Konzept des Veranstalters im Klövensteen geht auf, er bietet Aktiven eine starke Prüfungsvielfalt. Initiative “Reiten gegen Hunger“ ein großer Erfolg.

Schenefeld. Am Tag danach hätte sich Jürgen Böckmann am liebsten einige Moment der Ruhe und Entspannung gegönnt, doch es ging nicht. Der Organisator des Sommerturniers auf der Reitanlage des Elbdörfer- und Schenefelder Reitervereins (ESRV) im Klövensteen musste ständig zum Telefonhörer greifen. Böckmann tat dies allerdings ganz entspannt, denn er stellte schon bald fest: Es waren zumeist aktive Reiter und Besucher, die noch einmal ihre Begeisterung hinsichtlich des Ablaufes und Stellenwertes der zum 38. Mal ausgetragenen Veranstaltung bekundeten.

Fünf Tage lang maßen sich Profis und Amateure in 39 verschiedenen Disziplinen und Prüfungen (21 Dressur/18 im Springen). 2700 Nennungen waren ein hervorragendes Meldergebnis, 1800 Starts bedeuteten eine Auslastung von rund 70 Prozent. "Wir wollten ein Meeting der Extraklasse für die Region aufziehen, das Pferdesportler unterschiedlicher Altersklassen und Leistungsstufen im Norden anspricht, das ist uns hoffentlich gelungen", sagte Dressurausbilder Böckmann. Seine Kollegen in der Turnierleitung bestätigten dessen Aussage. "Wir haben eine sehr positive Resonanz aus dem Spring- und Dressurlager", unterstreicht Rainer Schwiebert (Kattendorf). Dem Organisations-Trio gehört seit Jahren auch noch Wolfgang Schierloh aus Eichede im Kreis Stormarn an.

Veranstalter will den Nachwuchs verstärkt ins Turnier einbinden

"Erfreulich ist, dass wir schon vor Turnierende die Zusage unserer Sponsoren bekamen, dass sie auch 2014 dabei sind und teilweise ihr Engagement noch ausbauen", sagte Rainer Schwiebert. "Außerdem haben wir jetzt schon neue Partner gewinnen können."

Das Veranstalter-Trio hatte die Ausschreibung überarbeitet, die sportlichen Rahmenbedingungen deutlich verbessert und damit offenkundig die genau richtigen Signale gesetzt. Kurzfristig steht bei allen Beteiligten aber auch eine gewisse "Manöverkritik" an, bei der analysiert wird, was verbesserungswürdig ist und was genau richtig läuft. Unverändert bleibt die Einbindung der Reiter aus der Region. Schwiebert: "Wir wollen den Leistungssport hier haben, aber es ist sehr wichtig, den Nachwuchs einzubinden." In der Planung befindet sich auch die Installierung einer Jugendserie im Bereich Dressur auf L-Niveau.

Wie im vergangenen Jahr wurde das Sommerturnier zusammen mit Horse & Classics ausgetragen. Die Schenefelder Reiter und Veranstalter unterstützen dabei in offensiver Manier die Initiative "Reiten gegen den Hunger" zugunsten der Welthungerhilfe. Mit vielfältigen Aktionen rund um die Veranstaltung setzten sie ein Zeichen gegen den Hunger und zeigten, wie man Spaß mit dem guten Zweck verbindet.

2012 startete Gudrun Bauer von der Bauer Media Group die Initiative mit Ullrich Kasselmann (Veranstalter von Horses & Dreams). Zweck der Aktion ist es, Spendengelder für die Welthungerhilfe zu sammeln und damit Menschen ein Leben ohne Hunger und Armut zu ermöglichen. Jürgen Böckmann: " Unsere zahlreichen jungen Vereinshelfer sammelten viel Spendengeld, die genaue Summe wird noch ermittelt."

Apropos Helfer: Die waren im Klövensteen zahlenmäßig stark vertreten. Sieben gehören allein zu den Familien Böckmann, Schwiebert und Schierloh. Dazu kamen noch rund 80 vom ESRV, die ständig auf dem Gelände unterwegs waren: Wasserzufuhr gewährleisten und Parcours sprengen, Protokolle schreiben, Anzeigetafeln beschriften, Technik im Auge behalten, Stände mit Getränken und leckerem Essen ausstatten, das erfordert viel Eigeninitiative.

Jürgen Böckmann hatte es verstanden, den Aktiven optimale Bedingungen zu vermitteln. Eigens dafür verpflichtete er mit Ralf Hollenbach einen anerkannten Parcoursbauer. Der Darmstädter sorgte dafür, dass die Hindernisse entsprechend den Anforderungen aufgestellt waren, Bodenbeschaffenheiten gut waren, Abmessungen der drei Turnierplätze und Linienführung für Pferd und Reiter stimmten, garantiert von einem Designer des Turniersports, wie es Jürgen Böckmann ausdrückt: "Einfach nur reiten funktioniert nicht in der heutigen Zeit, das wissen auch die Aktiven."

Der mehrfache deutsche Meister Hartwig Burfeind, Dressurausbilder aus Sandbostel , hatte sportlich Grund zur Freude. Sein erst sieben Jahre alter Lapagenos zeigte sich so gut aufgelegt, dass Platz eins im Prix St. Georges Special heraussprang. Lebensgefährtin Juliane Brunckhorst reihte sich mit Fürst Tano an dritter Stelle ein. Thorsten Wittenberg, Profi aus Lentföhrden im Kreis Segeberg gewann mit dem elf Jahre alten Holsteiner Hengst Connaught den Großen Preis am Schlusstag. Insgesamt 35 Kandidaten traten im Zwei-Sterne-S-Springen an, acht schafften den Sprung ins Stechen.

"Wenn es mal läuft, dann läuft es", meinte der Sieger. "An einem anderen Tag kann es genauso gut andersherum gehen." Wittenberg freute sich nicht nur über den Erfolg im Sattel: "Ich habe mal als Schulpferde-Reiter vor gefühlten 100 Jahren hier angefangen und kann mich gut an die damaligen Turniere erinnern. Dressur war hier immer schon auf einem hohen Niveau, für die Springreiter gab es ein paar Jahre lang weniger Prüfungen. Zum Glück ist das jetzt anders."

Michael Stich verpasst eine gute Platzierung seiner Frau

Die letzte Entscheidung im Dressurviereck fiel im Grand Prix Special. Dort triumphierte ein lupenreiner Amateur, der Unternehmer Klaus Thormählen aus Hamfelde. Mit dem in Sachsen-Anhalt gezogenen Capri gewann er die Prüfung vor Frank Lange mit Bonita und Alexandra Bimschas (beide Schenefeld) und Daintree. Thormählen und Capri waren 2011 bereits Landesmeister von Schleswig-Holstein und Hamburg. Letztlich hatte auch Turnierleiter Jürgen Böckmann Grund zur Freude. Seine Tochter Kristina siegte mit Der Kleine Lord in einer M**-Dressurprüfung und wurde mit ihrem talentierten Pferd zudem Dritte in einer S*-Prüfung, ausgeschrieben als Preis von Michael Stich.

Der Tennis-Wimbledonsieger von 1991 war in diesem Jahr ausnahmsweise mal nicht auf der Anlage. Er hat darum einen vierten Platz seiner Frau Alexandra mit Herzog von Holstein in der Dressurklasse S* verpasst.

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