In ihrer fünften Pro-B-Saison wollen sich Wedels Zweitliga-Basketballer von ihrer frechen Seite zeigen. Coach setzt auf bunte Mischung

Wedel. Die Zeit des Wartens und des Testens ist vorbei für die Zweitliga-Basketballer des SC Rist. Am Sonnabend, 28.September, starten die Wedeler in ihre fünfte Saison der 2. Bundesliga ProB, die dritthöchste deutsche Klasse. Für Headcoach Sebastian Gleim ist es die zweite Zweitliga-Spielzeit seit seiner kurzfristigen Amtsübernahme vor 13 Monaten.

Trotz einer nur kurzen Vorbereitungsphase gelang es dem 29 Jahre alten gebürtigen Hessen 2012/13, mit einem zu großen Teilen neu zusammengestellten Team die Hauptrunde als Tabellen-Zweiter abzuschließen und anschließend erstmals das Play-off-Viertelfinale zur höherklassigen ProA zu erreichen. Dort scheiterten die Wedeler in drei packenden Duellen an der BG Illertal/Weißenhorn (ProB Süd), dem Farmteam des Bundesliga-Clubs ratiopharm Ulm.

Angesichts etlicher Neuzugänge mit Erfahrung in höheren Spielklassen und ansprechender Leistungen in der Vorbereitung trauen nicht wenige dem SC Rist in der neuen Saison noch mehr zu. Doch Sebastian Gleim will sich in dieser Hinsicht nicht festlegen. „Viele sehen uns Aufstiegsanwärter, aber das ist nicht unser Anspruch“, sagt der gelernte Physiotherapeut, der gemeinsam mit seinen Spielern vor dem Saisonstart bislang nur ein einziges Ziel formuliert hat. „Wir wollen am Sonnabend unser erstes Spiel bei den Hertener Löwen gewinnen“, sagt Gleim.

Doch die Aufgabe im Ruhrgebiet dürfte zum ersten Härtetest für die Wedeler werden, für die es in den zurückliegenden vier Spielzeiten in der 60.000-Einwohner-Stadt Herten nichts zu holen gab. 2012/13 kassierten die Rist-Herren in der Halle der Rosa-Parks-Gesamtschule mit 63:100 sogar die höchste Saisonniederlage. Auch in der Vorbereitung auf die aktuelle Spielzeit zeigten die Löwen Biss, gewannen das von ihnen ausgerichtete Turnier um den Revue-Palast-Ruhr-Pokal. Im Finale besiegte die Mannschaft des neuen Coaches Jens Ewald den Nachbarn und künftigen Staffelrivalen VfL Bochum Astrostars 74:73.

Ein herber Verlust für die Hertener war der Vereinswechsel des 2,04 großen Centers Christoph Hackenesch, 27, der sich dem höherklassigen Pro-A-Team der ETB Wohnbau Baskets in Essen anschloss. An Qualität hat der Löwen-Kader dadurch nach Sebastian Gleims Einschätzung aber nichts eingebüßt. „Die Hertener haben nach wie vor ein sehr starkes Team“, sagt der Rist-Headcoach. Kollege Ewald holte unter anderem drei US-Amerikaner: den bisherigen College-Spieler Jeremy Robinson, Center Blake Poole (zuletzt BG Dorsten) und Aufbauspieler Matthew Eric „Matt“ Reid, der zu Beginn der zurückliegenden Spielzeit beim SC Rist für einen Vertrag vorgespielt hatte, dann aber doch nicht verpflichtet wurde.

In der Vorbereitung zu überzeugen vermochten auch die Wedeler. Gegen Bundesliga-Aufsteiger SC Rasta Vechta hielten sie phasenweise mit, das Pro-A-Team der Cuxhaven BasCats, neuer Club ihres ehemaligem Mannschaftskapitäns Harold August Johnston, zwangen sie beim 100:105 in der Steinberghalle in die Verlängerung. In den Tests gefielen nicht nur die erfahrenen Neuzugänge Christoph Roquette. Lee Jeka und Diante Watkins, sondern auch viele jüngere Spieler und vor allem US-Boy Davey Hopkins, der in seiner zweiten Saison für den SC Rist die Führungsrolle seines Landsmann Augie Johnston übernimmt.

Mindestens ebenso wichtig wie die Resultate erscheint Sebastian Gleim in der neuen Spielzeit die Außendarstellung seines Teams. Jahrelang hätte der Wedeler Club insbesondere aus der Perspektive der etablierten und finanzstärkeren Pro-B-Clubs als Underdog gegolten, doch das hätte sich spätestens im Verlauf der zurückliegenden Spielzeit geändert. „Wir haben das Image der grauen Maus endgültig abgelegt“, sagt der Rist-Headcoach. Stattdessen hätten sich die Basketballer des SC Rist bei den Gegnern Respekt verschafft, nicht zuletzt dank ihrer Heimstärke: Von den elf Begegnungen der regulären Saison 2012/13 in der Wedeler Steinberghalle gewann Gleims Team acht.

Ähnlich couragiert wie zu Hause sollen die Rist-Herren in der neuen Spielzeit nach dem Wunsch ihres Trainers auch in fremden Hallen auftreten. „Wir wollen uns als freche Mannschaft präsentieren, als bunte Mischung aus Routiniers und jungen hungrigen Spielern.“ Dass sein Team zum Saisonstart auswärts gegen einem Konkurrenten im Kampf um einen Play-off-Platz antreten muss, stört Gleim nicht. „Wir nehmen alles, wie es kommt.“