Internationale Schenefelder Vielseitigkeit wurde aus finanziellen Gründen abgesagt. Der Veranstalter sucht für 2015 neue Förderer und Sponsoren

Pinneberg/Schenefeld. Das ist ein herber Schlag für die deutsche Vielseitigkeitsreiterei. Vor allem aber trifft es den Elbdörfer und Schenefelder Reiterverein (ESRV), der über viele Jahre die internationalen Buschreiter auf der Anlage im Klövensteen zu Gast hatte. Das Traditionsturnier musste für dieses Jahr abgesagt werden. Es sind schwerwiegende finanzielle Probleme, die den langjährigen Ausrichter, Züchter und Landwirt Hinrich Groth allerdings nicht überraschen.

Das Hauptproblem, das sich seit 2011 häufig angedeutet hatte: Es fehlen zahlungskräftige Sponsoren, die die aufwendig initiierte Veranstaltung mittragen. Doch nun steht es fest: Für 2014 geht nichts mehr. So mancher wird sich möglicherweise fragen, was da so kostenintensiv ist. Hintergründe: Eine acht Kilometer lange Strecke mit festen Sprüngen bedarf auch professioneller Bodenpflege, damit die Hochleistungspferde im Gelände einen sicheren Tritt haben. Außerdem müssen alle 30 Naturhindernisse in Topqualität präsentiert werden, sodass Verletzungen und Stürze der Reiter vermieden werden. Der Bestand der Natur, also Gelände- und Buschpflege, darf man ebenfalls nicht vergessen und unterschätzen. Hinrich Groth: „In den vergangenen Jahren wurde das Minus häufig aus privater Tasche ausgeglichen, was eigentlich nicht mehr sein sollte.“

Die Planungssicherheit ist durch ausbleibende Sponsoren weggebrochen. Neuakquise gestaltet sich mehr als schwierig, da ein nachweislicher Medieneffekt, so wie es im Springsport der Fall ist, gewünscht wird. „Unser Problem ist, dass wir nicht überall eine Kamera installieren können, um die Starter im Gelände plus Sponsoren zu präsentieren“, sagt Hinrich Groth.

Turnier dieser Größenordnung braucht einen Etat von rund 120.00 Euro

„Diese großartige Disziplin wird im Vergleich zum Springsport im TV leider vernachlässigt“, so der Organisator, der betont, dass die Präsentation der Geländestrecke im Fernsehen einen hohen technischen Aufwand erfordere. Der kann nicht gewährleistet werden. Zudem habe sich eine hanseatische Reederei als Förderer aus dem Sport zurückgezogen, da die Schifffahrt insgesamt massive wirtschaftliche Klippen umgehen muss. Die gesamte Instandhaltung kostet Zeit und Geld. Groth: „Für eine Veranstaltung dieser Art benötigen wir einen Etat in Höhe von rund 120.000 Euro, wobei die Leistungen der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer gar nicht berücksichtigt sind.“

Kader-Nachwuchsreiter Claas Hermann Romeike, 21, aus dem Landkreis Rendsburg/Nübbel, der sich regelmäßig in der von Dieter Kröhnert seit vielen Jahren für internationale Spitzenpferde betriebenen Hufschmiede in Ellerhoop aufhält, meldet sich diesbezüglich zu Wort. Romeike zeigt sich überrascht, dass sich die Sponsorenbereitschaft beim Traditionsturnier im Umland von Hamburg so zähflüssig gestaltet und findet dies äußerst bedauernswert. „Atmosphäre, Geländestrecke und Bedingungen im Klövensteen sind perfekt. Ich bin immer gerne gekommen, hatte das Turnier stets in meinem Kalender stehen. Einen Ersatztermin habe ich momentan nicht, da wird wohl eine Lücke bleiben, schade.“ Claas Romeike eröffnet die Grüne Saison nun am 2. April in Luhmühlen mit einer CIC-2*-Prüfung. Danach geht es zum nächsten internationalen Meeting nach Marbach (8. Mai).

Für Schenefeld ist es nach 2011 die zweite Absage aus finanziellen Gründen. Eigentlich sollte hier die diesjährige deutsche Meisterschaft stattfinden. Vom Dachverband der Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf (bei Münster) wurde schon damals ein Wechsel der Meisterschaftsorte zwischen Luhmühlen in der Nordheide und Schenefeld vorgegeben. Nun ist dieser geplante Wechsel des Veranstaltungs-Schauplatzes hinfällig geworden.

Im nächsten Jahr soll wieder eine DM in Schenefeld stattfinden

Für die Vielseitigkeitsreiter führt der Weg jetzt vom 13. bis 15. Juni über Luhmühlen (Nordheide) in die Normandie nach Frankreich zu den Weltreiterspielen, die vom 24. August bis 1. September auf dem Programm stehen. Einige Kaderreiter werden laut Bundestrainer Hans Melzer aus Luhmühlen dann das begehrte Ticket einlösen. Für die restlichen Reiter geht es immerhin um den deutschen Meistertitel. Der verantwortliche Mann nutzt beide Prüfungen zur Kadersichtung, wobei sich Pferd und Reiter immer wieder neu empfehlen müssen. „Die Prüfungen in Luhmühen mit 30 Sprüngen eignen sich hervorragend, um die Leistungsbereitschaft zwischen Pferd und Reiter neu einzuschätzen und zu beurteilen.“

Einer derjenigen, der die Schenefelder Vielseitigkeit unbedingt am Leben erhalten möchte, ist Hans Melzer selbst. Der 62-Jährige ist seit 2001 Bundestrainer der deutschen Buschreiter. „Das Turnier hat eine ausgezeichnete Infrastruktur. Es ist mir wichtig, dass die deutsche Meisterschaft im nächsten Jahr wieder nach Schenefeld kommt“, sagt Melzer. „Die Sponsoren werden sich finden, damit die Veranstaltung finanziell besser aufgestellt ist.“

ESRV-Chefveranstalter Hinrich Groth ist ebenfalls zuversichtlich. „Ich bin froh, dass der Bundestrainer hinter uns steht. Der Wandel ist da, und wir werden ihn umsetzen.“