Mit seiner Challenge-Turnierserie will der Billardclub Wedel die Karambolage-Variante populär machen. Zweite Auflage im Vereinsheim begeistert Zuschauer

Wedel. Dreiband-Billard zieht in Wedel (wieder) die Freunde dieses Präzisionssports an. Dicht umdrängt waren die vier Tische in den Abmessungen 1,42x2,84 Meter im Vereinsheim des Billardclubs Wedel an der Bergstraße, als 16 Cracks bei der zweiten Auflage des Challenge-Cups um den Turniersieg, insgesamt 300 Euro Preisgeld und einen Jackpot in Höhe von 250 Euro wetteiferten.

Ausgezahlt wurde letztere Summe allerdings nicht, obwohl sich zwei Asse ein rassiges Duell um den Extra-Topf lieferten. Die begeisterten Zuschauer zählten laut mit, als Lokalmatador Rolando Aguirre vom BC Wedel sieben Karambolagen in Folge gelangen, und als der gebürtige Peruaner zum achten Male das Queue ansetzte, ging ein Raunen durch die Reihen. Letztlich fehlten Rolando Aguirre dann zwar wenige Millimeter an zwei weiteren Versuchen, doch gemeinsam mit dem ebenfalls vorzeitig gescheiterten Thomas Ahrens aus Hannover war der Südamerikaner dem großen Preis immerhin noch am nächsten gekommen.

Dass mit dem ehemaligen Kunststoß-Europameister aus Niedersachsen ein Ass der internationalen Billard- und Dreibandszene in Wedel am Start war, zeigt nach Auffassung von Andreas Meißner, langjähriger Vorsitzender und aktueller Jugendwart des BC Wedel, dass sein Verein mit der zum zweiten Mal ausgespielten Turnierserie in eine Marktlücke gestoßen ist. Die Dreiband-Variante gilt als Königsdisziplin des Billardsports, müssen doch die Akteure nicht nur mit der Spielkugel die beiden anderen Bälle treffen (Karambolage), sondern zwischenzeitlich auch drei Banden berühren. Das erfordert von den Aktiven weit mehr als ein gutes Auge und Treffsicherheit. „Die wichtigste Voraussetzung für unseren Sport ist die Konzentrationsfähigkeit“, sagt Meißner, der diese Tugend allerdings gerade bei vielen jungen Menschen vermisst. „Kinder und Jugendliche sind heute oft viel zu hektisch, können sich schwer auf eine Aufgabe fokussieren.“

Das gelang beim Challenge-Turnier einigen arrivierten Akteuren nahezu optimal. Neben Rolando Aguirre glänzte Clubgefährte Martin Smrcka, der das vereinsinterne Halbfinale gegen den Peruaner gewann, im Endspiel allerdings dem deutschen Dreiband-Vizemeister Johann Schirmbrand klar unterlag. Der Berliner, 1997 mit der deutschen Mannschaft Team-Weltmeister, der auch das abschließende Superfinale gegen Thomas Ahrens gewann, hatte auf dem Weg zum Gesamtsieg in einem vorgezogenen Endspiel den anderen Weltklassespieler im Turnier, Maximo Aguirre, ausgeschaltet.

Der ältere Bruder von Rolando Aguirre, der zu Beginn des Jahrtausends häufiger im Wedeler Zweitliga-Team ausgeholfen hatte, war 2012 Zweiter der Südamerika-Meisterschaft. „Maximo hat die vergangenen vier Jahre aus beruflichen und privaten Gründen in Peru verbracht“, sagt Meißner, der sich wie seine Vereinskameraden umso mehr über den Start des Topspielers beim Challenge-Cup-Tunier in Wedel freute.

Weniger erfreulich ist es für die Wedeler Billard-Sportler, dass es auf Sicht kein Comeback in der Zweiten Dreiband-Bundesliga geben wird. „Mit dem BV Kiel, der Billard-Gemeinschaft Hamburg, den Bremer Billardsportlern und uns gibt es nur vier interessierte Vereine, das reicht nicht für den Punktspielbetrieb“, sagt Andreas Meißner. Wettkampfpraxis müssten sich die Cracks unter den 50 Mitgliedern des Billardclubs Wedel daher in der Oberliga (dritthöchste deutsche Spielklasse) oder bei Turnieren verschaffen. Alles in allem hätte die Billard-Königsdisziplin an Attraktivität verloren, größter Konkurrent ist Snooker, dessen Wettkämpfe regelmäßig im Privatfernsehen übertragen werden.

Reisten die Teilnehmer des Wedeler Challenge-Turniers diesmal aus Berlin, Hannover oder Kassel an, so erwarten die Ausrichter bei der im März 2014 geplanten Neuauflage auch Gäste aus Dänemark. Wer sich selbst einmal im Dreiband-Billard versuchen möchte, kann sich bei Andreas Meißner (Telefon: 0163/6347637) informieren. „Wir freuen uns über jeden Neuzugang.“