Thorben Reibe erzielt gegen seine früheren Teamkameraden vom FCE das entscheide Tor für den VfL

Elmshorn. Geschichten gibt’s, die schreibt nur der Fußball. Thorben Reibe hat einige gehört. „Ich hätte daher wetten können, dass ich ein Tor erziele“, sagte der Regisseur des VfL Pinneberg. Genau so kam es. Beim 2:1 (0:1) auswärts über den FC Elmshorn erzielte Reibe den Siegtreffer der Pinneberger Oberliga-Fußballer. Im Hinspiel (1:1) hatte er ebenfalls getroffen, aber gegen den VfL und für den FCE.

Der Beifall der VfL-Fans prasselte auf den Rotschopf bei seiner Auswechselung (89.) hernieder. Der von FCE-Trainer Achim Hollerieth verschmähte Reibe dachte gar nicht daran, seinen persönlichen Triumph auszukosten. Stattdessen stand ihm der Sinn danach, Patrick Scheidt zu trösten: „Jetzt muss ich erst mal ,Schotte’ einen ausgeben.“

Als stünden beide Spieler noch im selben Team, hatte Scheidt seinen früheren Mitstreiter mit einem Rückpass in der 56. Minute in Szene gesetzt. Reibe musste den Ball nur noch ins leere Tor weiterleiten. FCE-Spieler Marc Lange eilte sofort zu Scheidt, ihn aufzurichten. Doch der Unglücksrabe fasste sich an den Kopf: Wie konnte ihm das bloß passieren? Das war ein Doppelschlag, von dem sich die Elmshorner nicht mehr erholten. Nur eine Minute vorher hatte sich Sascha Richert die rechte Ecke ausgesucht und den Querpass von Flemming Lüneburg zum 1:1 verwandelt. Für die (nur) 280 Zuschauer war es „Fußball verrückt“, den sie diesmal geboten bekamen.

Im ersten Durchgang wirkten die Pinneberger jedenfalls ängstlich wie das Kaninchen im Angesicht der Schlange. FCE-Trainer Achim Hollerieth machte einen Jubelsprung, als ausgerechnet Yannick Sottorf den Ball bei Tim Brüggemann mit einem Flachschuss aus 17 Metern unterbrachte. Die Topstürmer Aytac Ermann und Milos Ljubisavlajevic auf die Bank zu setzen und den sonstigen Verteidiger Sottorf nach vorne zu schicken, das war eine gewagte Maßnahme, die sich in diesem Moment auszahlte. Aber die Elmshorner bekamen das 2:0 nicht hin. Heiko Ansorge hatte Pech mit einem Lattenschuss (28.). VfL-Coach Michael Fischer rüttelte sein Team in seiner Halbzeit-Ansprache auf: „Wir sind nicht hierhergefahren, um verstecken zu spielen.“

So wie die Elmshorner nachließen, steigerten sich die Pinneberger. Es begann in der 52. Minute damit, dass Luis Diaz den Ball nach einer verunglückten Faustabwehr von FCE-Keeper Ole Springer verzog. „Haut euch rein, es muss mehr kommen“, rief der Elmshorner Innenverteidiger Kim Helmer über das Feld. Doch dann wirkte vor allem FCE-Spielmacher Patrick Ziller, letzte Serie der Mann für die besonderen Momente, phasenweise lustlos und ungewohnt aggressiv.

Es bahnte sich an, dass sich Ziller noch die Gelb-Rote Karte einhandeln würde. Nach einem Foul an Christian Dirksen war es in der Nachspielzeit so weit. Mit leerem Blick hockte Ole Springer noch lange nach dem Abpfiff an seinem Pfosten. Seit fünf Spieltagen wartet der Meister der Vorsaison auf ein Erfolgserlebnis. Hamburgs Trainer des Jahres bekommt zu spüren, wie sich der Wind bisweilen dreht. Achim Hollerieth blieb nur, sich „jetzt ganz rasch ein Erfolgserlebnis“ zu wünschen.