VfL Pinneberg hielt an Trainer Michael Fischer fest und geht voll motiviert in die Fußball-Oberligasaison. Florian Holstein trainierte im Adamskostüm

Pinneberg. Ihre Vorbereitung auf die Saison, beginnend diesen Sonntag um 15 Uhr mit dem Oddset-Pokalspiel beim Nachbarn Sportfreunde, gestalteten die Oberliga-Fußballer des VfL Pinneberg nicht jugendfrei. Als sich Florian Holstein und Sören Lühr (2. Mannschaft) während des Trainingslagers in Aschendorf zum Morgenlauf verspäteten, legten sie sich die Strafe auf, im Adamskostüm ihre Runden zu drehen. Eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses blieb "FKK Pinneberg" erspart. "Die Nachbarn am Sportplatz hatten noch geschlafen", versichert VfL-Coach Michael Fischer.

Beim Konditionbolzen am Wedeler Elbstrand trugen dann alle wieder Sportkleidung. Fröhlich winkten die Spieler den Containerschiffen zu, die Willkomm Höft passierten. Nicht selten grüßten die Kapitäne und Offiziere auf der Brücke zurück. Beinahe hätte der VfL auch der Oberliga winke, winke gesagt. Im sicheren Hafen waren sie endgültig erst am letzten Spieltag, doch "FKK Pinneberg" macht sich frei von der Vergangenheit. An die Probleme nach der Winterpause will Fischer gar nicht mehr zurückdenken. Dass sich verschiedene Spieler gegen ihn aussprachen und vom Vorstand seine Ablösung forderten, ist für ihn erledigt und verarbeitet, aber auch Denkanstoß: "Ich werde mich in bestimmten Situationen anders verhalten als bisher." Co-Trainer David Fock bricht eine Lanze für den Chef: "Seit Jahren weiß jeder, wie Michael tickt. Plötzlich wurde kritisiert, was man immer an ihm gut gefunden hat. Das verstehe ich nicht."

Der Vorstand um Ben Pape und Konrad Kosmalla hielt am Coach fest. Fischer geht in seine neunte Serie als VfL-Coach, mit rundum erneuerter Mannschaft. Früh stand die Verpflichtung von Sascha Richert (SV Halstenbek-Rellingen) und Keeper Tim Brüggemann (Bramfelder SV) fest. Dann geriet alles ins Stocken. Ligaobmann Manfred Kirsch wollte schon verzweifeln, als sich immer wieder Probleme bei der Suche nach weiteren Verstärkungen und bei Vertragsverlängerungen ergaben. Dann schnürte er das Paket mit Tim Vollmer, Daniel Brehmer, Artur Frost und Christian Dirksen, die sich beim SV Rugenbergen nicht mehr wohlfühlten. Von da an ging fast alles wie von selbst. Mittlerweile begrüßten die Pinneberger auch Norman Baese (TuS Krempe), Steffen Maaß (FC Elmshorn), Mikail Pekdemir, Alexander Borck (TSV Winsen), Benjamin Brameier (Niendorfer TSV), Christian Kulicke (Altona 93/A-Junioren) und Daniel Zass (SV Blankenese) neu in ihren Reihen. Von der Zweiten kommen Christian Koster und dazu Keeper David Poerschke hoch, aus dem eigenen Nachwuchs drängte sich Martin Staegemann auf. Sportlich bitter ist der Verlust von Nikola Maksimovic, den Thomas Koster als Spielführer beerbte, Talent Jan Eggers (SV HR) und der Tugay-Brüder. Gianluca D'Agata sucht sein Glück bei Oberliga-Neuling SV Blankenese, nachdem er - auch verletzungsbedingt - die Erwartungen beim VfL nur selten erfüllte. Mit seinem Siegtor im vorletzten Spiel beim USC Paloma rettete er dem Team dann den Hintern.

In dieser Partie hatten endlich mal ausnahmslos alle gekämpft. Das ist der Geist, der auch in Zukunft weht, aber für gesetzte Akteure wie Dirksen (Zehenbruch) und Vollmer (Muskelfaserriss) wird es bis zum Punktspielstart eng. Daniel Brehmer gilt als verletzungsanfällig. Das sind außer Brameier, dem Fischer eine "überragende Vorbereitung" bescheinigte, die Leitwölfe, die das Jungvolk (Borck, Kulicke, Hauswerth, Staegemann) an die Hand nehmen sollen. Gibt's noch mal ein Comeback von Spielmacher Can Ünlü, dessen Abwesenheit wegen seines Studiums von März bis Mai Punkte kostete? Das ist eine Frage, die sich Fischer nicht zu stellen scheint: "Der Pass liegt noch bei uns. Aber der Spieler trainiert kaum. So wird er uns vermutlich nicht helfen können." Dass er das interne Betriebsklima mittlerweile als "prächtig" bezeichnet, hat nichts zu sagen. Gab es jemals einen Trainer, der vor dem Saisonstart etwas anderes behauptete? "Hosen runter" heißt es schon im ersten Punktspiel, das die Pinneberger am 3. August (17 Uhr) im eigenen Stadion gegen Meister FC Elmshorn bestreiten.

Das Aufgebot, Tor: Norman Baese, Tim Brüggemann, Sascha Dittrich, David Poerschke; Abwehr: Philip Hauswerth, Florian Holstein, Fabian Knottnerus, Steffen Maaß, Mark Müller, Martin Staegemann, Tim Vollmer, Jan-Philipp Zimmermann; Mittelfeld: Alexander Borck, Benjamin Brameier, Daniel Brehmer, Christian Dirksen, Christian Koster, Christian Kulicke, Flemming Lüneburg, Sascha Richert, Daniel Zass; Angriff: Sören Badermann, Artur Frost, Thomas Koster, Mikail Pekdemir. HA-Prognose: Der VfL hat's wieder nicht leicht. Das sind die nackten Tatsachen.