Landesligist Wedeler TSV will nach drei miesen Spielzeiten endlich in sichere Gefilde und vor allem attraktiver spielen

Wedel. Den 11. August sollten die Landesliga-Fußballer des Wedeler TSV in ihrem Terminkalender mal mit einem doppelten Kreuz versehen. Thorsten Zessin, die anderen 50 Prozent neben Heiko Barthel im Cheftrainer-Team, wird dann 37. Als Geburtstagsgeschenk kommen nur drei Zähler auswärts gegen den SV Lurup infrage.

Doch als ob das so einfach wäre. Zessin junior, dessen Vater Walter, 63, auch nach drei miesen Spielzeiten unerschüttert als Ligaobmann weitermacht, hat sich genau mit den 16 Teams der Hammonia-Staffel beschäftigt. Den Kreis der Titelanwärter kann er etwa abstecken, aber wer Punktelieferant sein soll, das erschließt sich ihm nicht.

"Die Aufsteiger sind alle stark. Es wird viele enge Spiele geben und die Teams werden in ihren Leistungen ganz nah beieinander sein", glaubt er. Hauptsache, seine Wedeler halten sich diesmal aus dem Abstiegskampf raus. Nach Leid und Elend in der Oberliga (2011) sowie zweimal Nägelkauen in der Landesliga (2012, 2013) ist der Bedarf der Familie Zessin an sportlichen Dramen allmählich gedeckt. "Schenkt uns doch endlich mal eine sorgenfreie Saison", fleht Susanne Zessin, die fußballbegeisterte Dame des Hauses.

Sohn Thorsten erinnert sich noch mit Grausen und will am liebsten nichts mehr vom Krampf der zurückliegenden Spielzeit wissen: "Es ging nur noch darum. Pünktchen zu sammeln. Hier eines, da eines." Beim Bälle-Rauskloppen wurde dann sogar Heiko Barthel, mit 38 Jahren unverzichtbar. Spielerische Leichtigkeit? Fehlanzeige. Die Verletzungen von Anton Freundt und Manuel Henkel, die Formkrise des Mark Hinze, der plötzliche Ausstieg des Marcel Plewka taten ein Übrigens. Walter Zessin wehrt sich dagegen, den Kader schlecht geplant zu haben. "Wir können auch acht Stürmer verpflichten. Aber wenn sich sieben davon das Bein brechen, dann ist das nicht vorhersehbares Pech", rechtfertigt sich der "Macher".

Es ging übrigens schon wieder los in der Vorbereitung auf die bevorstehende Runde. Anton Freundt läuft Marathon, doch das hat nichts mit Ausdauertraining zu tun. Der Stürmer konsultiert einen Arzt nach dem anderen, in der Hoffnung, dass sich jemand einen Reim auf die Anfälligkeit seines entzündeten linken Kniegelenks machen kann. Noch liegen die Resultate einer Blutuntersuchung, von der er sich Aufschluss verspricht, nicht vor. Mit Knieproblemen kehrte auch Davor Celic aus seinem Urlaub in Slowenien zurück. In der 1. und 2. Liga seiner Heimat bestritt der 30 Jahre alte Serbe 117 Spiele. Über Umwege (Nikola Tesla) wendete er sich wieder dem TSV zu - der letzte Mohikaner des Aufgebots, das 2011 um einen Treffer den Oberliga-Klassenerhalt verpasste. "Er kann eine Riesenverstärkung sein", sagt Thorsten Zessin über den Ex-Profi, doch dasselbe trifft auch auf die restlichen Neuen zu. Der eisenharte, gleichzeitig technisch beschlagene Ziyed Hassani (TuS Osdorf), der flinke Khalid Atamimi (HR), Wunschspieler Hendrik Ebbecke und Akgül Poyraz (Teutonia 05) waren in ihren bisherigen Teams absolute Leistungsträger.

Am erfahrenen Christopher Dobirr weiß Heiko Barthel seit der gemeinsamen Zeit beim VfL Pinneberg ganz genau was er hat. Der Verdacht auf einen Zehenbruch im Testspiel gegen die SV HR II bestätigte sich übrigens nicht. Dobirr erlitt allerdings einen Kapselriss - um die Empfehlung einer dreiwöchigen Pause glatt zu ignorieren: "Ich habe keine besonderen Schmerzen, also will ich spielen." Auf die Zähne zu beißen, das wird nun aber auch von Felix Mühlich, 20, erwartet. Setzt er sich diese Saison nicht durch, dann ist der umjubelte Torschütze des Jubiläumsspiels der Stadt-Auswahl gegen den FC St. Pauli am 27. Juli 2012 (1:19) in der Landesliga kläglich gescheitert.

Sogar der mit Manuel Henkel befreundete Sebastian Loether (TuS Hamburg) konnte in der Einspielphase überzeugen. "Soll ich mal ehrlich sein?", fragt Loether. Wir bitten darum. "Das schönste am Amateur-Fußball ist doch, wenn man hinterher mit den Teamgefährten noch gemütlich zusammensitzt." Henkel überzeugte ihn davon, dass viele beim Wedeler TSV inzwischen ähnlich denken. Mit einbezogen sind die Fans, die von der Mannschaft auch schon mal einen Kasten Bier spendiert bekommen. Gönner Rolf Lau gibt immer einen aus, auch nach Niederlagen, von denen es nun weniger als Siege geben soll.

Das Aufgebot des Wedeler TSV:

Tor: Oliver Firgens, Kadir Katran. Abwehr: Davor Celic, Mahmoud Djebbi, Christopher Dobirr, Dominik Lange, Sebastian Loether, Felix Loyal, Christian Stock. Mittelfeld: Khalid Atamimi, Khaled Belkhodja, Ziyed Hassani, Björn Kaland, Dirk Hellmann, Manuel Henkel, Felix Mühlich, Akgül Poyraz, Marc Rupscheit, Daniel Struve. Angriff: Hüseyin Ayik, Hendrik Ebbecke, Anton Freundt, Mark Hinze. HA-Prognose: Es macht wieder Spaß, das renovierte Elbestadion zu besuchen. Die Zeit des Angsthasen-Fußballs ist vorbei - Platz 7 oder 8.