Schiedsrichter Stello (Egenbüttel) trifft umstrittene Entscheidungen beim 4:2 von Blau-Weiß gegen Wedeler TSV. Erneut viel Brisanz in diesem Duell

Schenefeld. Im Zweikampf um den Ball liegen sowohl Oliver Firgens als auch Thies Raschke am Boden. Raschke, Stürmer von Blau-Weiß 96, rappelt sich als Erster wieder hoch, umkurvt den Schlussmann des Wedeler TSV und schießt den Ball ins leere Tor. Das war die Szene in der 39. Minute, um die sich während des Spiels und auch hinterher die Diskussionen drehten. Beging Schiedsrichter Benjamin Stello (SC Egenbüttel) beim Führungstreffer der Schenefelder Landesliga-Fußballer, die den TSV in einem turbulenten Kreisderby mit drei Elfmetern und einer Roten Karte 4:2 (1:0) besiegten, einen Regelverstoß?

Tatsache ist, dass Jennifer Jollberg (Grün-Weiss Eimsbüttel) an der Seitenlinie eine Abseitsposition Raschkes anzeigte. Was dann geschah, schildert sie folgendermaßen: „Der Schiedsrichter kam zu mir und fragte mich, ob ich gesehen hätte, dass ein Wedeler den Ball in Richtung des Torschützen abgefälscht hat. Das musste ich verneinen. Im Team haben wir dann die Situation aufgeklärt.“

Offen bleibt die Frage, ob es sich bei der Wedeler Ballberührung um eine kontrollierte Aktion handelte. Wenn nicht, war Raschkes Treffer gemäß Paragraph 11 des Regelwerks irregulär. „Eine Zeitlupe müsste man haben. Dann hätten wir jetzt alle Gewissheit“, seufzte der Wedeler Ligaobmann Walter Zessin.

Sohn Thorsten aus dem Trainerstab der Gäste stapfte mit funkelnden Augen in die Halbzeitpause: „Als ob wir absichtlich auf unser eigenes Tor schießen würden.“ Um es klar zu sagen: Ein eventueller Regelverstoß ist nicht nachweisbar. Die Wahrnehmung vom Reporterplatz geht aber dahin, dass sich Stello irrte. Auch später rückte der Unparteiische, der selbstverständlich sein Bestmöglichstes leistete und mit dem man an diesem Abend nicht tauschen wollte, in den Blickpunkt. Als Ferdinand Adelmann in der 78. Minute an Firgens scheiterte und sich Hüseyin Ayik auf der Torlinie in den Nachschuss von Fabio Bandow warf, gabs Elfmeter für Blau-Weiß und Rot für den Wedeler. Tendenz: eine richtige Entscheidung, Ayik hat den Ball mit dem (angelegten) rechten Oberarm abgewehrt. Die Wedeler sahen es anders. Adelmann ließ Firgens keine Chance – 2:0.

Als „Konzession“ wertete Walter Zessin den Strafstoß für das eigene Team nach einem angeblichen Foul an Ziyed Hassani, den Mark Hinze zum 1:2 der Gäste verwandelte (82.). Dann gab es keine zwei Meinungen, als Firgens in die Beine von Timm Thau griff – und wieder Aufregung. Stello ließ den dritten Strafstoß des Spiels, den Adelmann im Nachschuss bei Firgens untergebracht hatte, wiederholen. Anstelle Adelmanns übernahm der erneut starke Jannik Swennosen die Ausführung – 3:1 (89.) Doch damit war noch lange nicht Schluss. In der dritten Minute der Nachspielzeit köpfte Christopher Dobirr, der nur mitwirkte, weil Felix Loyal beim Warmmachen auf die Schulter stürzte, das Wedeler 2:3. Im Gegenzug jubelten wieder die Schenefelder, nämlich über das 4:2 von Marcel Jobmann im Anschluss an Bandows gestochenem Querpass. Nach dem Abpfiff mitten im Torjubel kam es noch zu einem Gerangel, das angeblich ein Schenefelder Verteidiger, der den auch nicht immer einsichtigen Hassani im Nacken gekniffen haben soll, auslöste. „Ich weiß auch nicht, warum es zwischen beiden Vereinen immer Ärger gibt“, sagte Walter Zessin. Am 28. November des vergangenen Jahres hatten sich beide Teams schon einmal heftig gestritten (das Abendblatt berichtete) und sich die Offiziellen anschließend bemüht, die Scherben aufzusammeln. Seinerzeit war es ein glückliches 2:1 der Schenefelder, diesmal ein aufgrund ihres auch schon vor der Pause engagierten Vortrags verdientes 4:2. Thau, der an Anton Freundt auf der Torlinie (40.) und an Firgens (59.) scheiterte, hatte die Chancen zur frühzeitigen Entscheidung.

Die Wedeler wurden bis tief in die Schlussphase hinein nur mit Distanzschüssen (Hinze, Björn Kaland, Khaled Belkhodja) gefährlich. Die Schenefelder feierten das Ende ihrer Serie von fünf erfolglosen Auftritten, die Wedeler Verbitterung wich schon am nächsten Tag Gelassenheit. „Im Vergleich zu den vergangenen drei Spielzeiten sind wir doch völlig sorgenfrei“, betonte Walter Zessin. „Wäre das nicht so, dann allerdings hätten wir uns ernsthaft Gedanken gemacht, gegen die Wertung des Spiels in Schenefeld Protest einzureichen.“