Seit mehr als 30 Jahren sind Sebastian und Christian Rieck Teamkameraden beim Volleyball, Handball und dem fernöstlichen Sepaktakraw

Schenefeld/Pinneberg. Wer das bisweilen zweifelhafte Privileg des Erstgeborenen genießt, kennt diese Situation. Kaum stellt sich weiterer Nachwuchs ein, ist es aus mit der privilegierten Stellung innerhalb der Familie. Kann das Geschwisterkind dann krabbeln und etwas später sogar laufen, möchte es zudem an Freizeitaktivitäten aller Art teilhaben – meist zu Lasten des Älteren.

Für Sebastian (34) und den zwei Jahre jüngeren Christian Rieck aus dem Drittliga-Volleyballteam des VfL Pinneberg war das nie ein Problem. „Wir haben uns schon immer sehr gut verstanden, und so habe ich ihn fast überallhin mitgenommen“, sagt der ältere der Brüder, der wie Christian in Hamburg zur Welt kam. Sport lag den Jungs im Blut, lernten sich ihre Eltern Ingrid und Peter doch beim Schwimmen kennen. Das nasse Element hatte es zunächst auch den Söhnen angetan. „Mein Bruder und ich sind seit mehr als 30 Jahren Mitglieder der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft“, sagt der heute in Schenefeld wohnende Sebastian Rieck.

Mit dem Umzug der Familie von Hamburg nach Neu Wulmstorf änderten sich die sportlichen Präferenzen der damals vier und zwei Jahre alten Brüder. „Wer in einer niedersächsischen Landgemeinde aufwächst, landet fast zwangsläufig beim Handball“, sagt Sebastian Rieck. Mitte der 1980-er-Jahre schlossen sich die Rieck-Jungen dem TVV Neu Wulmstorf an, fanden dort weitere Spielkameraden, aber auch schon im weitesten Sinne die Positionen, die sie aktuell beim Volleyball einnehmen. Während Zuspieler Sebastian im zentralen Rückraum das Spiel dirigierte, stellte sich der jüngere Bruder zwischen die Pfosten, war dort als Torhüter ebenso die letzte Instanz wie als Volleyball-Libero, der Punkte des Gegners im letzten Moment zu vereiteln versucht.

Vor allem die Herausforderung des Neuen und Ungewöhnlichen reizte die Brüder von jeher. „Wir haben uns nie auf eine Sportart spezialisiert, um darin besonders erfolgreich zu sein“, sagt Fernsehjournalist Sebastian Rieck. Ausprobiert wurde dabei vieles, darunter exotische Sportarten wie das fernöstliche Sepaktakraw, das die Brüder während des Studiums an der Sporthochschule Köln kennen lernten.

Christian Rieck ist ein Meister der Fußvolleyball-Variante Sepaktakraw

Die Fuß-Volleyball-Variante beherrscht vor allem Christian Rieck fast perfekt. „Es war wie in vielen Sportarten, in denen wir uns gemeinsam versucht haben“, sagt Sebastian Rieck. Als Älterer habe er alles vorgemacht, um bald vom kleinen Bruder überflügelt zu werden. Im von asiatischen Cracks dominierten Sepaktakraw zählt Sportwissenschaftler Christian Rieck zu den stärksten europäischen Akteuren und gewann mehrere internationale Titel, die meisten davon mit Trung Tran, seinem in Elmshorn lebenden Doppel-Partner vietnamesischer Abstammung.

Beinahe ebenso viele Erfolge feierten die Rieck-Brüder mit den Volleyballern des VfL Pinneberg. Binnen weniger Jahre gelang der Aufstieg von der höchsten Hamburger Klasse in die zur Saison 2012/13 eingeführte Dritte Liga. Heimspiele in der Jahnhalle locken regelmäßig mehr als 100 Fans an. Vielleicht gibt es am Sonnabend, 22. Februar (18Uhr), im letzten Heimspiel 2013/14 gegen den VC Potsdam-Waldstadt sogar einen neuen Drittliga-Zuschauerrekord. „Die Halle hat ein maximales Fassungsvermögen von 199 Personen, und die würden wir gerne auf der Tribüne sehen“, sagt Sebastian Rieck.

Wenn das gelingt und auch das Resultat stimmt, könnten sich Sebastian und Christian Rieck wieder einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachgehen, indem sie Erfolge gemeinsam feiern. Eines nämlich kommt für die beiden Allround-Sportler überhaupt nicht infrage: sich einmal auf dem Spielfeld als Gegner gegenüber zu stehen.