Die Handballer der HSG Pinnau schalten im Pokal Favorit FC St. Pauli aus. Hamburg-Liga-Team ist für Spielgemeinschaft unverzichtbar

Pinneberg/Prisdorf. Der Ruf des Pokalschrecks eilte der HSG Pinnau im laufenden Wettbewerb um die Trophäe des Hamburger Handball-Verbandes (HBV) voraus, doch die Oberliga-Männer des klassenhöheren FC St. Pauli (Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein) scheinen ihn nicht gehört zu haben. Die Quittung dafür erhielten die Kiez-Handballer in der Pinneberger Johannes-Brahms-Halle, mit 37:36 (19:14) schaltete die Spielgemeinschaft von TSV Prisdorf und VfL Pinneberg den Vorjahresfinalisten aus und feierte damit einen der im Handball eher seltenen Außenseitersiege.

Nach dem Schlusssignal spielten sich am Fahltskamp schier unglaubliche Szenen ab. Die Spieler von HSG-Trainer Hans Riedel fielen sich um den Hals oder in die Arme, zelebrierten den nach Erfolgen üblichen Rundtanz und ließen sich anschließend unter dem Applaus von 150 Fans auf dem Hallenboden nieder. „Damit hat bei uns wirklich niemand gerechnet, ich kann es immer noch nicht glauben“, sagte Torhüter Marco Simonsen, einer der Sieggaranten, der schon während des Spiels nach spektakulären Paraden in Anlehnung an seinen Spitznamen mit „Jogi, Jogi“-Sprechchören gefeiert wurde.

Der 24 Jahre Jahre alte IT-Spezialist genoss wie seine Mannschafskameraden den Augenblick. Das Pokalfinale in der Halle Langenfort, in der die HG Hamburg-Barmbek am Donnerstag, 1.Mai, sämtliche Endspiele im Erwachsenenbereich ausrichtet, ist erreicht, Gegner der Sieger der noch ausstehenden Partie zwischen den Gastgebern (Hamburg-Liga) und der SG Hamburg-Nord (Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein). Bis dahin aber gilt es für die Pinnau-Handballer, Drittletzter der Hamburg-Liga, den Klassenerhalt zu sichern. Rechnerisch fehlen noch zwei Punkte aus ebenso vielen Partien, und für dieses Unterfangen scheint die HSG dank des Pokal-Coups besser gerüstet denn je in einer durchwachsenen Saison. „Wenn wir uns mit dem Auftritt nicht das Selbstvertrauen für den Abstiegskampf erspielt haben, weiß ich auch nicht“, sagt Simonsen.

HSG-Trainer Hans Riedel sieht seine Mannschaft ebenfalls auf einem guten Weg zum Klassenerhalt. „Der FC St. Pauli hat 40 Minuten lang keine Mittel gegen unsere offensive Deckung um Thomas Winkler gefunden,“ sagte der Handballlehrer, der in Hamburg unter anderem eine Ferienschule betreibt. Aus dem Überraschungseffekt resultierten zahlreiche Ballverluste der Kiez-Handballer, die von den Pinnau-Akteuren zu Gegenstoßtoren genutzt wurden.

Als weitere Erfolgsgaranten hatte Riedel seine beiden Torhüter ausgemacht, die sich prächtig ergänzt hätten. „Marco hat etliche hochkarätige Würfe aus dem Feld abgewehrt und Malte Hoeft zwei Siebenmeter pariert.“ Von der Pauli-Abwehr nicht zu stoppen waren die Außenspieler Jannik Biehl (links) und Tore Wiechers (rechts), die zusammen 15 Tore erzielten, während Biehls älterer Bruder Julian fünf Siebenmeter verwandelte. Erst als es fast zu spät war, bäumte sich der Favorit gegen das Pokal-Aus auf, stand dank gelungener Einzelaktionen mehrfach vor dem Ausgleich, der dann aber doch nicht fiel. „Wenn St. Pauli ausgeglichen hätte, wäre die Partie wohl noch gekippt“, sagte Riedel, der dann aber nach 60 Minuten ebenso ausgelassen jubeln durfte wie Spieler und Zuschauer.

Ein Bier mit den Fans und der Traum vom Gewinn des Finales inklusive Startrecht für den DHB-Pokal 2014/15 waren nach Spielende erlaubt, aber schon am kommenden Sonntag, 30.März, hat die Handballer von TSV Prisdorf und VfL Pinneberg der zur Zeit grauen Hamburg-Liga-Alltag wieder. Erneut in der Pinneberger Johannes-Brahms-Halle empfängt das Team von Hans Riedel um 15Uhr den SC Alstertal-Langenhorn. Im Falle eines Sieges wäre die HSG Pinnau mit dann 12:30 Punkten fast gerettet, wenn tags zuvor (Sonnabend, 29.März) der Vorletzte SG Wilhelmsburg (8:32) erwartungsgemäß gegen Meister HG Hamburg-Barmbek verliert. Die Folgen einer Niederlage in diesem Spiel und zum Saisonausklang bei der SG Hamburg-Nord II (6.April, 16.30Uhr) möchte sich bei der Spielgemeinschaft niemand ausmalen. „Das Hamburg-Liga-Team ist wichtig für die Region, die Spieler sind für viele Kinder und Jugendliche Vorbilder, denen sie nacheifern möchten“, sagt Hans Riedel, der unabhängig vom sportlichen Abschneiden auch in der kommenden Saison auf der HSG-Trainerbank sitzen wird – vielleicht sogar als Hamburger Pokalsieger.

Spielverlauf: 3:1, 9:3, 13:7, 16:10, 19:14 – 21:15, 24:18, 26:22, 30:25, 32:30, 34:31, 36:34, 37:36. HSG Pinnau (Tore/Siebnmeter): Marco Simonsen, Malte Hoeft – Jörn Wolters, Julian Biehl (8/4), Hendrik Fröhlich (3), Thomas Winkler (2), Jannik Biehl (8), Marco Bretz (3), Tore Wiechers (7), Marvin Thaler (3), Mirco Scheide, Frederik Fröhlich.