0:3-Pleite des SV Rugenbergen im Oberligaderby gegen VfL Pinneberg steht zur Pause fest. Artur Frost trifft dreimal

Bönningstedt . Dieter Lietz, Stadionsprecher des Wedeler TSV, wechselte schon lange vor dem Anpfiff den Schauplatz und verharrte beim Spiel der in Ehren ergrauten Super-Senioren des SV Rugenbergen um die Ecke: „Kennst du den noch? Der war früher mal Torjäger der SV Blankenese.“

Detlef Kebbe, Manager der SV Halstenbek-Rellingen, hatte sich da schon längst verabschiedet. „Ich will den HSV sehen. 3:0 für uns“, lautete sein frommer Wunsch, der nicht in Erfüllung ging. Die Reservisten beider Seiten schienen mehr am Gesundheitszustand des Halstenbeker Flügelstürmers Patrick Hoppe, der sich an Krücken unter die Zuschauer begab, als am Geschehen auf dem Rasen interessiert zu sein.

„Wie geht’s? Wie kam es zu deinem Bänderriss?“, fragten der Bönningstedter Ersatz-Torwart Jannis Waldmann und der Pinneberger Jan-Philipp Zimmermann, der zum Schluss noch eingewechselt wurde. So kann es gehen, wenn ein Oberligaderby, das doch die ganze Aufmerksamkeit erfordern sollte, frühzeitig entschieden ist. Die Fußballer des VfL Pinneberg führten auswärts gegen den SV Rugenbergen Ruck-Zuck 3:0 und hatten dann keine Mühe mehr, das Resultat zu halten.

Für einen aber war es ein Spiel, das er so rasch nicht vergisst. „Ich wollte es denen zeigen, dass es ein Fehler war, mich gehen zu lassen. Das ist gelungen“, frohlockte der vom SVR zum VfL gewechselte Artur Frost, der sämtliche Treffer erzielte.

Der Mann mit der Rückennummer 13 brachte den Gastgebern so richtig Pech. In der fünften Minute jagte er Dennis Schmidt den Ball ab und schoss das 1:0 der Pinneberger. Als Torwart Dennis Schultz bei einem Rückpass damit zögerte, den Ball wegzuschlagen, funkte Frost dazwischen – 0:2 (12.). „Der Schultz ist doof. Der muss raus“, rief ein aufgekratztes Kind am Spielfeldrand. Als Frost in der 21. Minute ungestört auf ihn zustürmte, konnte Schultz den ersten Schuss noch abwehren, den Nachschuss nicht mehr. Damit lagen die Bönningstedter aussichtslos 0:3 zurück.

Manager und Hauptsponsor zeigen sich mega-enttäuscht

„Ich habe meinen Augen nicht getraut. Das war ja Fußball-Slapstick“, ächzte Ralf Palapies. Der Trainer des SV Rugenbergen entschied sich für die Radikalkur. Zur Pause wechselte er nicht nur Frosts Gegenspieler auf der rechten Abwehrseite, Sebastian Munzel, sondern auch noch Dominik Radzuweit und Max Scholz aus. Mit Ömer Solmaz, Kevin Beese und Milos Ljubisavljevic wurde es kaum besser.

Verteidiger Kevin Lohrke verletzte sich und absolvierte die letzten 20 Minuten mit halber Kraft. Lichtblick war noch Neuzugang Steven Tegeler, der in der 47. Minute bei einer Kopfballchance knapp scheiterte. „Wir sind mega-enttäuscht“, sagten SVR-Manager Andreas Lätsch und Hauptsponsor Wolfgang Borchert übereinstimmend. Eine Erklärung für den über weitere Phasen neuerlichen blutleeren Auftritt nach dem 1:5 gegen den TuS Dassendorf hatten beide nicht. Aufgekrempelte Ärmel, Körpersprache, „Schaum vorm Mund“? Fehlanzeige. So verjagt man seine Zuschauer.

Es hätte noch viel schlimmer für die Mannschaft, die in 20 Punktspielen schon 43 Gegentreffer kassierte, kommen können. Sascha Richert schoss den Ball nach einem Querpass von Frost über das gähnend leere Tor (76.). Drei Minuten später vergab Frost die nächste Riesenchance. Zu keinem Zeitpunkt kamen irgendwelche Zweifel am Pinneberger Sieg auf. Bereits nach dem 3:0 hatten die Pinneberger Ersatzspieler in ihren Unterstellhäuschen zu tanzen begonnen.

VfL-Coach missfallen einige Provokationen seiner Spieler

Einsatzfähige Ex-Spieler des SV Rugenbergen waren übrigens nicht dabei, die hatte VfL-Coach Michael Fischer ausnahmslos (Christian Dirksen, Tim Vollmer, Artur Frost, Luis Diaz, Daniel Diaz) in die Startelf gesteckt. Vollmer hatte noch Pech mit einem Lattenkopfball (23.). Wenn Fischer an diesem Nachmittag etwas missfiel, dann war es die eine oder andere Provokation, die von seinen Akteuren ausging.

Musste es denn noch sein, dass Frost in der 65. Minute Schultz einen Tritt versetzte, so dass sich der Torwart spektakulär am Boden wälzte und Schiedsrichter Jan-Erik Sternke sich veranlasst sah, die Gelbe Karte zu zücken? Am Ende reichte man sich aber wieder freundschaftlich die Hände. Wenn der SV Rugenbergen zum nächsten Hallenturnier in Pinneberg antritt, werden sich beide Teams wieder die Kabine teilen.