Junge Spieler sollen künftig zuerst in der Oberliga Spielpraxis sammeln, bevor sie sich eine Klasse höher beweisen

Halstenbek. Es ist 21.05 Uhr auf dem Sportplatz Waldesruh. „Özgür, Kevin“, ruft Trainer Thomas Bliemeister. Özgür Demir und Kevin Martikan sollen sich bereit machen, gegen die starken Sinan Demirci und Jaques Rodrigues de Oliveira eingewechselt zu werden. Um 21.07 betritt Martikan den Rasen, eine Minute später hat er im Pressschlag mit Marcel Rutz seinen ersten Oberliga-Ballkontakt. Bis zum Abpfiff werden es noch ein paar mehr.

Beim 5:2 (1:1) auswärts über die SV Blankenese haben die Fußballer der SV Halstenbek-Rellingen am Donnerstagabend ihre Zukunft eingeläutet. Oberliga-Debütant Martikan, 18, von den eigenen A-Junioren unterschrieb bereits einen Vertrag für die kommende Saison. Ihm folgen bald mehrere Nachwuchskicker aus den Reihen von Eintracht Norderstedt.

„Es ist wohl alles nur Formsache", sagte Hans Jürgen Stammer. Gleich nach dem Abpfiff bekam der Präsident von Manager Detlef Kebbe noch etwas Lektüre für die Oster-Feiertage mit auf den Weg. Den Kooperationsvertrag, den Kebbe mit dem Norderstedt Regionalliga-Club abzuschließen gedenkt und den Stammer absegnen muss. Die zukünftige Zusammenarbeit sieht so aus: Eintracht-Spieler, die perspektivisch für die vierte Liga in Frage kommen, vorerst aber eine Klasse tiefer Erfahrung sammeln sollen, schließen sich zunächst den Halstenbekern an. In jeder Wechselperiode hat Norderstedt ein Zugriffsrecht auf diese Spieler. Alles läuft ohne Ablösesummen ab.

Fünf Norderstedter Spieler haben sich bereits zu einem Wechsel entschlossen

Gleich fünf Eintracht-Talente, allesamt Stammkräfte der A-Junioren (Regionalliga-Dritter), haben sich bereits für dieses Modell entschieden: Vincent Ermisch, 18, Niklas Siebert, 18, (beide Abwehr) sowie Ümit Karakaya, 19, Serhat Ercek, 19, und Julian Mentz, 19, zweifacher U-15-Nationalspieler, bevor ihn ein Beinbruch zurückwarf (alle Mittelfeld). Weitere sind im Gespräch. „HR hat ein vernünftiges Management, das Ganze ist von Kontinuität geprägt. Thomas Bliemeister und Detlef Kebbe kenne ich seit 30 Jahren. Die Spieler sind dort sehr gut aufgehoben", sagt Reenald Koch, Vorsitzender der Eintracht, der die Idee einer Kooperation anlässlich eines Freundschaftspiels im Dezember an die Halstenbeker herangetragen hatte.

Ekkehard Bushe, Trainer der Norderstedter U19 und zugleich Jugendkoordinator, spricht von einer klassischen Win-Win-Situation. „Die Jungs bekommen Praxis im Herrenbereich, können sich weiterentwickeln. HR wiederum erhält gut ausgebildete Spieler.“ Detlef Kebbe steht die Freude darüber ins Gesicht geschrieben. Sein Kommentar klingt überschwänglich: „Diese Jungs aus Norderstedt sind ein Geschenk des Himmels.“ In Gedanken bastelt Thomas Bliemeister bereits an einer „gesunden Mischung“.

Ahmed Osmanov erzielte drei Treffer beim 5:2 der SVHR in Blankenese

Dabei spielen vielleicht nicht mehr alle Akteure, die in Blankenese mitwirkten und zumindest nach der Pause ihre beste Leistung seit vielen Wochen ablieferten, eine Rolle. Bleibt zum Beispiel Danijel Suntic, der zu allen drei Treffern von Ahmed Osmanov (1:0/7., 2:1/53., 3:1/67.) die Vorarbeit leistete? Oder war es nur eine zufällige Begegnung, als er sich nach dem Abpfiff noch angeregt mit dem früheren SVB-Trainer Sven Piel, jetzt Manager des SC Victoria, austauschte? Hat möglicherweise Regisseur de Oliveira, der das 4:1 mit einem 16-Meter-Schuss unter die Latte (71.) und das 5:1 mit einem Scharfschuss in die linke Ecke (84.) erzielte, woanders Begehrlichkeiten geweckt? In Blankenese überzeugte er endlich wieder restlos.

Wie Zweitkeeper Kevin Tittel und Verteidiger Marcel Schöttke stammt Suntic „aus der Norderstedter Ecke“ (Kebbe). Indirekt einen Draht zur SV HR hatte schon immer SVB-Stürmer Timo Wieckhoff, dessen Vater Thomas früher für die Halstenbeker verteidigte und der von Kebbe schon Mitte März verpflichtet worden war. Gegen sein zukünftiges Team kam Wieckhoff nur im zweiten Durchgang zum Einsatz. Seine Qualität zeigte er in der 87. Minute, als er das 2:5 von Felix Niebuhr mit einem Sturmlauf über die linke Seite vorbereitete. Das 1:1 der Blankeneser hatte Martin Groth unmittelbar vor dem Seitenwechsel erzielt.