Hartmut Rex, Clubchef des AC Einigkeit, zeigt sich angetan vom Elmshorner Chatschik Abramov beim Landespokal

Elmshorn. Einige Boxsportfreunde waren sogar von den Sitzen hochgesprungen, um ihre Begeisterung zum Ausdruck zu bringen. Was der junge Mann in seinem blau-weißen Boxdress in der Olympiahalle vollbrachte, brachte die Fans am Ring in Stimmung. Nicht dass der gebürtige Ukrainer Chatschik Abramov einen wahren Trommelwirbel mit den Fäusten auf Gegner Emil Barsegian (Rendsburg) losließ. Der Elmshorner schien förmlich zu spielen mit dem Kontrahenten, er beäugte ihn ganz gelassen aus der Nahdistanz, punktete dann im Stile eines Meisters und wurde beim Boxabend des AC Einigkeit (ACE) in der Leichtgewichtsklasse (bis 60 Kilogramm) schließlich zum überlegenen Sieger erklärt.

Abramov war schon immer ein Leichtgewicht mit großem Talent

„Chatschik ist wahrscheinlich der beste Boxer, der jemals für unseren Verein in den Ring gestiegen ist“, sagte Hartmut Rex, Vorsitzender des ACE. „Er ist vermutlich noch stärker als Thorsten Bischoff zu unseren Glanzzeiten Mitte der 1980-er Jahre.“ Für Abramov fing alles 2006 an, als der heute 19-Jährige bei einer Veranstaltung des Wedeler TSV in den Ring stieg und im Schüler-Papiergewicht (bis 46 kg) seinen ersten Landestitel erkämpfte.

In den Folgejahren gesellten sich immer mehr Meisterschaften und Turniererfolge hinzu. „Es wäre ein abendfüllendes Programm, sie alle aufzuzählen“, sagt Hartmut Rex. Ähnlich sieht es auch Einigkeit-Trainer Zekeriye Yücel, der für seinen bei der Siegerehrung nicht mehr anwesenden Schützling den Pokal für den „besten Techniker“ entgegennahm.

Abramov gehörte schon immer zu den Leichtgewichten, und die sind in Boxvereinen allgemein nicht ausreichend „im Angebot“. Deshalb scheint es auch kein Wunder zu sein, dass man auf höherer Ebene aufmerksam geworden ist auf den talentierten Fighter aus Elmshorn, der im vergangenen Jahr bei der Junioren-DM (U18) positiv auffiel und bereits mit 17 Jahren in der Männerklasse die Boxhandschuhe schnürte. Arthur Mattheis, Trainer des Zweitbundesligaclubs BSK Hannover-Seelze, fragte in Elmshorn an, ob der Topmann vielleicht zu einem Wechsel nach Niedersachsen zu bewegen sei. „Ich werde wahrscheinlich für den Verein antreten“, ließ Abramov verlauten, der eine neue sportliche Herausforderung annehmen möchte. Schon bis 2012 sammelte Chatschik Erfahrung in der 2. Bundesliga, als er die Staffel des Boxteams Hanse Wismar verstärkte.

Nicht nur zwischen den Ringseilen läuft es für den Ukrainer derzeit ausgezeichnet. Abramov absolviert eine Lehre bei Box Out Hamburg, einem Verein, der ein anerkannter Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe ist und sich unter anderem verstärkt der Jugendgewaltprävention an Schulen widmet. Abramov ist somit froh, dass damit für ihn auch eine soziale Anbindung gegeben ist.

Ursprünglich sollte der Boxabend in der Olympiahalle übrigens als diesjährige Landesmeisterschaft stattfinden. Kurzfristig wurden die Titelkämpfe aus formalen Gründen jedoch in „Männer-Kämpfe um den Landespokal“ umbenannt. Die Leistungen der Boxer fanden dadurch keineswegs weniger Anerkennung. Spannung gab es nämlich reichlich. Selbst die Kämpfe ohne Urteil (Trainingsdemonstrationen und Wettkampfsparring) fanden ansprechende Resonanz.

Sehenswerte Ringduelle auch bei den Juniorenkämpfen

Die fünf Kämpfe um den Landespokal, bei denen außer Abramov keine Einigkeit-Boxer im Vorderfeld auftauchten, wurden noch umrahmt von zwei sehenswerten Juniorenkämpfen. Nur knapp mit 1:2 ließ sich dabei Kaan Yildiz (Lübeck) vom Kieler Jonas Akram bezwingen. Der Elmshorner Semih Öztürk, 14, siegte zwar einstimmig gegen Müslim Demirel (Plön), knapp war der Sieg trotzdem. Die Duelle in den höheren Gewichtsklassen (Halbweltergewicht, Mittel-, Halbschwer- und Schwergewicht) brachten ebenfalls erstaunliches Niveau. Weiter geht es für die Amateurboxer mit den Meisterschaften der einzelnen Landesverbände im November und Dezember.