge mit Waldmann die Ruhe bewahrte – das 2:3. Zuschauer Thomas Bliemeister, Trainer der SV Halstenbek-Rellingen, werden diese Fehler nicht entgangen sein. Am Dienstag, 29. April, treten die Halstenbeker um 18.30 Uhr zum Nachholtreffen an der Ellerbeker Straße in Bönningstedt an.

Aufregung herrschte in der 69. Minute. Der Schnelsener Verteidiger Marcell Voß köpfte einen Freistoß von Dennis von Bastian über seinen Torwart Nick Gyateng (früher TBS Pinneberg) hinweg vor die Füße von Milos Ljubisavljevic. Der Winter-Einkauf aus den Reihen des FC Elmshorn lenkte den Ball ins verlassene Tor, Linienrichter Johann van Dyk aber hob die Fahne. „Was ist das bloß wieder für ein Gespann heute“, stöhnte Ralf Palapies. Trainerkollege Florian Gossow, der nach seiner TBS-Zeit Anfang Januar bei Germania einstieg und dem Abstiegskandidaten neues Leben einhauchte, reagierte mit dem schönsten Unschuldsblick: „Beim Abspiel stand Ljubisavljevic abseits, 100prozentig“. Die restliche Zeit warteten die 200 Zuschauer dann vergeblich auf klare Angriffe der Gastgeber.

Einer, mit dem die Bönningstedter wohl mindestens zehn Punkte mehr auf dem Konto hätten, stand mit Sonnenbrille tatenlos am Spielfeldrand. Mario Jurkschat, 31, der in den ersten sechs Saisonpartien sieben Treffer für den SVR erzielt und unbändige Lust am Fußball versprüht hatte, fehlt an allen Ecken und Enden. Dabei bleibt es zunächst auch. Der Sportjournalist wird sich nach zwei Kreuzbandrissen und wegen eines Knorpelschadens auf seine berufliche Karriere als Statistiker in Diensten der UEFA konzentrieren. „Schon beim Spazierengehen schießt manchmal ein stechender Schmerz ins linke Knie. Ende des Jahres lasse ich mich deshalb erneut operieren, es geht um Lebensqualität. Ein Comeback danach ist nicht ausgeschlossen“, kündigte der frühere Regionalliga-Stürmer an.

Das Karriere-Ende mit 30 bahnt sich für den ebenfalls offensiv ausgerichteten Maik Grabow an, der sich mit 19 Jahren seinen ersten Kreuzbandriss eingehandelt hatte und wie Jurkschat an einem Knorpelschaden dritten bis vierten Grades leidet. „Es geht gar nichts mehr“, sagt der Feinmechaniker, der sich nur noch eines wünscht: „Noch einmal 15 Minuten in der Oberliga und ein paar Ballkontakte, bevor ich mich vom Fußball verabschiede.“

Der SV Rugenbergen wird beide Routiniers nicht gleichwertig ersetzen. „Wir ziehen das jetzt durch, dass wir unseren jungen Leuten vertrauen und sie nicht durch fremde Spieler in ihrer Entwicklung blockieren“, sagte Ralf Palapies. Die guten Erfahrungen mit Pascal Haase, 20, Kevin Lohrke, 22, Gary Voorbraak, 19, Kevin Beese, 22, Viktor Streib, 21, dem diesmal nicht ein gesetzten Steven Tegeler, 19, Hendrik Rühmann, 20, und letztlich auch Jannis Waldmann, 21, machen ihm Hoffnung, dass im August keine Noteinkäufe mehr getätigt werden müssen. Nach dem 0:1 von Miles Tafese per Kopf in der siebten Minute hatte Rechtsverteidiger Rühmann den Rückpass geliefert, den von Bastian per Flachschuss zum 1:1 verwandelte (42.). Als sich Haase im Strafraum-Durcheinander behauptete, schoss Voorbraak, mit dem der Vertrag allerdings noch nicht verlängert wurde, das 2:1 (48.).