Pinneberger erkämpfen überraschendes 1:1 gegen Oberliga-Meister FC Elmshorn. Bürgermeisterin Urte Steinberg zittert bis zum Schluss.

Pinneberg. "Die letzten Minuten auf der Tribüne waren fast unerträglich. Ich habe gezittert", sagte Urte Steinberg. Das Daumendrücken der sportbegeisterten Bürgermeisterin, früher in der Regionalliga eine hervorragende Basketballerin, half. Die Oberliga-Fußballer ihres VfL Pinneberg starteten mit einer positiven Überraschung in die Saison. Titelverteidiger FC Elmshorn musste vor 410 Zuschauern im Stadion I mit einem 1:1 (1:1) zufrieden sein. Das war exakt dasselbe Resultat wie im letzten Punktspiel der vergangenen Saison an der Wilhelmstraße, als der VfL noch um den Klassenerhalt bangte.

Seitdem hat sich eine Menge getan. Der Pinneberger Coach Michael Fischer bot sieben Neue in seiner Startelf auf, sein Trainerkollege Achim Hollerieth vier. Dieser Umbruch scheint den Pinnebergern zunächst einmal besser bekommen zu sein als den Elmshornern. Angeführt vom überragenden Sascha Richert wirkte das verjüngte VfL-Team beseelter, couragierter und unternehmungslustiger als in den meisten Partien der vergangenen Serie. Die Gäste ließen die Angriffswucht, die sie zu Zeiten der abgewanderten Jan Lüneburg und Patrick Ziller sowie des in die Zweite verbannten Tim Jeske auszeichnete, (noch) vermissen.

Verpflichtung von Aytac Erman ist beim FCE wahrscheinlich

"Wir waren häufiger am Ball, aber nicht zwingend", räumte Achim Hollerieth ein. FCE-Präsident Helge Werner Melzer weiß um die Problematik. Bald wird Aytac Erman spielberechtigt sein. Die Verpflichtung einer weiteren Offensivkraft ist wahrscheinlich. Mit freundlichem Shakehands ging es auseinander. Michael Fischer wünschte seinen Spielern einen feuchtfröhlichen Abend und sorgte sich um Jan-Philipp Zimmermann: "Hoffentlich findet er in der Nacht noch sein Bett."

Der Innenverteidiger, ebenso wie Keeper Tim Brüggemann, Verteidiger Steffen Maaß und Mittelfeldspieler Flemming Lüneburg früher für den FCE aktiv, feierte seinen 21. Geburtstag. Den trübte er zunächst in der 23. Minute, als er kurz vor dem Strafraum unnötig Pascal Eggert zu Fall brachte. "Keiner springt hoch", ermahnte Tim Brüggemann noch die Teamgefährten in der Abwehrmauer. Dann flog der von Patrick Scheidt geschossene Ball trotzdem irgendwie durch den Wall an Leibern zu Thorben Reibe. Der frühere VfL-Torjäger ließ sich die Möglichkeit zum 1:0 der Elmshorner nicht entgehen.

Sieben Minuten später zeigte Schiedsrichter Paul Jennerjahn (TSC Wellingsbüttel) gegenüber auf den Kreidepunkt. Es gab Elfmeter für den VfL, niemand wusste zunächst, warum. Aufklärungsarbeit leistete später Patrick Scheidt: "Ich bekam den Ball an den angelegten Arm geschossen. Für meine Begriffe darf man das nie und nimmer pfeifen." Sascha Richert nutzte das Geschenk, wenn es denn eines war, zum Ausgleich.

Überragender Sascha Richert verzaubert Trainer und VfL-Fans

"Vielleicht kann man diesen Elfmeter geben. Dann hätten wir jedoch kurze Zeit später bei einer ähnlichen Szene im VfL-Strafraum auch einen bekommen müssen", so sah es Achim Hollerieth. Richert aber blühte auf, rannte, kämpfte und verzauberte auch die Bürgermeisterin mit seinen Tricks. Michael Fischer verglich ihn mit dem französischen Schlitzohr Eric Cantona: "Sascha bewegt sich immer zwischen Genie und Wahnsinn. Ich gebe ihm alle Freiheiten, sich auf dem Platz auszuleben."

Weitere VfL-Chancen? Fehlanzeige, doch auch die Elmshorner Möglichkeiten ließen sich an den Fingern einer Hand abzählen. Pinnebergs Keeper Brüggemann demonstrierte sein Können bei einem Freistoß von Yannick Sottorf (10.) und bei einem Flachschuss von Maurizio D' Urso (64.). Als sich Steffen Maaß bei einer Flanke verschätzte, schoss Pascal Eggert den Ball links am Tor vorbei (57.). Umso mehr Begeisterung rief Maaß mit einem Vorstoß fast über das ganze Feld kurz vor dem Abpfiff hervor. Das war mutig, spielten die Pinneberger zu diesem Zeitpunkt doch in Unterzahl. Kapitän Thomas Koster hatte sich am Elmshorner Strafraum ein hartes Foul an Kim Helmer erlaubt, das Paul Jennerjahn zu Recht mit der Gelb-Roten Karte ahndete (78.). Weil er sich bei seinem Foul selbst verletzte, hätte Koster vermutlich ohnehin nicht weitermachen können.

VfL im Pokal bei Kummerfeld, Elmshorner beim Rissener SV

"Ich komme wieder", versprach Urte Steinberg, bevor sie sich auf den Heimweg begab, als Sportlerin natürlich mit dem Fahrrad. Die nächste Gelegenheit, sich einzuspielen, eröffnet sich beiden Teams im Oddset-Pokal. Der VfL stellt sich in der zweiten Runde des Wettbewerbs am Dienstag, 6. August, um 18.30 Uhr beim Kummerfelder SV (Kreisliga) vor.

Eine Stunde später beginnt der Elmshorner Auftritt beim Rissener SV (Bezirksliga), wo mit dem Startelf-Debüt von Frederic Sarpong, der von Werder Bremen II kam und in Pinneberg nur wenige Minuten mitwirkte, zu rechnen ist.