Stina Hönke vom VfL Pinneberg ist für den U15-Kader des DFB nominiert. Auch Carla Morich und Anneke Borbe sind dabei.

Pinneberg/Holm/Tornesch . Statt nur mit Mädchen, spielt Stina Hönke, 13, lieber mit Jungen. Wohlgemerkt, es geht um Fußball. "In einer reinen Mädchenmannschaft wäre es für mich einfacher. Bei den Jungs wird mit viel mehr Körpereinsatz gespielt. Da lerne ich besser, mich im Zweikampf durchzusetzen", sagt die Schülerin aus Holm. Also entschied sich die Teenagerin für den härteren Weg: Statt (als C-Jugend-Spielerin) zu Holstein Kiel und in die B-Juniorinnen-Bundesliga zu gehen, entschied sich die Fußballerin im Sommer, weiter in der C-Jugend-Landesliga des VfL Pinneberg zu spielen - allein unter (Jung-)Männern. "Solange ich gut genug bin, bleibe ich bei den Jungs."

Außer dem VfL-Dress könnte Stina bald auch das Trikot mit dem Deutschland-Adler tragen: Nach den Spielen um den Länderpokal mit der Hamburger Auswahlmannschaft wurde die 13-Jährige jüngst für den Kader der U-15-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball Bundes (DFB) nominiert. Zusammen mit Stina Hönke stehen übrigens zwei weitere talentierte Nachwuchs-Fußballerinnen aus dem Kreis Pinneberg unter besonderer Beobachtung der DFB-Trainerinnen. Carla Morich vom FC Union Tornesch fährt zum U-16-Sichtungslehrgang des DFB, Anneke Borbe, Jahrgang 2000, von der SV Lieth hat sich für den DFB-Torwartstützpunkt qualifiziert.

Stina Hönke spielt erst seit drei Jahren Vereinsfußball. "Angefangen habe ich beim TSV Wedel. Das war aus einem Schulprojekt entstanden", erzählt die Jugendliche, die auf dem Wedeler Johann-Rist-Gymnasium die neunte Klasse besucht. Gekickert hatte die heute 13-Jährige aber eigentlich schon immer. "Mein erster Trainer war mein Vater." Uwe Hönke, als aktiver Spieler einst selbst VfL-Fußballer, ist Geschäftsführer des Clubs in Pinneberg als einem der größten Sportvereine des Landes. Zur sportlichen Holmer Sport-Familie Hönke gehören außerdem Mutter Sandra, die in der Geschäftsstelle von SuS Waldenau arbeitet, und Bruder Michel, 11, der beim VfL in der D-Jugend spielt.

Die junge Holmerin hat nicht nur den Sport im Kopf. "In der Kabine unterhalten wir Mädchen uns auch über andere Dinge", sagt sie lachend. Training, Sichtungen, Punkt- und Auswahlspiele - König Fußball aber regiert schon die Welt von Stina Hönke. Mindestens viermal in der Woche trainiert sie beim Verein beziehungsweise beim Stützpunkt des Hamburger Verbands in Jenfeld. Außerdem spielt sie, "als Ausgleich", noch Tennis beim heimischen TSV Holm.

"Wenn ich mich mit meinen Freundinnen treffen will, muss ich das schon gut planen", so die 13-Jährige. "Und dann ist da ja auch die Schule. Bisher aber kann ich Sport und Schule gut miteinander verbinden. Meine Noten sind gut." Ihre beste Freundin ist passenderweise selbst Spielerin in der Hamburger Auswahl.

Dass sie zu den fünf Auserwählten zählte, die die DFB-Verantwortlichen aus dem Hamburger Team benannten, hatte Stina Hönke selbst ein bisschen überrascht, wie sie sagt: "Klar, es war mein Ziel. Aber ich hatte beim Turnier um den Länderpokal in Duisburg das Gefühl gehabt, das erste Spiel richtig verhauen zu haben." Die Hamburger Auswahl hatte 1:4 gegen Westfalen verloren, den einzigen Treffer erzielte dabei die Tornescherin Carla Morich. Danach aber ging es für die Truppe von Trainerin Marica Monroe Merchant erfolgreicher weiter. Es gelangen Siege gegen das Rheinland (2:1), gegen Thüringen (2:1) und gegen Sachsen-Anhalt (1:0). Dann aber setzte es noch eine klare 0:4-Niederlage gegen Niedersachsen.

"Hinterher kam unsere Trainerin zu uns und sagte, fünf Mädchen aus Hamburg seien bei der DFB-Sichtung dabei", erinnert sich Stina Hönke. Außer ihr, Carla Morich und Anneke Borbe sind dies Samantha Steuerwald vom Bramfelder SV und Lukne Bangardaviciute (HSV). DFB-Trainerin für den U-15-Bereich ist Bettina Wiegmann, die als Spielerin im Jahr 2003 Weltmeisterin geworden war und als Trainerin 2006 und 2007 mit der U-19-Nationalmannschaft der Frauen Europameister wurde. Der dreitägige Lehrgang für den kommenden U-15-Kader findet Anfang September in Bad Honnef in Nordrhein-Westfalen statt.

Vielleicht führt über diese Station Stina Hönkes Weg als Fußballerin weiter steil nach oben. Gefragt nach ihrer Lieblingsspielerin, zückt die 13-Jährige ihr Smartphone und zeigt ein Bild von Nationalspielerin Simone Laudehr (27, 1. FFC Frankfurt) , dass die frisch gebackene Europameisterin zeigt, wie sie ihr Trikot hochreißt und ihre Sixpacks präsentiert. An Simone Laudehr imponiert Stina Hönke vor allem deren Kämpfernatur. "Toll finde ich auch die schwedische Spielerin Nilla Fischer", sagt die VfL-Kickerin. Die Schwedin, die der Deutsche Meister VfL Wolfsburg verpflichtet hat, ist auf dem Platz eine echte Abräumerin. Bangemachen gilt nicht, ist auch für Stina Hönke das Motto auf dem Fußballfeld. Sie sagt: "Ich habe es mit Jungs zu tun, die viel größer und kräftiger sind als ich. Aber Angst vor ihnen habe ich nicht."

Als Fußball-Zuschauerin sieht die Sache für Stina Hönke indes anders aus - da gibt sie dem "schwachen" Geschlecht den Vorzug. Klar, sie interessiere sich auch für die Bundesliga der Männer, gucke wie der HSV spiele. "Aber viel lieber würde ich mehr Frauenfußball im Fernsehen gucken."