Schulterverletzung stoppt Studienrat Klaus Häfele vor Oberliga-Gastspiel des FC St. Pauli bei Ex-Club Ellerbek

Ellerbek/Pinneberg. Darauf hatte sich der 38 Jahre alte Klaus Häfele schon seit Wochen gefreut. Zweimal in kurzer Folge sollte der passionierte Handballer, der für den TSV Ellerbek mehr als ein Dutzend Spielzeiten in der Regional- und Oberliga absolvierte, ehemalige Weggefährten und Schüler auf dem Hallenparkett wiedersehen.

Doch nun kann der gebürtige Ludwigshafener, der im Alter von zwei Jahren mit seiner Familie von Rheinland-Pfalz in den Kreis Pinneberg übersiedelte, bestenfalls zuschauen. Ein schwerer Fahrradunfall verhindert sein Mitwirken im Oberliga-Team des FC St. Pauli am Sonnabend, 22.März, im Punktspiel bei seinem Stammclub TSV Ellerbek (19.30Uhr, Harbig-Halle) und am Montag, 24.März (20.15Uhr, Johannes-Brahms-Halle, Pinneberg) im Halbfinale des Hamburger Pokals gegen die HSG Pinnau (Hamburg-Liga). Deren Spieler hatten dem Duell mit dem Pauker ebenfalls entgegengefiebert, unterrichtete Häfele doch viele HSG-Akteure in den Fächern Mathematik, Physik und Informatik.

„Ich kann es kaum fassen, dass mir so etwas gerade in dieser Phase der Saison passieren muss“, sagt Rückraumregisseur und Siebenmeter-Spezialist Häfele, dem es auch kein Trost ist, dass der rechte Wurfarm beim Sturz mit dem Fahrrad nur wenig beeinträchtigt wurde. „Die Diagnose lautete Schultereckgelenkssprengung im linken Arm, damit ist die Spielzeit für mich gelaufen“, sagt der Gymnasiallehrer, der aber immerhin hoffen darf, dass er um eine Operation herumkommt. „Das entscheidet sich nach weiteren Untersuchungen in Kürze.“

Der Ausfall des früheren Ellerbeker Mannschaftskapitäns dürfte den Gästen (Tabellen-Sechster/21:21 Punkte) die Aufgabe, den rechnerisch für den Klassenerhalt noch benötigten Zähler ausgerechnet gegen den Zweiten (34:10) in der Harbig-Halle zu holen, nicht eben erleichtern. Seit ihrem Aufstieg in die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein zur Saison 2011/12 warten die Kiez-Handballer auf einen Sieg über den Verbandsrivalen, einem Remis in der Halle Budapester Straße (24:24) stehen vier Niederlagen gegenüber, die zurückliegenden drei Duelle verloren die Hamburger allesamt. Auch der aus Uetersen stammende Pauli-Trainer Steffen Greve konnte in dieser Saison die triste Bilanz gegen Ellerbek nicht aufpolieren, in der Hinrunde war sein Team beim 18:24 chancenlos.

Wenn es nach Ellerbeks Trainer Michael Bollhöfer geht, müssen die Braun-Weißen noch länger auf das Ende ihrer schwarzen Serie warten. „Ich wünsche St. Pauli den Klassenerhalt, aber den noch fehlenden Punkt muss sich das Team gegen einen anderen Gegner holen“, sagt der Coach, der am Gymnasium Blankenese Geschichte, Politik, Philosophie und Sport unterrichtet und somit ein Berufskollege Häfeles ist.

Den Ausfall des gegnerischen Spielmachers bedauert Bollhöfer zwar, ist aber auch davon überzeugt, dass die Gäste diesen Ausfall kompensieren können. „St. Pauli ist auch ohne Klaus, der bestimmt in der Halle sein oder sogar auf der St.-Pauli-Bank sitzen wird, ein ebenso erfahrener wie gefährlicher Gegner, den man nie unterschätzen darf, und deshalb erwarte ich einen ähnlich knappen Ausgang wie in den vergangenen Spielzeiten.“

Über das letzte Hamburg-Derby dieser Saison hinaus plant der Trainer schon für die Zukunft. „Wir wollen unseren zweiten Platz unbedingt halten, um den TSV Ellerbek als beste Handball-Adresse in der Metropolregion zu etablieren.“ Das könne auch ohne übermäßigen finanziellen Aufwand funktionieren. „Wir haben zwar kein Geld für große Sprünge, können aber mit engagierter Nachwuchsarbeit talentierte Jugendliche nach Ellerbek locken und ihnen hier eine Perspektive bieten.“

Optimistisch sieht auch TSV-Kapitän Dennis Lißner, der vor gut zehn Jahren bei einem von Klaus Häfele geleiteten Probetraining in Ellerbek erfolglos für einen Platz in der ersten Mannschaft vorspielte, dem Duell entgegen. „Wir gehen hoch motiviert in dieses Derby, das wir wie alle vorangegangenen für uns entscheiden wollen.“ Sollte diese Rechnung aufgehen, wäre den Ellerbekern Platz vier der Abschlusstabelle nicht mehr zu nehmen.

Unabhängig vom Ausgang der Partie in Ellerbek dürften St. Paulis Handballer zwei Tage später auch ohne Klaus Häfele die Pokal-Hürde HSG Pinnau meistern. Die Spielgemeinschaft von TSV Prisdorf und VfL Pinneberg zog mit dem Kiez-Club zwar das Wunschlos, bangt aber als Drittletzter der Hamburg-Liga um den Klassenerhalt. Unter diesem Aspekt wären dem Team von Coach Hans Riedel wohl zwei Punkte am Sonnabend, 22.März (20Uhr, Scharbeutzer Straße), beim AMTV lieber als ein Pokal-Coup.