Seit Amtsantritt von FCE-Boss Helge Werner Melzer ist der jetzt zurückgetretene Reza Khosravinejad bereits der sechste verschlissene Trainer

Elmshorn. Die Fußballer des FC Elmshorn kommen nicht zur Ruhe. „Wir sind das Schalke 04 der Hamburger Oberliga“, sagt Bernd Ruhser, aber mit einem Augenzwinkern. Der Co-Trainer, 57, verlängerte seinen Vertrag bis 2015. Diejenigen, denen er zuarbeiten soll, geben sich die Türklinke in die Hand.

Der Club-Vorsitzende Helge Werner Melzer, 44, ist der dritte Coach, auf den sich Ruhser in dieser Saison einzustellen hat. Das hatte B-Lizenz-Inhaber Melzer ganz anders geplant, als er sich Anfang des Jahres von Meistertrainer Achim Hollerieth trennte und am 9. Januar den Iraner Reza Khosravinejad, 37, als Nachfolger präsentierte. „Wir wollen frischen Wind, einem jungen Mann und einer anderen Mentalität einmal eine Chance geben. Das ist kein höheres Risiko als mit jedem anderen“, sagte Melzer seinerzeit. Das Experiment endete zwei Abende vor dem Gastspiel beim Niendorfer TSV (1:0). Khosravinejad erklärte per SMS an Melzer seinen Rücktritt.

Ruhser wundert sich immer noch, was er an jenem Freitag zu hören bekam. Wie mit Khosravinejad abgesprochen, hatte er sich mit Rekonvaleszent Kim Helmer zu einem Sondertraining verabredet, bevor die anderen eintrudelten. Dann tauchte auch der längere Zeit verletzte Mittelfeldspieler Jan-Henrik Kaetow verfrüht an der Wilhelmstraße auf und bat darum, mitmachen zu dürfen. „Wie soll ich denn reagieren? Einem Spieler verbieten, freiwillig mehr zu leisten?“, fragt sich Ruhser. Dann sei Khosravinejad auf die Bildfläche getreten, habe ihn laut zur Rede gestellt und schließlich aufgefordert: „Du kannst deine Sachen packen.“

Noch deutlicher sei Khosravinejad gegenüber Kaetow geworden: „Du brauchst gar nicht mehr wiederzukommen.“ Ruhser und Kaetow fuhren nach Hause, Helmer und Kaetow setzten sich mit Melzer in Verbindung. Der Club-Vorsitzende schlug eine Aussprache am nächsten Tag vor. „In meinem Alter kann ich mir nicht mehr alles gefallen lassen. Doch eine Entschuldigung von Reza hätte ich sofort angenommen. Der Vorfall wäre damit für mich erledigt gewesen“, betont Ruhser. Khosravinejad, mit dem die Elmshorner zwei Spiele gewannen und zwei verloren, kam der Gegenüberstellung mit seinem Rücktritt zuvor.

„Diese Entscheidung hatte aber nichts mit dem Verein zu tun. Vielmehr muss ich aus privaten Gründen dringend für zwei Monate in mein Heimatland Iran. Dienstag schon geht es los“, beteuerte er hinterher. Davon war am Freitag noch nicht die Rede gewesen. Woran ist der Mann, der in Hamburg für den SC Victoria und den VfL Pinneberg kickte, also gescheitert? „Auch an der Sprachbarriere. Er konnte vieles nicht so vermitteln, wie er sich das vorstellte“, vermutet Helge Werner Melzer. „An seiner Akribie. Sogar die Stutzen mussten immer perfekt sitzen“, sagen die Spieler. „Im Amateur-Fußball gehört auch immer eine gewisse Lockerheit dazu“, sagt Bernd Ruhser. Während seiner Zeit als Co-Trainer der SV Halstenbek-Rellingen soll Khosravinejad mit seinen flammenden Appellen nicht immer den Nerv der Mannschaft getroffen und in unpassenden Momenten überhitzt reagiert haben.

Melzer wurde zwischenzeitlich auch schon mal zum „Sport-Direktors“

Eine vergleichsweise unbedeutende Äußerung im Rahmen des Punktspiels gegen den TuS Dassendorf nahmen die Halstenbeker dann zum Anlass, ihn Anfang Dezember 2013 zu entlassen. Um ihm die weitere Laufbahn nicht zu verbauen, hielten sich die Halstenbeker mit Details zur Trennung zurück. Reza Khosravinejad gibt einen Einblick in sein Seelenleben: „Was ich mache, das mache ich zu 100 Prozent. Genau dasselbe erwarte ich von den Spielern.“ Seit Beginn seiner Amtszeit Ende 2009 war der Iraner nach Papa Ndiaye, Daniel Jurgeleit, Bernd Gerulat, Bert Ehm und Achim Hollerieth schon der sechste Trainer, den Melzer, zwischendurch zudem „Sport-Direktor“, verpflichtete. Jurgeleit führte den FTSV Weiche Flensburg 2012 in die Regionalliga Nord, auch auf Hollerieth wartet demnächst ein Engagement in der vierthöchsten Spielklasse (Germania Halberstadt/Regionalliga Nordost). Gibt’s schon Kandidaten, die eines Tages den Traum der FCE-Fans vom Aufstieg erfüllen können? „Es sieht so aus, dass Bernd Ruhser und meine Person sich den Job bis zum Saisonende teilen“, kündigte Melzer an. Schnellschüsse werde es beim „Schalke 04“ hoch im Norden nicht mehr geben.