FC Elmshorn verbannt Tim Jeske, der mit Clubwechsel liebäugelte, in die Reserve. Von Werder II kommt Frederic Sarpong

Elmshorn. Es ist ein Kommen im Kader von Oberliga-Meister FC Elmshorn, nun auch ein Gehen. Turbulent wurde es jedenfalls am Mittwoch. Nach Unstimmigkeiten verbannte Sport-Direktor Helge Werner Melzer Publikumsliebling Tim Jeske in Absprache mit Trainer Achim Hollerieth zur zweiten Mannschaft (Bezirksliga). Im selben Atemzug verpflichtete Melzer den zentralen Mittelfeldspieler Frederic Sarpong, 22, der letzte Serie zehn Einsätze für Werder Bremen II in der Regionalliga Nord hatte und davor die Dritte des SV Werder als Kapitän in der höchsten Bremer Spielklasse anführte.

"Er ist ein super netter Typ", sagt der "Boss" über den Deutsch-Ghanaer, den in Augenschein zu nehmen ihm ein Bremer Bekannter empfohlen hatte. Als Sarpong, der ein Studium in Hamburg beginnt, ein Probetraining beim VfR Neumünster absolvierte, waren schon Elmshorner Spione zugegen. Die Spielberechtigung ist erteilt, allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass Sarpong nach zweimaligem Training schon beim Punktspielauftakt der Elmshorner Fußballer am Sonnabend, 3. August, um 17 Uhr beim VfL Pinneberg mitwirkt.

Die Attribute "sympathisch" und "nett" haften auch Stürmer Jeske an. An seinen Leistungen vergangene Saison gab es nichts auszusetzen, im Gegenteil. Nun aber tendierte der Blondschopf dahin, seinen bis 2014 datierten Vertrag nicht erfüllen zu wollen. "Da hat ihm jemand den Kopf verdreht", sagt Helge Werner Melzer. Offenbar drängte Jeske ein bisschen zu vehement auf seinen vorzeitigen Abschied. Der Vorstand reagierte knallhart. Melzer: "Wir können keine Unruhe gebrauchen." Eine Hintertür für Jeske bliebe aber offen: "Wir werden ihn in den nächsten Monaten ganz genau beobachten."

Weitere Aktivitäten auf dem Spielermarkt sind geplant. Melzer stellte je eine weitere Verstärkung für die Offensive und die Defensive in Aussicht. Feste Größen im Team sind schon Innenverteidiger Kim Helmer und Mittelfeldspieler Maurizio D'Urso, die der FCE vom SC Victoria dazu holte, sowie Pascal Eggert (Bergedorf 85).

Dicht dran an der ersten Elf sind die Talente Maximilian Waskow (SV Lieth) und Philipp Werning (Eintracht Norderstedt), der sofort vor der Abwehr spielt, würde Fabian Böwig mal fehlen. Jannik Ruhser (VfR Horst) leidet noch an den Folgen eines Innenbandrisses und muss sich in Geduld üben. Stürmer Aytac Erman soll in einer Woche spielberechtigt sein, je nachdem wie rasch sein jüngster Verein Istanbulspor die von Teamchef Eugen Igel eingereichten Unterlagen bearbeitet. Das Thema Sezgin Akgül, der früher für Altona 93 und Victoria kickte, hatte sich schnell erledigt. Melzer: "Es passte nicht."

Spielerisch sieht Melzer das Team jetzt schon weiter als vergangene Serie, als der FCE mit neun Punkten Vorsprung den Titel errang. "Lange Bälle" in Richtung Strafraum soll es nicht mehr geben, sondern flüssige Kombinationen im Mittelfeld, das ist nach dem Verlust von Sturmtank Jan Lüneburg der klare Auftrag an Trainer Hollerieth. Vermissen werden die Fans auch den bisherigen Kapitän Dennis Gersdorf, der jetzt als Spielertrainer der Zweiten fungiert, und den ebenfalls in die Regionalliga zum SC Victoria gewechselten Patrick Ziller. Den Wert des feinen Technikers und Weitschuss-Spezialisten hatte Helge Werner Melzer nie ganz so hoch wie andere Experten eingestuft. Am Sonntag gibt's ein Wiedersehen. Dann ist Melzer Ehrengast des SC Victoria, der in der ersten Runde des DFB-Pokals um 15 Uhr das Bundesligateam von Hannover 96 empfängt.

Wehmütige Erinnerungen werden wieder aufkeimen an den 20. Mai, als die Elmshorner mit einer 1:2-Niederlage im Finale des Oddset-Pokals gegen "Vicky" Messer und Gabel an den Fleischtöpfen des nationalen Fußballs aus der Hand legten. Ein paar Tage später schockte Melzer die Fußball-Gemeinde mit dem FCE-Verzicht auf die Teilnahme an der Aufstiegsrunde wegen Sportplatz-Problemen.

Inzwischen ist ein Lärmschutz-Gutachten für das Krückau-Stadion in Auftrag. Die Frage, ob der FCE dort 2014 um den Aufstieg in die Regionalliga Nord kämpft, stellt sich Melzer zunächst nicht. "Die Umstellung unseres Spielsystem greift nicht von heute auf morgen", gibt er zu bedenken. Altona 93, Buchholz 08, den SV Curslack-Neuengamme, Aufsteiger TuS Dassendorf und auch die SV Halstenbek-Rellingen, die dem FCE vergangene Serie die einzige Heimniederlage zufügte, sieht er als Hauptkonkurrenten.

Das Aufgebot, Tor: Johannes Borrmann, Björn Koblun, Ole Springer; Abwehr: Heiko Ansorge, Kim Helmer, Jan-Henrik Kaetow, Patrick Scheidt, Christian Schümann, Yannick Sottorf, Maximilian Waskow; Mittelfeld: Ömer Aygün, Fabian Böwig, Pascal Eggert, Aytac Erman, Marc Lange, Thorben Reibe, Jannik Ruhser, Tim Weber, Philipp Werning; Angriff: Maurizio d'Urso, Tim Jeske, M. Ljubisavljevic.

Abgänge: Jan Lüneburg (Eintr. Norderstedt), Patrick Ziller (Victoria), Dennis Gersdorf (Spielertrainer FCE-Zweite), Antonio Ude (SC Egenbüttel), Sascha de la Cuesta (FC Türkiye), Mustafa Günaydin (unbekannt), Steffen Maaß (VfL Pinneberg), Sebastian Meyer (FCE-Zweite), Torsten Lemke (Schnelsen), Flemming Lüneburg (VfL Pinneberg), Nil von Appen (SG Köln-Worringen).

HA-Prognose: Der Verlust von vier Leistungsträgern wiegt schwer. Der Weg zum Titel führt trotzdem nur über den FCE.