Rugenbergens Ersatzkeeper Waldmann läuft auf – Konkurrent Schultz verzichtet freiwillig auf Einsätze in der Oberliga

Bönningstedt. Merkel oder Steinbrück, Schultz oder Waldmann? Einen Tag vor den Bundestagswahlen praktizieren die Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen Demokratie und Mitbestimmung. Der Mannschaftsrat trug an die Trainer den Wunsch heran, dass Nachwuchskeeper Jannis Waldmann, 20, im Heimtreffen gegen den SC Alstertal-Langenhorn mitwirken soll. Ralf Palapies und Knut Aßmann stimmten dem Ansinnen zu.

„Das Ganze war eine Idee von Schulle“, sagt Chefcoach Palapies. Gemeint ist Stamm-Torwart Dennis Schultz, 30, der 2010 von der SV Halstenbek-Rellingen zu den Bönningstedtern wechselte und dort seitdem zwischen den Pfosten gar nicht wegzudenken ist. „Jannis treibt mich so richtig an. Sein Trainingsehrgeiz fordert mir Wochenende für Wochenende Höchstleistungen ab“, lobt Schultz seinen neuen Rivalen, der vergangene Serie bei Eintracht Norderstedt nicht an Johannes Höcker vorbeikam. Als Dank an den Konkurrenten will Schultz von sich aus auf seine Einsätze in den nächsten zwei Spielen, am 29. September immerhin beim aktuellen Tabellendritten Altona 93, verzichten. Der Mannschaftsrat konnte den Gedanken nachvollziehen. „Es ist wichtig, dass in solchen Fragen die Anführer der Mannschaft und die Trainer konform gehen“, betont Ralf Palapies. „Nicht dass es hinterher heißt, wieso habt ihr eigentlich diese Lusche aufgestellt.“

Von Waldmann haben die Teamkollegen den Eindruck, dass dieser alles andere als nur ein Mitläufer ist. Seine Einsätze soll er jetzt bekommen, nicht irgendwann am Ende der Saison. „Natürlich könnten ihm Fehler passieren, doch das würden wir mittragen. Er darf sich sogar drei Patzer erlauben und spielt trotzdem auch in Altona“, kündigte Palapies an. Mit solchen Worten will er dem jungen Mann, der die Nachricht von seiner Berücksichtigung höchst erfreut aufnahm, den Rücken stärken.

Gab es schon einmal so einen Fall, dass der Trainerstab auf die Meinung des Spielerrats hörte? Ralf Palapies muss nicht lange überlegen: „Gegen den Oststeinbeker SV waren wir uns auf einer Position unschlüssig. Letztlich haben wir uns dann dem Vorschlag der erfahrenen Cracks angeschlossen und Gary Voorbrak eingesetzt.“ Die Bönningstedter siegten 3:2, Voorbraak machte kein schlechtes Spiel.

Das 2:0 eine Woche später beim Bramfelder SV förderte die erfreuliche Erkenntnis zutage, dass der SV Rugenbergen auch ohne seinen bisherigen Torjäger Mario Jurkschat gewinnen kann. Wegen seiner Knieprobleme war der achtfache Torschütze zwar im Sport-Anzug, aber ohne Buffer an der Ellernreihe erschienen. Es könnte für einige Zeit das letzte Mal gewesen sein, dass die Teamgefährten den Stürmer zu Gesicht bekamen. In der Nacht nach dem Spiel verspürte Jurkschat so starke Schmerzen, dass er die Eppendorfer Universitätsklinik aufsuchte. Vorläufige Erkenntnis nach einem Eingriff am Dienstag: Der Spieler hat erhöhte Entzündungswerte im Körper. „Dem wird man jetzt auf den Grund gehen“, sagt Ralf Palapies.

Gewarnt davon, dass Jurkschat sich trotz seiner Beschwerden immer wieder zur Verfügung gestellt hatte, verzichtet er gegen Aufsteiger „SCALA“, mit nur einem Sieg 15. der Tabelle, ganz bewusst auf Offensivmann Maik Grabow. Der hatte wegen eines Knorpelschadens neun Monate pausiert, nach dem Gastspiel in Bramfeld aber wieder eine leichte Schwellung der betroffenen Knies festgestellt. Die Konsequenz daraus: „Vielleicht nehmen wir ihn mit auf die Bank. Wir dürfen ihn nicht überstrapazieren, Maik braucht seine Gelenke noch ein ganzes Leben lang.“

Von einer Qual der Wahl kann damit kaum noch die Rede sein. Die Elf des Überraschungszweiten stellt sich beinahe von ganz alleine auf. Tolga Güvenir und Kevin Beese sind an Grippe erkrankt, mit Sicherheit fehlt das beruflich verhinderte Mittelfeld-Ass Sven Worthmann.

Spielbeginn: Sonnabend, 13 Uhr. HA-Tipp: 3:1 für den SV Rugenbergen.

SV Halstenbek-Rellingen – SV Curslack-Neuengamme

An die Zusammenarbeit mit Dennis Schultz denkt der HR-Vorsitzende Hans Jürgen Stammer gerne zurück: „Ein guter Keeper, ein guter Charakter. Schade, dass er nach sieben Jahren unbedingt zu Rugenbergen wollte.“ Mit allen Nachfolgern – Thomas Brandt, Dennis Albarus-Lange Maximilian Rohrbach – wurden die Halstenbeker auch verletzungsbedingt nicht glücklich, sodass sogar die Routiniers Claus Reitmaier, inzwischen Torwart-Trainer des SC Paderborn, und André Asmus helfen mussten. „Die Seuche hält an“, kann Stammer nur sagen, wenn er hört, dass André Alves Lopez wegen eines Rippenbruchs schon wieder wochenlang ausfällt. Wie bewährt sich gegen den torhungrigen Tabellenvierten (25 Treffer in sieben Partien) nun Kevin Tittel, der beim Pflichtspielstart zunächst imponierte, sich dann beim 1:7 gegen den SV Rugenbergen dem Niveau seiner Teamgefährten anpasste und in Niendorf (0:0) kaum gefordert war? Stammer spricht allen das Vertrauen aus: „Wer Altona 93 schlägt, muss sich auch vor Curslack nicht fürchten.“

Spielbeginn: Sonntag, 14 Uhr. HA-Tipp: 1:1.