Elmshorner Football-Team betritt bei Auswärts-Premiere in Lübeck unbekanntes Terrain. US-Spieler sind in der höheren Klasse unverzichtbar

Elmshorn. Die Vorfreude auf die American-Football-Saison 2014 steigt bei den Fans der Fighting Pirates Elmshorn – und damit auch das Premierenfieber. Am Sonnabend, 26. April, hält der Nachrücker in die 2. Bundesliga (German Football-League II) Kurs Nord-Ost. Das Ziel der ersten Auswärtsmission von Headcoach Stefan Mau und seiner Crew ist die Hansestadt Lübeck. Im Stadion Buniamshof wartet mit den Lübeck Cougars der erste von sieben Gegnern auf die Elmshorner, Kickoff ist um 17.30 Uhr.

Gut gerüstet für die erste Kaperfahrt der Pirates in unbekannte Gewässern sieht den Zweitliga-Neuling zumindest Olaf Mai, stellvertretender Vorsitzender und Pressewart der American-Football-Abteilung im Elmshorner MTV. Vor allem der Testlauf gegen Bundesligist Berlin Rebels macht dem ehemaligen Kicker des Elmshorner Regionalliga-Teams trotz des 16:47 im Krückaustadion Mut. „Die Berliner haben uns mitspielen lassen, und damit haben alle eingesetzten Akteure eine Menge mitgenommen für die Zweitliga-Premiere in Lübeck“, sagt Mai.

Das Startrecht für die Fighting Pirates in der zweithöchsten deutschen Spielklasse markiert den bisherigen Höhepunkt einer sportlichen Entwicklung, die 1992, gerade einmal ein Jahr nach Gründung der Abteilung, wohl niemand vorauszusagen gewagt hätte. Zurückgeworfen wurden die Elmshorner American-Football-Spieler durch eine Zwangspause zur Jahrtausendwende, um dann 2001 nach einem „Relaunch“ der Mannschaft, die in der Verbandsliga neu beginnen musste, erneut durchzustarten und sich in der Regionalliga Nord zu etablieren. Den freien Platz in der GFL2 verdanken die Pirates dem Verzicht der Osnabrück Tigers und einem entsprechenden Beschluss des AFVD (American Football Verband Deutschland).

Das Saisonziel des Nachrückers in die zweithöchste Liga ist der Klassenerhalt

Die sich daraus in der Region ergebende Chance, neue Fans zu gewinnen und den Sport populärer zu machen, möchte Headcoch Stefan Mau gern nutzen, weiß aber auch um die Schwere der Aufgabe. „Unser Ziel ist der Klassenerhalt, und der müsste machbar sein, obwohl sich einige Teams in der Liga erheblich verstärkt haben.“

Das gelte vor allem für den Verbandsrivalen Hamburg Huskies, die sich beim Ex-Erstligisten Hamburg Blue Devils bedient hätten, aber auch für andere Clubs, die in erster Linie auf Spieler aus den Vereinigten Staten, dem Mutterland des American Football, setzten.

Auch für den GFL-2-Neuling aus Elmshorn allerdings sind Akteure aus Nordamerika, von denen in der zweithöchsten Spielklasse maximal zwei gemeinsam auf dem Feld stehen dürfen, unverzichtbar. Mit Quarterback (Spielmacher) Tribble Reese und Offensive Liner Chris Willadsen glaubt der Pirates-Headcoach die richtigen Männer für sein Team verpflichtet zu haben. „Letztlich sind die beiden zwar auch nur Teil einer hoffentlich gut funktionierenden Mannschaft, werden wohl aber doch stark im Fokus des Interesses stehen, insbesondere unser neuer Quarterback“, sagt Mau.

In der Tat verfügt der in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) geborene und in Birmingham (Bundesstaat Alabama) aufgewachsene, 29 Jahre alte Tribble Reese über mehrere Talente. Bereits im Alter von acht Jahren begann er Football zu spielen. Der Durchbruch als College-Athlet gelang ihm in der Saison 2006/07 als Backup-Spieler der Clemson University (South Carolina), auf derselben Position avancierte er ein Jahr später im Team der Charleston Southern University (South Carolina)zum Stammspieler. Zu landesweitem Ruhm allerdings verhalfen dem Modellathleten erst die Auftritte in der zweiten Staffel der US-Fernsehproduktion „Sweet Home Alabama“, einer Kuppel-Show im Stile der RTL-Produktion „Der Bachelor“.

Ausschlaggebend für die Verpflichtung des Sunny-Boys durch die Elmshorner waren allerdings ausschließlich Reeses sportliche Qualitäten, und die muss er wohl im ersten von 14 Saisonspielen unter Beweis stellen. Pirates-Auftaktgegner Lübeck Cougars spielte vor zwei Jahren noch in der Bundesliga (GFL1), schaffte in der zurückliegenden Saison aber nur knapp den Zweitliga-Klassenerhalt. „Ich denke, dass die Aufgabe in Lübeck für uns lösbar ist“, sagt Stefan Mau, der allerdings zu Saisonbeginn gleich auf zwei Spieler verzichten muss. Defensive Back Adam Hecker zog sich im Test gegen die Berlin Rebels einen Schien- und Wadenbeinbruch zu, und auch Wide Receiver Chris Pilarczyk fällt verletzt aus.

Trotzdem hofft auch Olaf Mai auf einen Auftaktsieg der Elmshorner. „Wir dürfen nicht kleckern, sondern müssen gleich klotzen, um uns Respekt zu verschaffen,“ sagt der stellvertretende Verinsvorsitzende. Personalmangel ist in Lübeck ohnehin nicht zu befürchten. „Unser Kader umfasst immer noch mehr als 60 Spieler, 50 Namen dürfen auf dem Spielberichtsbogen eingetragen werden, das achtköpfige Trainer-Team hat also die Qual der Wahl“, sagt Mai. Ein Großteil des Kaders entstammt der Nachwuchsarbeit des Vereins, für viele junge Spieler dürfte das erste Zweitliga-Spiel der Clubgeschichte etwas ganz Besonderes sein.

Freuen dürfen sich Elmshorns Football-Fans schon jetzt auf das erste Zweitliga-Heimspiel. Die Partie gegen die Troisdorf Jets (10. Mai, 15 Uhr, Krückaustadion) ist ins bunte Programm eines American Day eingebettet.