Erneute Energieleistung beim 74:63 über Oldenburg stimmen Rist-Herren und Fans zuversichtlich, dass das große Play-off-Ziel Ostern erreicht wird

Wedel. Spannende Basketballspiele gab es schon viele in der Steinberghalle. Diesmal aber erbebte das Domizil des SC Rist in seinen Grundfesten. 750 lautstarke Zuschauer, die meisten davon wie gewünscht ganz in der Vereinsfarbe Gelb gekleidet, hatte das erste Playoff-Halbfinale zur 2. Bundesliga Pro A der Clubgeschichte zwischen der Herrenmannschaft des Wedeler Clubs und der Baskets-Akademie Weser-Ems/Oldenburger TB angelockt. Bereut haben dürfte der Besuch im „Stonedome“ kaum jemand. Mit 74:63 (43:27) legte die Heimmannschaft in der Best-of-three-Serie vor, stünde mit einem weiteren Erfolg am nächsten Sonnabend, 19. April (18 Uhr), in Niedersachsen vorzeitig im Finale.

Junge Oldenburger kassieren bei drittem Gastspiel ihre erste Niederlage

Möglich erscheint das allemal, demonstrierte das Heimteam doch im insgesamt 28. Pflichtspiel einer kräftezehrenden Saison gegen die von Headcoach Sebastian Gleim im Vorfeld der Partie favorisierten Oldenburger Stärke. „Wir haben verdient gewonnen, weil die Mannschaft genau das, was wir vorher besprochen hatten, mit Energie umgesetzt hat“, sagte der 29-jährige Wedeler Coach, seit kurzem Inhaber der A-Trainer-Lizenz. „Damit haben wir dem Gegner früh den Schneid abgekauft.“

Die im Schnitt sehr jungen Oldenburger, die im dritten Gastspiel ihre erste Niederlage in Wedel hinnehmen mussten, bekamen vor allem Rist-Youngster Janis Stielow nicht in den Griff. Dabei war der U20-Nationalspieler durch einen Muskelfaserriss so stark gehandicapt, dass sein Einsatz bis zuletzt auf der Kippe stand. „Unser Mannschaftsarzt Dr. Jens von Schöning, Physiotherapeutin Rosemarie Bittner und Chiropraktikerin Caroline Fliegel haben ganze Arbeit geleistet, um ihn rechtzeitig fit zu bekommen“, sagte Gleim. Auch in dieser Hinsicht hatten sich alle Mühen gelohnt, Stielow hielt mehr als 30 Minuten lang auf dem Parkett durch, war mit 18 Punkten, davon zwölf per Dreier, acht Rebounds und vier Ballgewinnen mit Abstand effektivster Akteur der Partie.

Das Gros seiner Mannschaftskameraden stand dem gebürtigen Niedersachsen kaum nach, und so konnten sich die Wedeler über einen 10:0-Lauf zum 35:18 kurz vor der Halbzeitpause sogar auf 18 Punkte (45:27/26. Minute) absetzen. Mann der Anfangsphase war der mit Schulterbeschwerden ins Spiel gegangene Rist-Center Paul Owusu, der am Ende ebenso zweistellig gepunktet hatte wie Stielow, Routinier Christoph Roquette und Mannschaftskapitän Davey Hopkins. Ein Übriges taten beim Wedeler Auftaktsieg in der Play-off-Halbfinalserie die Treffsicherheit von der Freiwurflinie (15 Treffer bei 17 Versuchen/88 Prozent) und aus der Ferndistanz (sieben von 15/47 Prozent). In Korbnähe (Nah- und Mitteldistanz) saß ebenfalls fast jeder zweite Wurfversuch des Heimteams (19 von 40).

Auf die Dauer hatten die Oldenburger der Wedeler Energieleistung nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. „Finale, oho“, erschall es schon Mitte des Schlussviertels von der Zuschauertribüne, ehe dann 40 Sekunden vor der Spielende noch einmal die Emotionen hochkochten. Nach einem Gerangel zwischen Christoph Roquette und einem Gäste-Akteur ging letzterer theatralisch zu Boden. Es folgte eine Rudelbildung vor der OTB-Bank, in die auch der bosnische Baskets-Akademie-Coach Mladen Drijencic involviert war. Anschließend hagelte es Technische Fouls gegen die Beteiligten, ohne dass diese den Spielausgang noch hätten beeinflussen können.

Der Pro-A-erfahrene Christoph Roquette wollte den Zwischenfall nach der Partie denn auch nicht dramatisieren. „Wir sind sehr fokussiert auf die Play-offs, keiner will den Heimvorteil einbüßen, und alle geben 100 Prozent, da kann so etwas schon einmal vorkommen.“ Ähnlich sah es Davey Hopkins und blickte zugleich nach vorn. „Wir wollen in Oldenburg den nächsten Schritt machen.“ Gut gerüstet sieht der Mannschaftskapitän sein Team dafür allemal. „Wir haben viele verschiedene Waffen im Angriff, aber der Schlüssel zu unserem Erfolg ist die starke Defense“, sagte der sprunggewaltige College-Absolvent aus Riverside im US-Bundesstaat Kalifornien.

Geschäftsführer der Jungen Liga ist angetan vom Rist-Engagement

Davon, dass der SC Rist und Wedel auch Playoff-Halbfinale können, überzeugte sich in der Steinberghalle ein Basketball-Spitzenfunktionär mit eigenen Augen. Daniel Müller, Geschäftsführer der Jungen Liga (Dachorganisation der 2. Bundesligen Pro A/Pro B), zeigte sich angetan vom Engagement des Clubs, vor allem in der Nachwuchsarbeit. Lob gab es zudem für die Atmosphäre in der Spielstätte. „Hier geht es sehr familiär zu, und das gefällt offensichtlich auch den Basketball-Fans in der Region.“

Statistik: Viertel-Ergebnisse: 23:13, 20:14, 17:18, 14:18. SC Rist (Punkte): Janis Stielow (18), Christoph Roquette (16), Davey Hopkins (12), Paul Owusu (11), Jens Hirschberg (5), Diante Watkins, Fabian Böke (je 4), Lee Jeka, René Kindzeka (je 2), nicht eingesetzt: Jonas Laatzen, Christopher Geist, Fabian Strauß.