FC Elmshorn trennt sich vorzeitig von Achim Hollerieth. Sportdirektor Helge Werner Melzer: „Wir sahen keine Erfolgsperspektiven mehr“

Elmshorn. Am Ende ihrer Zusammenarbeit treffen sich der Buchholzer Achim Hollerieth, 40, und der Elmshorner Helge Werner Melzer, 44, nochmals in der Mitte. Der frühere Profi-Torwart und der Sportdirektor des FC Elmshorn vereinbarten, sich beim Mittagessen in der Hamburger City voneinander zu abschieden. Das Geschäftliche regelten beide Männer in einem langen Telefonat zwei Tage zuvor. Mit sofortiger Wirkung ist Hollerieth nicht mehr Trainer der Elmshorner Oberliga-Fußballer. Bis zum 30. Juni 2014, wenn sein Vertrag endet, bleibt er aber auf der Gehaltsliste des Clubs. „Achim Hollerieth wurde beurlaubt, um den Weg für einen Neuaufbau freizumachen“, heißt es in der von Melzer herausgegebenen offiziellen Erklärung.

„Mir fiel die Trennung schwer, da ich ihn sehr schätze“, betont der Sportdirektor. Nachdem der gebürtige Pfullendorfer seine Abwanderungsabsichten zum Saisonende öffentlich machte, habe man aber ähnlich wie im Fall des Ende Dezember 2009 verpflichteten und schon am 8. April 2010 entlassenen Daniel Jurgeleit reagieren müssen. „Es geht um die Gesamtperspektive. Wir brauchen so früh wie möglich Klarheit haben, wie es weitergeht“, sagt Melzer.

Das Auftakttraining nach der Winterpause am Donnerstag, 9. Januar – ohne Stürmer Aytac Erman, der beim Elmshorner Weihnachtsturnier einen Mittelfußbruch erlitt –, wird zunächst von Hollerieths bisherigem Assistenten Bernd Ruhser, 57, geleitet. Namen wie die von Andreas Prohn (früher Altona 93, Eintracht Norderstedt) und des bei der SV Blankenese gekündigten Dennis Mitteregger stehen im Raum. Melzer lässt sich nicht drängen: „Wenn der geeignete Mann nicht sofort zu haben ist, dann übernimmt bis Sommer Ruhser die Verantwortung.“

Mit Achim Hollerieth, der im Juli 2012 Bert Ehm ablöste, feierte der FC Elmshorn als Oberliga-Aufsteiger vergangene Saison große Erfolge. Der ehemalige Publikumsliebling beim FC St. Pauli führte das Team zum souveränen Meistertitel und ins Finale des Oddset-Pokals. Leser der Bildzeitung wählten ihn darauf hin zum Trainer des Jahres.

Der Verzicht auf die Teilnahme an der Regionalliga-Aufstiegsrunde traf den ambitionierten Hollerieth dann ins Mark. Unverständnis riefen einige personelle Entscheidungen wie die Trennung von Stürmer Thorben Reibe, der zum VfL Pinneberg abgeschoben wurde, hervor. Stammspieler fanden sich immer häufiger auf der Bank wieder. Hollerieth wurde Sturheit nachgesagt. „Ein Bestandteil des Erfolges ist die Menschenführung. Da lag einiges bei uns im Argen“, glaubt Eugen Igel, der zum 31. Dezember als FCE-Teamchef aufhörte, dem Club aber noch als Berater zur Verfügung steht. Hollerieth beschwerte sich bitter bei Igel, als er dessen Einschätzung vernahm. Seine Tätigkeit im Marketing-Bereich legte Hollerieth nach einer Steuer-Razzia beim Club zum 31. Dezember nieder: „Wie soll ich unter solchen Umständen Sponsoren gewinnen?“ Sportlicher Misserfolg stellte sich ein. In den jüngsten sechs Oberligaspielen holten die Elmshorner nur einen Punkt. Beim 0:1 im Oddset-Pokal gegen den SC Victoria äußerte Helge-Werner Melzer, der über die Trainer-B-Lizenz verfügt, schließlich offen Kritik: „Wieso wechselt er immer erst aus, wenn wir in Rückstand geraten sind?“ Diese Vorwürfe relativierte Melzer später dann: „Jeder macht Fehler, der Trainer, der Sportdirektor, die Spieler.“ Bernd Ruhser will sich über seinen bisherigen „Chef“ nicht beklagen: „Achim ist ein Teamplayer, als Mensch loyal und freundlich, fachlich kompetent mit guter Ansprache. Als Ex-Profi aber hat er möglicherweise eine andere Einstellung zum Fußball als die Amateure.“

Bei Trainerkollegen und Schiedsrichtern eckte Hollerieth mehrfach an. „2012 hatten wir einmal eine üble Auseinandersetzung. Dann haben wir die Sache aber aus Welt geräumt und seitdem ein lockeres Verhältnis“, erinnert sich Michael Fischer, Coach des VfL Pinneberg. Achim Hollerieth bittet um Verständnis: „Zu alledem möchte ich mich nicht äußern.“

Unterdessen eröffnete sich Daniel Lopez-Hensel, 36, eine unverhoffte Chance in der höchsten Hamburger Spielklasse. Der bisherige Zweit-Trainer neben Dirk Kahl des FC Roland Wedel (Bezirksliga) wird neuer Chefcoach des Oberliga-Vorletzten SV Blankenese. SVB-Obmann Sven Piel ist angetan: „In mehreren Gesprächen hat uns Daniel restlos überzeugt. Er ist zu wesentlich mehr als die Bezirksliga befähigt, deshalb geben wir ihm auch einen Vertrag bis 2015.“