Urte Steinberg war unter den 620 Zuschauern am Finaltag beim Bert-Meyer-Cup in Pinneberg. HR 6:0 im Endspiel gegen Wedel, VfL scheitert vorher

Pinneberg. Robert Hermanowicz und Jan Rottstedt dachten haargenau dasselbe: „Um Himmels Willen.“ Vier Sekunden vor dem Abpfiff des Halbfinal-Spiels gegen den SV Rugenbergen fabrizierte Teamgefährte Sebastian Krabbes ein Eigentor mit Seltenheitswert.

Aus vollem Lauf stolperte er den Ball nach einem Querpass vor seine Füße „mit Schmackes“ hoch in den linken Winkel. Nicht nur Willi Ketterer, Betreuer des VfL Pinneberg, reagierte süffisant: „Das war der schönste Turniertreffer.“ Die Oberliga-Fußballer der SV Halstenbek-Rellingen mussten ins Neunmeterschießen. Das gewannen sie 4:3, um sich beim 4. Bert-Meyer-Cup im Finale dann 6:0 gegen den Wedeler TSV durchzusetzen. Krabbes schoss das 2:0, „doch jeder hat mich auf mein Eigentor angesprochen“, sagte er später mit einem Lächeln im Gesicht. Der Turniersieg, verbunden mit 500 Euro Prämie fürs Team, trösteten ihn locker über sein Missgeschick hinweg.

VfL-Kassierer Pienkoss nimmt den Geldkoffer vorsichtshalber mit aufs WC

Die 620 Zuschauer in der THS-Halle kamen in Wallung. Zuvor hatten sie mit angesehen, wie sich nacheinander die erste und die zweite Mannschaft von Gastgeber VfL vom Turnier verabschiedeten. „Unser Aufgebot war nicht stark genug für das angestrebte Halbfinale“, räumte Oberliga-Coach Michael Fischer ein. Der Pinneberger Reserve hätte ein Remis im letzten Gruppenspiel gegen die Wedeler zum Weiterkommen genügt, doch dann ließ Ricky Voß nach dem 0:1 von Hendrik Ebbecke die große Chance zum Ausgleich ungenutzt. Im Gegenzug erzielte der frühere VfLer Jan Eggers, Wedeler Winter-Einkauf von der SV Halstenbek-Rellingen, das 0:2. „Schade, dass es sportlich nicht gereicht hat. Ansonsten sind wir aber wunschlos glücklich“, betonte VfL-Spartenleiter Manfred Kirsch.

Gemeint war der Zuschaueransturm, der den Pinnebergern eine hübsche Summe in die Kasse spülte. Als Kassierer Helmut Pienkoss einmal austreten musste, nahm er den Koffer mit den Einnahmen vorsichtshalber mit aufs WC. Etwas hilflos stand VfL-Stürmer Thorben Reibe mit dem Kuchen in der einen und dem Teller mit Würstchen und Kartoffelsalat in der anderen Hand am Tribüneneingang: Wo sollte er sich bloß hinsetzen? Reibe fand noch ein freies Plätzchen in der vierten Reihe, sein Pech. Sitznachbar Sören Badermann bekam von TBS-Spieler Rafat Waseq den Bierbecher aus der Hand geschossen. Das Nass klebte dann auf Reibes Kopf und Hemd.

Zu gerne hätte Bürgermeisterin Urte Steinberg am Tisch mit den Tombola-Preisen ihre Kleingewinne abgeholt. Doch dann nahm die Schlange auch weit nach der Siegerehrung einfach kein Ende. „Ich freue mich aber, dass es keine Verletzten gab. So ein Turnier wie in Pinneberg sucht seinesgleichen. Mein Dank gilt den Organisatoren, Sponsoren und dem tollen Publikum“ ließ das sportbegeisterte Stadt-Oberhaupt bei der Siegerehrung wissen. Beim 18. VfL-Turnier 2015 wird Urte Steinberg „auf alle Fälle“ wiederkommen.

Prominenter Besuch war auch der frühere HSV-Aufsichtsrat Bernd Enge, der mit Turnier-Namensgeber Bert Meyer geschäftliche Angelegenheiten besprach. Ende der 80er-Jahre hatte Enge den FC Süderelbe als Trainer und Vereinsvorsitzender an die Spitze des Hamburger Amateurfußballs geführt. In Pinneberg ging er vor dem Halbfinale und verpasste neben Krabbes’ Eigentor noch weitere Höhepunkte.

TBS Pinneberg als Gruppenerster vor dem SV Rugenbergen (aufgrund der Mehrzahl geschossener Tore) scheiterte schließlich am Wedeler TSV im Neunmeterschießen. WTSV-Keeper Oliver Firgens bekam fast keine Luft mehr. Sonay Hayran schoss ihm den Ball knallhart in den Bauch, dann wollten ihn die Mitspieler auch noch vor Freude schier erdrücken.

Sinan Demirci wird der beste Torschütze des Turniers

Der Spaß für die Wedeler war dann allerdings im klar von den Halstenbekern dominierten Finale vorbei. Es gab noch einen weiteren Treffer zu sehen, der die Zuschauer von den Sitzen riss. Sinan Demirci lenkte den Ball nach einem Zuspiel von Ahmet Osmanov gegen Firgens’ Laufrichtung mit der Hacke ins Netz – ein Traum (4:0).

Demirci wurde als bester Torschütze (4) ebenso geehrt wie Dennis Schultz als bester Torwart, Gary Voorbraak (beide Rugenbergen) als bester Nachwuchsspieler und Christopher Eibl (TBS) als bester Turnerspieler. Qualifikant SC Egenbüttel freute sich über ein Grillpaket als fairste Mannschaft.