Ellerbeks Handballmänner erobern mit zehntem Oberliga-Sieg in Folge Platz zwei. Frauen gehen im Verfolgerduell unter

Ellerbek. Bastian Blietz (36), langjähriger Kreisläufer im Regionalliga-Handballteam des TSV Ellerbek, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Soeben hatte die aktuelle Topmannschaft seines Clubs ihr Punktspiel der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein gegen Dithmarschen LH in der heimischen Harbig-Halle 19:17 (10:7) gewonnen und mit nun 20:2 Punkten den DHK Flensborg (33:33 gegen die HSG Hohn/Elsdorf) von Platz zwei verdrängt. „So wenige Tore zu erzielen und trotzdem zu gewinnen, das muss den Jungs erstmals jemand nachmachen.“

Den Spielern, die den Ausbau ihrer Siegesserie auf zehn Erfolge mit Tänzen und Gesängen feierten, war es dabei ebenso einerlei wie ihrem Trainer Michael Bollhöfer, dass sie ihre Fans in den 60 Minuten davor nicht gerade mit Toren verwöhnt hatten. „Für uns zählen nur die beiden Punkte, sonst gar nichts“, sagte der Coach. Für Ellerbeks Männer ist mit dem ebenso knappen wie ungefährdeten Heimsieg der beste Saisonstart seit der Spielzeit 2008/09 perfekt, in der mit nur einem Verlustpunkt der Wiederaufstieg in die damalige Regionalliga Nordost gelang.

Die aus dem jüngsten Lauf resultierende Perspektiven sind verlockend für Bollhöfers Mannschaft. Am kommenden Sonnabend, 7.Dezember (Spielbeginn: 17.30 Uhr), kommt es für den Seriensieger an der deutsch-dänischen Grenze zum Showdown mit Tabellenführer SG Flensburg/Handewitt II (21:1 Punkte). Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Ellerbeker auch diese Hürde meisterten und die Tabellenführung übernähmen. Dann wäre auch der Aufstieg in die Dritte Liga Nord plötzlich keine Utopie mehr.

Platz eins bis drei in der Abschlusstabelle 2013/14 hatte Michael Bollhöfer ohnehin als Saisonziel ausgegeben, und auch das vierköpfige Management-Team der ersten Männermannschaft, bestehend aus Bastian Blietz, Torben Reimers, Andreas Letzner und Kay-Uwe Kühn, rüstet sich für den Fall der Fälle. Auf 100.000 Euro taxiert Sonsorenbetreuer Bastian Blietz den Etat, der für eine Teilnahme am Spielbetrieb in der dritthöchsten Handballspielklasse nötig wäre.

Der größte Teil dieser Summe entfiele auf deutlich höhere Schiedsrichter-Entgelte als bisher, vor allem aber auf Reisekosten für die Anfahrten zu Auswärtspartien in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Die langen Wege in der höheren Klasse bereiten dem Management denn auch die größten Sorgen. „Bislang können die Jungs Fahrgemeinschaften bilden und in Privat-Pkws zu den Auswärtspielen fahren, in der Dritten Liga müssten wir in den meisten Fällen die Dienste eines Busunternehmens in Anspruch nehmen“, sagt Blietz. Wichtigste Voraussetzung für einen möglichen Aufstieg sei neben der sportlichen Qualifikation zudem, dass die Mannschaft hinter den Plänen des Managements stehe. „Die Jungs müssen mitziehen, sonst funktioniert es nicht.“

Dasselbe gilt für die Sponsoren. Der aktuelle Pool besteht aus fünf Premium-Partnern, die sogenannten Diamant-Sponsoren, und dem Club 100. Weitere Gönner hofft der für die Akquise zuständige Blietz mit der Aussicht auf Drittliga-Handball in der Ellerbeker Harbig-Halle gewinnen zu können. „Wir führen schon jetzt Gespräche mit einigen weiteren Sponsoren, weil wir uns auch unabhängig vom Aufstieg breiter aufstellen wollen.“

Um im Topspiel in Handewitt bestehen zu können, müssen sich die Ellerbeker aber im Angriff steigern. Dass es seine Mannschaft gegen biedere Dithmarscher, die kaum Mittel gegen die stabile Deckung vor Torhüter Florian Knust fanden, am Ende noch spannend machten, führte Bollhöfer auch auf die hohe Erwartungshaltung zurück. „Die Mannschaft wollte es besonders gut machen und ist dabei im Angriff zu oft in Hektik verfallen.“ Von der habe er sich aber auch anstecken lassen. „Ich war in der Schlussphase sehr nervös, aber jetzt freuen wir uns alle auf das Topspiel in Handewitt.“

Die Handball-Frauen des Ellerbeker Oberligaclubs müssen sich inzwischen eingestehen, dass ihnen eine prominente Rolle in der Tabelle bis auf Weiteres wohl kaum zuzutrauen ist. Die Mannschaft unterlag beim TSV Wattenbek hoch mit 35:44 (17:19) und hatte dabei kaum eine Chance, das Ergebnis womöglich anders herum zu gestalten. Mit 15:7 Punkten sind die TSV-Frauen nur noch Vierte in der Tabelle, nachdem der ATSV Stockelsdorf (16:6) an ihnen vorbeigezogen ist. Spitzenreiter bleibt Kropp/Tetenhusen (19:3) vor Ellerbek-Bezwinger Wattenbek (17:5).

Ellerbeks Trainer Timo Jarama befand nach dem Spiel in Bordesholm, dass die Abwehr meist einen Schritt zu langsam agierte, auch im Rückzugsverhalten hätte es Unzulänglichkeiten gegeben. Auch hätten die Torhüterinnen nicht so richtig Zugriff gefunden. Zudem sei das Zusammenspiel im Angriff nicht passend gewesen. Coach Jarama: „Die Integration von sieben neuen Spielerinnen dauert zudem anscheinend länger, als ich dachte. Somit werden wir bis Weihnachten sehen, ob wir uns in der Spitzengruppe behaupten können oder nicht.“

Im nächsten Oberligaspiel muss Ellerbek am Sonntag, 8. Dezember (16 Uhr, Harbig-Halle), gegen den Altrahlstedter MTV antreten.