Vor Beginn der Fußball-WM am 12. Juni holen Faustballer Rouven Kadgien aus Pinneberg und Clubkameradinnen vom VfL Kellinghusen in Brasilien den U18-Titel für Deutschland

Pinneberg . Was die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der am 12. Juni 2014 beginnenden 20. Weltmeisterschaft im Wettstreit mit 31 weiteren Teams erreichen möchte, hat ein gerade 16 Jahre alter Schüler aus Pinneberg schon jetzt geschafft. Als Angreifer der deutschen U18-Faustball-Auswahl gewann Rouven Kadgien, der die Theodor-Heuss-Schule besucht und seine Punktspiele für den VfL Kellinghusen bestreitet, mit seinen Teamkameraden in Pomerode nahe der brasilianischen Metropole Sao Paolo den Titel.

Die Endspielpaarung würde wohl im Sommer auch den Fußball-Fans gefallen, im Finale triumphierte das Team der Bundestrainer Roland Schubert (Berlin) und Hartmut Maus (Solingen) mit 3:2 (11:8, 13:15, 11:4, 11:8) über Gastgeber Brasilien. Die Südamerikaner hielten lange mit, schafften den Satzausgleich und wehrten im letzten Durchgang den ersten Matchball ab, ehe Merlin Sommer vom SCE Gliesmarode der entscheidende Punktgewinn gelang. Der Rest war Jubel, und mittendrin mit Angriffsspezialist Rouven Kadgien der mit Abstand jüngste Akteur im deutschen Aufgebot.

So endeten die Titelkämpfe in der von Auswanderern aus Pommern gegründeten Ortschaft Pomerode mit dem doppelten Triumph der deutschen U18-Faustballer, denn auch die Mädchen holten den Titel. Im Endspiel gegen Österreich, im Faustball eine Großmacht, setzten sie sich klar mit 3:0 durch und bekamen Lob von einem Spitzenfunktionär. „Das war Faustball auf hohem Niveau“, sagte Karl Weiß, Präsident des internationalen Dachverbandes IFA. Trotz heftiger Gegenwehr der Österreicherinnen gaben sich die deutschen Mädels keine Blöße und lagen in allen drei Sätzen stets vorn. Großen Anteil am Titelgewinn hatten mit Lisa Maas, Nadja Zühlke und Jacqueline Böhmker drei Vereinskameradinnen von Rouven Kadgien. Alle vier Kellinghusener sind als Faustballer international erprobt und erfolgreich. Das Quartett spielte bereits bei der Jugend-Europameisterschaft 2013 im österreichischen Vöcklabruck für Deutschland, gewann im Nachbarland Silber.

Rouven Kadgien bestieg den Flieger nach Südamerika zudem als deutscher Meister. Kurz vor der Abreise hatte sich für den Schüler der Traum vom Titelgewinn mit dem U18-Team des VfL Kellinghusen im niedersächsischen Moslesfehn (bei Oldenburg) erfüllt. Im DM-Halbfinale besiegten die Holsteiner Jungs den TV Käfertal mit 11:5 und 14:12 besiegt, im Endspiel das Team des Ausrichters ebenfalls in zwei Sätzen. Wie sein ebenfalls aus Pinneberg stammender Weggefährte, Defensivspieler Thorben Schütz (war zur Hallenrunde von einem VfL zum anderen gewechselt), überzeugte Kadgien U18-Coach Schubert mit seinen Leistungen und wurde in den WM-Kader berufen.

Der Weg der deutschen Faustball-Jungen zum U18-Titelgewinn könnte für die Fußball-Nationalmannschaft und Bundestrainer Joachim Löw im Sommer vielleicht Modellcharakter haben. Im Turnierverlauf blieben die Schützlinge des Duos Schubert/Maus ohne Niederlage und steigerten sich von Spiel zu Spiel. Namibia und Argentinien wurden jeweils 3:0, die Schweiz 3:1, der Gastgeber 3:2 und Europameister Österreich 3:1 besiegt. Kaum mehr als ein Trainingsspiel war für das deutsche U18-Nationalteam das 3:0 (11:2, 11:2, 11:4) über die sehr junge Mannschaft aus Chile. Auch in den K.o.-Runden gaben sich die deutschen Jungs keine Blöße.

Nach dem Titelgewinn ist für die Weltmeister erst einmal eine Woche lang Sightseeing angesagt. „Unsere Jugendlichen werden mit vielen tollen Eindrücken am 29. April in Deutschland zurückerwartet“, sagt Rouven Kadgiens Vater Christian. Bereits Anfang Mai beginnt für den jüngsten deutschen Weltmeister dann wieder der Punktspielalltag im Team von Bundesliga-Aufsteiger VfL Kellinghusen. Das Ziel des Pinneberger Angreifers heißt dann statt Titelgewinn Klassenerhalt.