Reaktionen bei HR auf die starke Torhüterleistung von Jungkeeper Kevin Tittel und das 1:0 im Pokal gegen Schnelsen.

Halstenbek. 30 Grad Celsius lasteten bleischwer auf den Männern in den kurzen Hosen. Und was sagte Richard Peper, der Fußball-Abteilungsleiter der SV Halstenbek-Rellingen? "Er muss sich warm anziehen." Gemeint ist André Alves Lopez, der im Halstenbeker Oberligateam als Stammkeeper vorgesehen ist. Seine urlaubsbedingte Abwesenheit nutzte nun Kevin Tittel, sich ins Gespräch zu bringen.

Mit einer starken Leistung trug der Jungkeeper, 19, zum Einzug in die zweite Runde des Oddset-Pokals bei. Und noch ein Neuer lachte mit der Sonne um die Wette. Das war Stürmer Ahmed Osmanov, der beim 1:0 (0:0) über Germania Schnelsen den entscheidenden Treffer erzielte.

Wie alle Zuschauer auf dem Jacob-Thode-Sportplatz applaudierte auch Wolfgang Lowin, 66. Das war bei Tittels sensationeller Flugparade in der 61. Minute. "Ich hätte schwören können, dass der reingeht", wunderte sich der HR-Spielertrainer vergangener Tage. Dann aber hechtete Tittel in seine linke Ecke und lenkte den Freistoß von Jeton Arifi mit den Fingerspitzen an die Querstange. Kurze Zeit später begrub er den Ball nach einem gefährlichen Flachpass von rechts in seinen Armen, die hohen Flanken fing er sicher ab. "Der Bengel gefällt mir gut", lobte Lowin den bisherigen Stammtorwart der A-Junioren von Eintracht Norderstedt in der Regionalliga. "Für sein Alter strahlt er eine erstaunliche Ruhe aus", sagte Richard Peper. Der Hochgelobte nahm noch einen kräftigen Schluck aus der Wasserpulle und ließ die Glückwünsche an sich abprallen. "Vor allem bin ich hier, um zu lernen", betonte Tittel in aller Bescheidenheit.

In der ersten Runde des Wettbewerbs hatten sich die Halstenbeker einen leichteren Gegner als Germania Schnelsen gewünscht. Trainer Thomas Bliemeister mahnte besondere Anstrengungen während der Saisonvorbereitung an: "Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir eine Woche eher als die meisten anderen Teams topfit sein." Am körperlichen Zustand der Gastgeber gab es dann nichts auszusetzen. Im ersten Durchgang setzten sie offensive Akzente, die begeisterten. Es fing damit an, dass Jaques Rodriguez de Oliveira zweimal zum Abschluss kam - aber mit seinem schwächeren linken Fuß. Zweimal verfehlte er das Ziel. Beim Schuss von Osmanov klatschte der Ball an den rechten Pfosten. Erst die letzten Minuten vor der Pause wurden auch die Schnelsener gefährlich. Der Halstenbeker Ligaobmann Thomas Berg zog Halbzeitbilanz: "5:2 Torchancen. Wir hätten eigentlich führen müssen." Mit dem früheren HR-Regisseur Berkan Algan erarbeiteten sich dann die Schnelsener ein kleines Plus an Möglichkeiten. Es wurde ein offenes Spiel, das beide Teams mit hohem Tempo führten.

In der 77. Minute freute sich schließlich Sascha Jost, den ersten Pflichtspieltreffer der Halstenbeker durchsagen zu dürfen. Osmanov, bisher Eimsbütteler TV, stocherte den Ball bei einem Durcheinander vor Gäste-Schlusmann André Tholen, der zum Schluss vergeblich mit nach vorne eilte, über die Linie (77.). Begeistert ist Jost übrigens von seinem neuen Arbeitsplatz, die ihm drei ehrenamtliche Helfer zwischen Tribüne und HR-Bank einrichteten. "Kult"-Klubwirt Hans Reck, dessen Nachfolger Jürgen Wulf und Elektriker Erik Zapka bauten in ihrer Freizeit ein gemütliches Sprecherhäuschen, das sich im Winter auch beheizen lässt.

Doch an die kalte Jahreszeit dachte noch niemand an einem der heißesten Tage des Jahres. Schiedsrichter Markus von Glischinski genehmigte eine Getränkepause pro Halbzeit. Thomas Bliemeister verteilte die Qual auf 14 Mann, indem er nach dem Seitenwechsel Nils Matthiessen, Jan Eggers und Danijel Suntic eingewechselte. Das sind Namen auf der Ersatzbank, die woanders erste Wahl darstellten. Gedulden musste sich noch Felip Barbarez, der nicht zum Zuge kam. Dieses Schicksal teilte er mit Christian Rohweder, der von Blau-Weiß 96 zum TuS Germania gewechselt war und sich ebenso wie der Sohn des früheren HSV-Torjägers in den kommenden Monaten in der Oberliga durchsetzen will. Wenn die Chance kommt, muss sie allerdings genutzt werden, vorexerziert von Kevin Tittel.