Quickborns größter Verein feiert mit einem Festakt am Freitag und einer Partynacht am Sonnabend das runde Jubiläum. Im Juni kommt der FC St. Pauli

Mit einem großen Festakt, zu dem 150 Menschen geladen sind, feiert Quickborns größter Sportverein an diesem Freitag um 11 Uhr in der Sport- und Begegnungsstätte am Ziegenweg sein 100-jähriges Bestehen. Genau am Sonnabend, 29. März, an dem eine Partynacht ab 19.30 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium das Jubiläums-Wochenende fortsetzt, ist es 100 Jahre her, dass zehn junge Männer die Quickborner Männerturnerschaft gegründet haben.

Dieser Turnverein ging 1955 mit dem FC Holstein Quickborn von 1920 und dem Turn- und Sportverein Quickborn von 1949 im TuS Holstein Quickborn auf. Dieser zählt heute 2300 Mitglieder, die 20 Sportarten im Verein ausüben. 1979 war mit 3230 Mitgliedern der Höchststand erreicht. „Die Vielzahl an Kindern und Jugendlichen, die der TuS Holstein erreicht – jeder zweite im Verein sei jünger als 17 Jahre alt – freut die Verantwortlichen. „Damit erfüllen wir unsere gesellschaftliche Aufgabe, Kindern und Jugendlichen ein sinnvolles Freizeitangebot zu machen, das sie von der Straße holt“, sagt Zweiter Vorsitzender Hartmut Leutner. Die Stadt Quickborn, die dem TuS die Sportstätten mit zwei hochmodernen Sporthallen kostenlos zur Verfügung stellt, habe hieran einen großen Anteil, loben die Vereinschefs des TuS Holstein Quickborn. „Ich bin stolz darauf, wie gut sich der Verein entwickelt und gehalten hat“, sagt Erster Vorsitzender Jürgen Sohn.

Dabei war es anfangs eine schwere Zeit für die Quickborner Turnerschaft. Vier Monate nach der Vereinsgründung brach der Erste Weltkrieg aus. Das Vereinsziel „Hebung der Körperpflege im Interesse der Nationalen Arbeit“ musste erst mal ruhen und der militärischen Mobilisierung untergeordnet werden. Erst nach Ende des Krieges begann allmählich wieder Leben in den Verein zu kommen, schreibt Gerd-Rainer Neu in seiner lesenswerten Festschrift-Chronik. Im August 1919 turnen erstmals Kinder im Verein. Der Fußball beginnt seinen sportlichen Siegeszug, der Handball etabliert sich. Wandern ist damals ziemlich in, was heute ja Walken und Joggen genannt wird. Der heute fast ausgestorbene Faustball ist voll in Mode.

Mit Beginn der Nazi-Diktatur erlebt auch die Quickborner Turnerschaft eine Zäsur. Die Vereinssatzung wird 1933 aufgehoben und durch eine Einheitssatzung ersetzt. Der Vorstand heißt nun Führerring. Sport wird als Wehrsport betrieben, um der Sturmabteilung (SA) der NSDAP zu dienen. Nach dem Krieg bedeutete diese einseitige politische Ausrichtung das Ende. Die britische Besatzungsmacht verbot 1945 die Turnerschaft. Das führte 1949 zur Gründung des Turn- und Sportvereins (TuS) Quickborn, der außer Turnen, Fußball, Handball und Faustball nun auch Boxen, Tischtennis und Leichtathletik anbot. 1955 fusionierte der TuS mit Holstein Quickborn, das bereits 1946 seinen Punktspielbetrieb wieder aufnehmen konnte.

Heute zählt der Verein neben diesen Sportarten noch Aikido, Badminton, Ballett, Basketball, Cheerleader, Fitness, Hip-Hop, Judo, Ju Jutsu, Koronarsport, Volleyball, Tanzen, Rehasport, psychomotorisches Spielen und Tennis. „Wir sind ein Breitensportverein“, sagt Vorsitzender Sohn. „Uns sind alle Sparten gleich lieb.“ Eine der jüngsten Sportarten im Verein ist die erfolgreichste. So gelang es beim Ju Jutsu den Sportlern Christian Birmele und Ashot Samweli Arustamjan, zwei Junioren-Weltmeistertitel zu erlangen.

Das stellt die Hamburg-Liga-Meisterschaft der Kicker im Jahr 1985, die inzwischen in der Kreisliga spielen, in den Schatten. „Dafür sind wir schuldenfrei“, sagt Sohn. „Der Erfolg bei solch populären Sportarten wie Fußball, Handball und Hockey ist immer abhängig vom Geld. Er muss erkauft werden.“ Wenn Sponsoren wegfallen, bedeute dies oft das Aus oder den sofortigen Abstieg, wie ihn die Fußballer und Tischtennisspieler erleben mussten.

Besonders stolz im Verein sind sie auf ihre professionell geführte Ballettabteilung, die schon 1970 gegründet wurde. Auch das Boxen, das vor drei Jahren der gebürtige Armeniers Mrawnik Adamjan neu gründete, erfreut sich mit jetzt 50 aktiven Sportlern einer Renaissance.

Die Vereinschefs Sohn und Leutner würden gerne weitere Trendsportarten anbieten wie Klettern oder Rhönrad-Turnen. Aber dafür fehlten die nötigen Hallenzeiten. Schließlich haben die Schulen Vortritt, mit denen der TuS mittelfristig Kooperationen eingehen möchte, um dort den Nachmittagsunterricht mit sportlichen Aktivitäten zu bereichern. Die Fragen, wie die Übungsleiter bezahlt werden sollen und wie man das lösen kann, damit beide Seiten profitieren, müssten allerdings noch geklärt werden.

Vor zehn Jahren drohte dem Verein das Aus. Der Bau des neuen Vereinsheims mit Fitnessgeräten im Keller, in den der Verein 2001 1,2 Millionen Euro investierte, machte dem Verein das Leben schwer. Es gab plötzlich einen Mitgliederschwund, die Fitnessabteilung lief erst schleppend an, Kredite konnten nicht mehr bedient werden. Die Stadt, die bürgte, rettete den TuS, indem sie das Gebäude übernahm und an den Verein verpachtete. Die Tennisabteilung wurde ausgegliedert und eine neue Beitragssatzung eingeführt, die für jede Sportart neben dem Grundbetrag (zehn Euro für Erwachsene, 7,50 Euro für Jugendliche im Monat) einen zusätzlichen Beitrag fordert. Der variiert von 4,50 Euro bei Badminton und Leichtathletik bis 20 Euro für Basketball und Ballett.

Nun gebe es keine Probleme mehr, der Verein sei schuldenfrei und boomt, wie Sohn sagt. „Der Reha-Sport ist die am stärksten wachsende Abteilung.“ In drei Jahren sei die von null auf 180 Mitglieder hochgeschnellt. „Das verdanken wir dem Umdenken bei Ärzten und Krankenkassen, die Patienten heute viel schneller Bewegung verordnen als früher.“ Sportliche Höhepunkte im Jubiläumsjahr sind das Jugendpokalfinale des Hamburger Handballverbandes am 11. Mai, ein Spiel gegen die Fußball-Zweitliga-Kicker des FC St. Pauli am 22. Juni und das Kreisturnsportfest am 1. November.