Die Randsportart ist in Kölln-Reisiek eine sportliche Attraktion. Die Teams konnten schon bundesweit Erfolge feiern

Kölln-Reisiek. Dass Kölln-Reisiek so etwas wie eine kleine Floorball-Metropole ist, hat sich noch nicht überall herumgesprochen – zumindest nicht in allen Teilen Deutschlands. Und so werden die Teams der Sportgemeinschaft Kölln-Reisiek bei Turnieren bisweilen als „Gäste aus dem Westen“ begrüßt. „Das müssen wir dann richtigstellen“, sagt Sven Petersen, der Vorsitzende und Spartenleiter, schmunzelnd. „Wir kommen aus dem Norden. Aus einem Dorf bei Elmshorn. Nicht Köln mit einem L, sondern mit zwei. Und dahinter ein Reisiek.“

Fünf Mannschaften jagen in der 3000 Einwohner großen Gemeinde regelmäßig mit einem Floorballschläger einem durchlöcherten Plastikball hinterher. Anders als ein Hockeyschläger lässt sich das Sportgerät mit der Vor- und der Rückhandseite betätigen.

„Wenn ich den Leuten erzähle, dass ich Floorball spiele, blicke ich meist in fragende Gesichter“, sagt Spieler Sören Pein. In solchen Fällen erklärt er: „Floorball ist wie Eishockey, nur ohne Schlittschuhe, Eis und Puck. Aber fast genauso hart, auch wenn es den Regeln nach ein relativ körperloser Sport ist. Foul ist eben, wenn der Schiedsrichter pfeift.“

Fünf Mannschaften spielen in der Gemeinde, die 3000 Einwohner hat

Mit seinen 29 Jahren ist er schon der „Methusalem des Herrenteams“, wie er sagt. Die meisten seiner Mitspieler sind 18 und 19 Jahre jung. Die Mannschaft nimmt sowohl am Klein- als auch am Großfeldbetrieb teil. Bei der Kleinfeldvariante spielen drei Feldspieler und ein Torwart mit, auf dem größeren Feld sind es fünf Spieler und ein Torhüter. Auf dem kleinen Feld dauert ein Spiel zweimal 20 Minuten, auf dem Großfeld sind es dreimal 20 Minuten. Etwa 50 begeisterte Spieler aus Kölln-Reisiek, darunter auch weibliche Akteure, sind in ihrer Sportart im regulären Punktspielbetrieb des Verbandes unterwegs.

Die Bilanz der Teams kann sich inzwischen sehen lassen. Gleich in der Auftaktsaison 2008/09 konnten sich die U11- und U15-Mannschaften der Spielgemeinschaft die Landesmeisterkrone in der Regionalliga Nord aufsetzen – und das auch noch unbesiegt. Die U13 tat es ihnen gleich, mit nur einer Niederlage auf dem Konto, und musste sich bei der anschließenden Deutschen Meisterschaft erst im Finale der Floorball-Großmacht Weißenfels mit 5:13 geschlagen geben. Zuletzt wurde die U15-Mannschaft 2012 auf Bundesebene Vizemeister.

Verbunden mit den Anfängen des Floorballs in Kölln-Reisiek ist der Name Ulrich Dentzin. „Uli hat hier unheimlich viel geleistet“, sagt Sven Petersen. Als Dentzin im Sommer 2012 als Trainer aufhörte, habe es einen „Umbruch“ gegeben. Doch Dentzin habe gerade die jungen Spieler von der Arbeit als Trainer überzeugen können. Sein Neffe Hauke Dentzin ist heute Spielertrainer der Herren-Mannschaft.

„16-Jährige leiten das Training für die U15 und die U13. Das sind zwar nur Altersunterschiede von zwei Jahren, aber das klappt sehr gut. Wir unterstützen uns alle gegenseitig“, sagt der 46-jährige Petersen.

Woher die Begeisterung für Floorball in Kölln-Reisiek kommt, kann er sich auch nicht so recht erklären. „Vor etwa drei Jahren habe ich das erste Mal so einen Stock in die Hand genommen und einfach mal mitgespielt. Mir hat das Spaß gemacht, viel mehr als Joggen, also bin ich dabei geblieben. Floorball wird hier vor allem von Kindern und Jugendlichen aus dem Ort gespielt, ein paar kommen noch aus Elmshorn. Die Sportart hat sich hier etabliert.“ Petersen ist selbst noch als Spieler aktiv, er ist Torwart der Ü30-Spielgemeinschaft des ABC Wesseln.

Wenn man den Sport länger betreibt, kommt er einem immer schneller vor

Über seinen Sport sagt Hauke Dentzin: „Floorball ist vielseitig. Zum Beispiel gibt es Kontersituationen wie beim Fußball, in denen man schnell über wenige Stationen nach vorne spielt. Aber man spielt auch taktierend wie beim Handball, um die Lücke zu finden. Wenn man den Sport schon länger betreibt, kommt er einem immer schneller vor“, sagt der 18-Jährige, der in der U19-Nationalmannschaft auflief und, wie sein Mitspieler Jan-Ole Villwock, mit einer Doppellizenz auch für Blau-Weiß 96 Schenefeld in der 2. Bundesliga antritt.

Mit Ausnahme der Jugendmannschaft U15, die in der Verbandsliga vertreten ist, bestreiten alle Teams aus Kölln-Reisiek in der Regionalliga Nord Punktspiele. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten sind wir in der Regionalliga schon ganz gut aufgehoben“, erklärt Sven Petersen. „Aber einige unserer Spieler haben sicherlich die auch Qualität für höhere Aufgaben.“