Die Oberliga-Handballmänner des TSV Ellerbek überwintern als Tabellenzweiter. Frauen droht Mittelmaß

Ellerbek. Beim anschließenden Glühwein-Umtrunk mit den Fans in der Harbig-Halle dürfte sich mancher Handballer des TSV Ellerbek gefragt haben, ob das Glas nun gerade halb voll oder halb leer war. Im letzten Punktspiel der Hinrunde in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein hatte sich das Heimteam beim 23:23 (11:10) gegen die zweite Mannschaft des VfL Bad Schwartau mit einem Unentschieden begnügen müssen, geht aber gleichwohl dank der 18:25-Niederlage von Verfolger DHK Flensborg (19:7 Punkte) im Lokalderby gegen Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt II mit 21:5 Zählern als Tabellenzweiter ins Handball-Jahr 2014.

Schwer zu bewerten war das Remis auch für den erst kurz vor Spielbeginn von einer Schul-Skireise aus Österreich zurückgekehrten Trainer Michael Bollhöfer. „Es ist ärgerlich, dass wir in der Schlussphase noch einen Drei-Tore-Vorsprung verspielt haben“, sagte der Gymnasiallehrer. Andererseits seien die als Tabellenletzter angereisten Ostholsteiner zum Auswärtsspiel in Ellerbek erst zum zweiten Mal in dieser Saison komplett angetreten. „Mit allen spielberechtigten A-Jugend-Bundesliga- und Zweitliga-Spielern werden sich die Jungs in der Rückrunde schnell aus der Abstiegszone entfernen, aber im Vollbesitz unserer Kräfte hätten wir auch gegen Schwartau gewonnen,“ sagte Bollhöfer.

Ein weiterer Sieg wäre die Krönung einer ohnehin starken Halbserie gewesen, in der die TSV-Männer nur zwei Spiele gegen Topteams verloren. Doch gegen die Schwartauer konnte Bollhöfer nur ein Lazarett aufbieten. Gänzlich passen musste Till Krügel (Bandscheibenvorfall), für Haupttorschütze Christopher Behre reichte es aufgrund einer Knorpelverletzung im (rechten) Wurfarm nur zu einem zehnmütigen Einsatz, bei dem der 1,98-Meter-Hüne trotz Schmerzen dreimal einnetzte. Kapitän Dennis Lißner (Rückenblockade) musste sich darauf beschränken, zwei Siebenmeter für sein Team zu verwandeln, Fokko Erdmann und Martin Schleßelmann trotzten ihren Oberschenkel-Verletzungen.

Ganz eng wurde es für die Heimmannschaft, als in der Schlussphase der ohnehin am Fuß verletzte Laurids von der Lancken erneut umknickte und zudem Matthias Menzel mit Krämpfen ausschied. „Mattie hat vor allem in der Deckung gefehlt, plötzlich gab es Missverständnisse, die die Schwartauer zu Torerfolgen genutzt haben.“ Vorwürfe machte Bollhöfer aber keinem seiner Akteure, lobte vielmehr vor allem diejenigen, die trotz gesundheitlicher Probleme mitwirkten. „Alle haben sich heute in den Dienst der Mannschaft gestellt“, sagte der Coach. Als Alternative zum verletzten Till Krügel hätte sich zudem Tim Blunck als fünffacher Torschütze empfohlen. „Im rechten Rückraum sind wir sehr stark besetzt.“

Der vermeidbare Punktverlust gegen Schwartaus Zweite konnte auch die Freude des 45 Jahre alten Trainers über den Verlauf der Oberliga-Hinrunde nicht trüben. „Wir haben eine tolle Halbserie gespielt, in der wir nur gegen die Topclubs SG Flensburg-Handewitt II und DHK Flensborg verloren haben.“ Die Pause über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel sollen die Ellerbeker nun zur Regeneration nutzen, um im neuen Jahr mit frischer Kraft erneut anzugreifen, erster Gegner in 2014 ist am 11. Januar auswärts gleich der Verfolger DHK Flensborg.

„Flasche leer“ hätte in Anlehnung an die Wutrede der italienischen Fußball-Trainerlegende Giovanni Trapattoni das Fazit von Ellerbeks Oberliga-Frauencoach Timo Jarama nach dem 26:29 (12:13) bei Lübeck 76 lauten können. „Das hat vorn und hinten nicht gereicht, um zu punkten, zumal wieder einige Spielerinnen fehlten und die abschließende Trainingseinheit von der Beteiligung her ungenügend war“, sagte der Trainer des Tabellenvierten (17:9 Punkte), der wohl seine letzte Chance auf den erneuten Gewinn des Staffeltitels verspielte.

Aus unterschiedlichen Gründen fehlten den Ellerbekerinnen in der Hansestadt Maren Sicks (Operation), Ann-Kathrin Skubich (Studium), Lena Jachimowitz (Urlaub), Maike Ostermann (verletzt) und Rebecca Holst (private Gründe). Als Rechtfertigung für den schwachen Auftritt wollte Jarama diese Ausfälle allerdings nicht gelten lassen. Vielmehr sah der 31-Jährige sein Team an mangelhafter Chancenverwertung und Disziplinlosigkeit gescheitert.

So nutzten die Ellerbekerinnen etliche 100-prozentige Torgelegenheiten nicht, vergaben unter anderem in einer entscheidenden Phase des Spiels drei Tempogegenstöße gegen eine Lübecker Torhüterin, die dann über sich hinauswuchs. Noch mehr ärgerten Jarama die Zeitstrafen, die seine Spielerinnen kassierten, weil sie Entscheidungen der Schiedsrichter beanstandeten. „Wir werden intern Konsequenzen aus dem Mecker-Debakel von Lübeck ziehen müssen“, sagt Jarama, der hofft, sein Team spätestens bis zum Auswärtsspiel bei der HSG Jörl-Doppeleiche Viöl am 11. Januar 2014 (16.45 Uhr) wieder auf Kurs zu bringen.