Noch-Präsident Helge Werner Melzer über Spielerverkäufe, das Thema Regionalliga und Steuerschulden des FC Elmshorn

Elmshorn. „Sportdirektor“? Das war einmal. Helge Werner Melzer, 44, ein erfolgreicher Lebensmittelhändler, nimmt von dieser Bezeichnung Abstand. Seine Amtszeit als Präsident des FC Elmshorn läuft demnächst ab. Das Abendblatt konfrontierte die schillernde Persönlichkeit, die den Elmshorner Fußball fraglos zu neuem Leben erweckte, mit drei Thesen.

Hamburger Abendblatt:

In Sekt- und Sushi-Laune, die Oberliga-Meisterschaft und das Hamburger Oddset-Pokalfinale vor Augen, äußerten Sie im April 2013 den Wunsch, „Sport-Direktor“ genannt werden. Das hören sie neuerdings gar nicht mehr gern. Warum?

Helge Werner Melzer:

Dieser Begriff ist doch etwas irreführend. In Wahrheit gibt es diesen Supermann nicht beim FC Elmshorn noch sonst in der Oberliga. Die Arbeit ist auf mehrere Schultern verteilt.

Wann ist die Mitgliederversammlung? Bleibt es dabei, dass Sie als Präsident nach vier Jahren nicht mehr zur Verfügung stehen?

Melzer:

Demnächst kommen wir zusammen. Ob im April oder im Juni, weiß ich noch nicht. Als Präsident höre ich dann definitiv auf.

These eins: Der Melzer hat doch nur ein bisschen gespielt. Dem ist seine Briefmarken-Sammlung zu langweilig geworden. Stattdessen hat er mal eben fünf Trainer entlassen und sechs neue geholt. Jetzt lässt er den Club mit seinen Sorgen fallen wie eine heiße Kartoffel.

Melzer:

Meine Briefmarkensammlung macht mir weiterhin Spaß, genau so der Fußball. Ich bin nach wie vor bereit, in Elmshorn etwas zu bewegen, aber nicht mehr in dem bisherigen Umfang, dazu bin ich mittlerweile beruflich zu oft auf Reisen. Wenn es gewünscht wird, bleibe ich dem zukünftigen Vorstand als Beisitzer erhalten. Ich würde dann gerne meine Ideen einbringen und mich als beratender Vorstand der Herren-Abteilung sehen.

Herr Melzer, These zwei. Wenn wir behaupten, die Fußball-Mannschaft des FC Elmshorn wurde zu teuer, deshalb wird ein Leistungsträger nach dem anderen dezent entfernt, was antworten Sie darauf?

Melzer:

Es stimmt, dass wir mit den Angeboten anderer Clubs nicht mithalten können. Deshalb werden wir am Saisonende Kim Helmer an Altona 93 und nach Jan Lüneburg auch Jan-Henrik Kaetow an Eintracht Norderstedt verlieren. Sich von Milos Ljubisavlajevic, Steffen Maaß und Thorben Reibe zu trennen, war jeweils der Wunsch der sportlich Verantwortlichen. Bei Tim Jeske waren es disziplinarische Gründe. Den Verlust von Jan und Thorben habe ich immer bedauert.

Der Verzicht auf die Aufstiegschance hat die Fans irritiert und verärgert. Dem Melzer ist die Regionalliga zu heiß, glauben sie. These drei: Melzer senkt bewusst das Niveau der Mannschaft, um die nächste Zeit nicht mehr in Aufstiegsgefahr zu geraten.

Melzer:

Ich kann nur sagen, dass wir zur nächsten Saison drei großartige Talente verpflichtet haben, das sind richtig gute Jungs. Der Werdegang der zweiten Mannschaft in der Bezirksliga ist erfreulich, insgesamt aber fehlt es noch am Unterbau, da müssen alle noch mehr anpacken. Ich gebe aber auch zu, dass mich die Regionalliga erst wieder interessiert, wenn der Rechtsstreit mit unserem Kooperationspartner FTSV Fortuna vom Tisch ist. Es geht darum, dass die FCE-Mitglieder ihre Beiträge komplett an die FTSV Fortuna entrichten. Im Gegenzug haben wir mit dem Kooperationspartner eine jährliche Zuweisung an uns in Höhe von 25.000 Euro vereinbart. Doch diese Summe wurde gekürzt. Das muss geklärt sein.

Und inwieweit belastet Sie noch die so genannte Steuer-Razzia im Oktober des vergangenen Jahres, als die Clubräume und die Privatwohnungen von Vereinsmitarbeitern durchsucht wurden?

Melzer:

Mit der Staatsgewalt konfrontiert zu werden, ist natürlich immer unangenehm. Wir warten den behördlichen Zwischenbericht ab, vorher beschäftige ich mich damit nicht. Sollten wir allerdings unwissentlich Fehler begangen haben, werden wir dafür gerade stehen.