Seit Januar treten Ellerbeks Handballfrauen jede Woche an. Kräfteverschleiß zeigt sich bei 29:34 gegen Kiel/Kronshagen

Ellerbek. Jede Energiequelle ist irgendwann einmal aufgebraucht, das trifft auch auf die Handball-Frauen des TSV Ellerbek zu. Kaum anders ist es zu erklären, dass die eigentlich favorisierte Mannschaft das Oberliga-Heimspiel gegen den Abstiegskandidaten HSG Kiel/Kronshagen mit 29:34 (10:15) verlor. Eine Pleite, für die Trainer Timo Jarama hinterher folgende Erklärung fand: „Die Kräfte der Spielerinnen sind derzeit aufgebraucht. Seit Januar sind wir regelmäßig im Spielbetrieb am Ball, was ganz klar an die Substanz geht.“

Dazu gesellte sich gegen die Kielerinnen eine eklatante Personalnot. Diverse Spielerinnen waren wegen Krankheit, Verletzungen oder aus privaten Gründen nicht dabei, sodass Coach Jarama nur eine Rumpftruppe aufs Feld der Harbig-Halle schicken konnte. Am kommenden Wochenende sind die Ellerbekerinnen nun endlich einmal spielfrei, wie Timo Jarama betont. Danach, am Sonnabend, 15. März, geht es dann zum Spitzenreiter und wahrscheinlichen Meister HSG Kropp-Tetenhusen. Sollte es für die TSV-Frauen (28:14 Punkte) gegen den weit enteilten Topfavoriten aus dem hohen Norden Schleswig-Holsteins (37:5) eine weitere Schlappe geben, wäre auch der zweite Platz in der Oberliga ernsthaft in Gefahr.

Ellerbek kann froh sein, dass die weiteren Kandidaten auf die Vizemeisterschaft, der ATSV Stockelsdorf und TSV Altenholz, im jüngsten Spiel Federn ließen. „Auf jeden Fall bleibt es bis zum Schluss der Saison spannend“, sagt Wolfgang Lohmeier aus dem Handball-Frauen-Management des Vereins. Lohmeier betonte noch einmal, dass ein eventueller Aufstieg als am Ende zweitplatzierter Club auch in dieser Saison kein Thema sein wird. Lohmeier: „Wir können uns die 3. Liga finanziell nach wie vor nicht leisten.“ Die Geldmittel sind knapp, und es fällt auf, dass die sportliche Qualität auf den Prüfstand zu stellen ist. Die TSV-Abwehr wackelt immer wieder bedenklich. Mit 610 Gegentoren hat man als Topmannschaft der Staffel die zweitschlechteste Defensivabteilung der Oberliga. Nur beim Tabellenvorletzten HSG Tarp-Wanderup ist das Deckungsverhalten mit 648 Gegentoren noch schwächer.

Timo Jarama weiß, woran es liegt: Seine Mädels tragen immer wieder schwungvolle Angriffe vor, das Rückzugsverhalten passt jedoch oft nicht. Zudem birgt das Spiel eins gegen eins Unzulänglichkeiten in sich. Aufgrund des Kräftemangels – so wie zuletzt – kommen Spielerinnen häufig einen Schritt zu spät, Gegner gelingen deshalb leicht Torerfolge.

Zu Gute halten kann man den Ellerbekerinnen, dass sie seit Jahren ein positives Phänomen begleitet. Die Mannschaft hat ausgesprochen dynamische Angriffsspielerinnen in ihren Reihen. Kein Team hat bislang mehr Treffer erzielt (655), auch nicht die HSG Kropp-Tetenhusen (593). Die über die gesamte Saison herausragende Torschützin Julia Steinberg fehlte gegen Kiel/Kronshagen, wurde jedoch bestens von Maren Sicks vertreten, die es auf elf Tore (davon vier Siebenmeter) brachte. Ihr kamen Melina Dahms (8) und Christina Hinrichs (5) am nächsten.

Eine Chance, der Niederlage zu entgehen, bestand indes kaum einmal. Nur bis zum 6:8 konnten die Gastgeberinnen ernsthaft mithalten. Beim Stand von 12:16 kurz nach der Pause versäumte es der TSV, den Vorsprung Kiels bis auf drei Treffer zu reduzieren. Als das Zwischenergebnis später 27:18 lautete, war die Partie vorzeitig entschieden.

Inzwischen haben sich in Ellerbek schon erste personelle Veränderungen für die nächste Spielserie ergeben. So wird Christiane Sacher, die noch gar nicht lange zum Kader gehört, den Verein verlassen. Die vom SV Henstedt-Ulzburg gekommene Torhüterin spielt noch für Ellerbek, wohnt in Norderstedt, arbeitet in Neumünster und ihr Freund spielt für Kropp/Tetenhusen – sicherlich ein bisschen zu viel des Reiseaufwandes.

Auch im Frauen-Management des TSV tut sich was: Conny und Peter Wedding werden ihr Engagement beenden. Auch Hallensprecher Thorsten Schwarz hat seinen Rückzug angekündigt. Ersatz für die drei soll laut Wolfgang Lohmeier schon in Planung sein.