Matthias Reincke will bei der Spielgemeinschaft von Thomas Bliemeister lernen

Bönningstedt. Aufgrund eines Asthma-Leidens blieb ihm der Durchbruch im bezahlten Fußball nach vier Bundesliga-Einsätzen für den Hamburger SV verwehrt. Er sei für Spiele der Ersten und Zweiten Bundesliga gesperrt worden, weil sein Medikament auf der Dopingliste stand, hieß es. Mit dieser Legende räumt Matthias Reincke, 42, nun auf. „Das ist alles nur die halbe Wahrheit, denn der HSV hätte sich auch um eine Sondergenehmigung bemühen können“, sagt der zukünftige Co-Trainer bei den Oberliga-Fußballern der SV Halstenbek-Rellingen. „Der Verein hatte mich als Profi einfach nicht auf dem Zettel. Ich kam nur aufgrund extremer personeller Engpässe zum Einsatz.“

Das ist für Reincke der ungeschönte Sachverhalt. Es bleibt die Erinnerung an insgesamt 115 Einsatzminuten als „Joker“ in den Partien am 3. August 1997 gegen Borussia Mönchengladbach (2:2), am 6.August 1997 beim VfL Wolfsburg (1:1), 9.August 1997 bei Hansa Rostock (1:2) und am 25.April 1998 gegen den MSV Duisburg (1:0).

Die meiste Zeit spielte der Stürmer mit dem ausgeprägten Torinstinkt, der beim SV Billstedt-Horn sportlich groß wurde, für Teams im Osten der Hansestadt. SC Concordia (1993 bis 1997), TSV Sasel (2001 bis 2003), Bergedorf 85 (2003 bis 2009) und SV Curslack-Neuengamme (2009 bis 2012) lauteten seine Stationen, unterbrochen von Abstechern zum HSV II (1997 bis 1999) und zum 1. SC Norderstedt (von 1999 bis 2001). Sechseinhalb Jahre in der Regionalliga, seinerzeit dritthöchste deutsche Spielklasse, und eine hohe Trefferquote machten ihn in ganz Norddeutschland bekannt.

Der TSV Sasel, Tabellenachter der Landesliga (Hammonia-Staffel), bestellte ihn 2013 zum Chefcoach. Man könnte ihn nun also überspitzt fragen, welches Medikament er eingenommen hatte, als er sich verpflichtete, als zweiter Mann in Halstenbek einzusteigen. Ist das nicht ein Schritt zurück auf der Karriereleiter?

Reincke sieht es ganz anders: „Als Trainer bin ich immer noch im Lernprozess. Da bin ich doch froh, dass ich mir bei einem erfahrenen Mann wie HR-Coach Thomas Bliemeister etwas abschauen kann.“ Die SV Halstenbek-Rellingen schätzt er als gute Adresse im Hamburger Amateur-Fußball, „ein solide geführter Verein“. Bei der HSV-Altliga, für die er gelegentlich spielt und die Bliemeister ebenfalls trainiert, tauschten beide Männer ihre Ansichten aus. Wichtig für Reincke: „Wir arbeiten im Team zusammen.“ Nur ein Nebenaspekt beim Vereinswechsel ist, dass Reincke, der in Wandsbek als kaufmännischer Angestellter beschäftigt, 2011 aus dem Marienthal nach Bönningstedt zog. Ehefrau Martina stammt aus Rellingen, wo noch ihre Eltern wohnen. „Die geographische Nähe zu Halstenbek ist angenehm, war aber für meine Entscheidung nicht Ausschlag gebend“, betont Bliemeisters Partner ab dem 1. Juli 2014.

HR-Manager Detlef Kebbe verspricht sich von Reincke „frische Ideen und neuen Schwung“. Die Spieler hätten Ansprüche, denen der Club nunmehr gerecht geworden sei. Beim Bert-Meyer-Cup des VfL Pinneberg Anfang Januar weilte Reincke bereits auf der Tribüne der THS-Halle, „aus Interesse am Fußball der Region“. Dem HR-Pokalspiel am Sonntag, 2. Februar, beim SC Condor stattet er möglicherweise einen Besuch ab, dann aber mit dem Hintergedanken, den Halstenbekern diese Saison noch Kummer zu bereiten. Sofern die Saseler (gegen den SC Victoria) als auch die SV HR das Viertelfinale des Wettbewerbs überstehen, könnten im Halbfinale Reinckes aktueller und zukünftiger Club aufeinandertreffen.