Zweitliga-Basketballer stehen nach 94:75 über Leipzig erstmals im Play-off-Halbfinale. Gegner Oldenburg ist Favorit

Wedel. Die Basketballer des SC Rist sind in bislang unbekannte Sphären vorgedrungen. Mit Standing Ovations feierten mehr als 600 Fans des Wedeler Clubs, die meisten von ihnen ganz in der Vereinsfarbe Gelb gekleidet, schon Minuten vor der Schlusssirene im dritten und entscheidenden Play-off-Viertelfinale gegen die Uni-Riesen Leipzig in der Steinberghalle ihr Zweitliga-Herrenteam. Mit 94:75 (53:35) entschied das Team von Headcoach Sebastian Gleim die Partie und damit die Serie für sich, steht damit erstmals im Halbfinale der Aufstiegsrunde. Gegner ist dort bereits am kommenden Sonnabend, 12. April, um 19 Uhr erneut am Steinberg die Baskets-Akademie Weser-Ems/Oldenburger TB zum Auftakt einer weiteren Best-of-three-Serie.

Nach der Schlusssirene sah sich Sebastian Gleim in seiner Einschätzung bestätigt, dass sich die mental stärkere Mannschaft durchsetzen würde. „Wir wollten unbedingt gewinnen, und wir haben es geschafft.“ Dabei vergaß der 29 Jahre alte Trainer keineswegs, wem seine Mannschaft das erstmalige Aufrücken in die Runde der letzten Vier größtenteils zu verdanken hatte. „Die Fans haben uns wieder sensationell unterstützt, und Diante Watkins werde ich sofort ein Putenschnitzel mit Pommes frites bestellen."

Seine Leibspeise hatte sich der 1,75 Meter kleine US-Amerikaner verdient an einem Abend, dessen Datum in den Club-Annalen sicherlich fett hervorgehoben wird. Fast 31 Minuten lang stand der 23 Jahre alte Aufbau- und Flügelspieler aus Chicago auf dem Parkett, bilanzierte 24 Punkte, versenkte alle zwölf Freiwurf-Versuche im gegnerischen Korb und leistete sechsmal die Vorarbeit für Treffer von Mannschaftskameraden. „Diante hat uns unheimlich viel Schwung gegeben und alle mitgerissen“, sagte Gleim, für den allerdings in erster Linie die starke Defensive seines Teams der Schlüssel zum Sieg war. „Das war mit Abstand unsere beste Verteidigungsleistung in dieser Saison.“ Diese Steigerung sei allerdings auch bitter nötig gewesen. „Mit einer ähnlich durchwachsenen Defensive wie in den ersten beiden Partien hätten wir heute verloren.“

So waren es diesmal die Sachsen, die ein Dejà-vu der unangenehmen Art hatten. Wie in Spiel eins blieben ihre Hauptkorbschützen Christopher Flores und Eric Vierneisel weitgehend unter ihren Möglichkeiten, begannen erst in den letzten zehn Minuten der Partie nennenswert zu treffen. Zu diesem Zeitpunkt führten die Wedeler allerdings schon 83:45, für Hallensprecher Arne Malsch Anlass genug, das Publikum vorzeitig zum Besuch des ersten Play-off-Halbfinales gegen Oldenburg am Sonnabend, 12. April (19Uhr), einzuladen. Das spornte die Gäste offensichtlich noch einmal an, ohne dass die Leipziger aber den immensen Vorsprung des Heimteams hätten aufholen können.

Nächster Gegner trainiert mehrmals täglich mit einem Bundesligateam

Anders als auf der Tribüne gab es bei den Wedelern nach Spielende kaum Freudenausbrüche und schon gar keine Siegesfeier. „Schließlich müssen fast alle morgen wieder arbeiten“, sagte Center Paul Owusu, der ebenso voll im Erwerbsleben steht wie das Gros seiner Teamkameraden. „Ich werde allmählich zu alt für diesen Sport“, fügte Ingenieur Christoph Roquette hinzu, der trotz eines blauen Auges, das er sich im Auswärtsspiel in Sachsen zugezogen hatte, 15 Punkte zum Halbfinalzug beisteuerte und ebenso zweistellig getroffen hatte wie Watkins, Lee Jeka (21) und Kapitän Davey Hopkins (18).

Im Halbfinale gegen die Zöglinge der Oldenburger Basketball-Akademie erwartet Sebastian Gleim ein Duell, wie es unterschiedlicher kaum denkbar ist. „Wir trainieren einmal in der Woche komplett, die Oldenburger täglich mehrfach und oft gemeinsam mit dem Bundesligateam.“ Daher sei der Gegner, der in dieser Pro-B-Saison einschließlich Play-offs 17 der zurückliegenden 19 Partien gewann, auch der Favorit. Weiterkommen könne sein Team aber. „Wir müssen bescheiden bleiben und jedes Spiel so angehen, als wäre es das wichtigste der gesamten Saison.“